Auch Gwyneth Paltrow ist Fan!

Scheinfasten: Die Hollywood-Trend-Diät im Check

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Gwyneth Paltrow und ihre Hollywood-Kolleginnen schwören auf die verjüngende „ProLon“-Kur. Wir verraten, was es mit dem Diät-Trend auf sich hat, und wie der Scheinfasten-Detox dem Körper guttut.

Frühjahr 2020, Santa Monica, Kalifornien. Im Headquarter von Gwyneth Paltrows Wellness-Imperium Goop trifft ­eine große weiße, durchaus schwere Box ein. Der Inhalt: Keine ­Designerkleidung, sondern Designer­ernährung. Sie stammt aus dem nur wenige Kilometer entfernten Labor der UCLA (University of California L.A.) – entwickelt vom italienischen Arzt Valter Longo.

In der Box findet Paltrow fünf weitere, kleine Boxen, beschriftet mit Zahlen von 1 bis 5. In jeder der Schächtelchen befindet sich die gesamte Nahrung für je einen Diättag: Nussriegel, Packerlsuppen, Tees, Oliven und Spezialshots, die Gwynnies Körper jeden Tag mit 700 bis 1.100 Kalorien versorgen werden.

Paltrow lässt noch einen Bluttest machen, um ihr biologisches Alter zu bestimmen. Dann legt sie los. Das „Ernährungsregime“, so wird sie später in ihrer Netflix-Sendung „The Goop Lab“ sagen, war nicht einfach. Doch die Ergebnisse: „Verblüffend!“ Der Bluttest danach zeigte, dass sie in fünf Tagen ihr biologisches Alter um 1,7 Jahre gesenkt hat. Die „ProLon“-Diät wird weltberühmt.

Scheinfasten: Was ist das genau?

Der Mechanismus hinter der Diät wird als Scheinfasten („Fasting Mimicking Diet“) bezeichnet. Entdeckt wurde er von Prof. Longo – führender Wissenschafter auf dem Gebiet des Alterns sowie altersbedingter Erkrankungen. Seit 30 Jahren beschäftigt er sich mit dem Einfluss von Kalorienzufuhr und -reduktion auf die Gesundheit. Ein Zuviel schadet und beschleunigt Alterungsprozesse. Das Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2, Krebs, neurodegenerative und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Ein dauerhaftes Zuwenig schwächt und macht ebenfalls krank. Der Mittelweg, so schreibt Longo in „Iss dich jung“, seien regelmäßige kurze Fastenperioden, die ein körpereigenes Verjüngungs- und Recycling-Programm in Gang setzen – ohne zu belasten.

Scheinfasten: Die Hollywood-Trend-Diät im Check
© Getty Images
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Wie das Programm hochfährt

Wer fastet, setzt gleich mehrere gesundheits- und figurfördernde Prozesse in Gang. Hervorzuheben ist die erst kürzlich entdeckte Autophagie. Sobald die Energiezufuhr von außen stoppt, werden Zellen angeregt, unbrauchbar gewordene Bestandteile, den zellulären Müll, aufzufressen und in Energie zu verwandeln. So sichert die Zelle in entbehrungsreichen Zeiten ihr Überleben. Den gefährlichen Abfall wandelt die Zelle dabei nicht nur in Treibstoff um, sondern repariert sich damit selbst. Der Körper schützt sich so vor Krankheit und verjüngt sich.

Wie lange man mit Essen pausieren muss, um die Autophagie zu starten, konnte noch nicht erforscht werden. Langlebigkeitsexperten gehen davon aus, dass der Organismus einen oder sogar zwei Tage dafür braucht. Die Faustregel daher: Je länger die Fastenphase anhält, desto bessere Effekte. Wobei eine Kur aber fünf Tage nicht überschreiten sollte.

Als wirkungsvollste „Fasten“-Medizin gilt daher das Heilfasten, das – unter medizinischer Aufsicht – über mehrere Tage praktiziert wird. Mit der „Fasting Mimicking Diet“ hat Longo einen Hack entdeckt, der ein alltagstaugliches Heilfasten ohne Begleitung (Anm.: bei guter Gesundheit) ermöglicht und dem Körper sogar so viel Energie gibt, dass ein normaler Alltag möglich ist.

Eine spezielle Ernährung bzw. Longos (klinisch getestete) „ProLon“-Boxen enthalten eine genau abgestimmte Zusammensetzung an Nährstoffen, die in den Fastenzustand katapultiert. Dem Organismus wird eine komplette Nahrungskarenz vorgetäuscht, obwohl man vier Mahlzeiten täglich zu sich nimmt. Ein Täuschungsmanöver also. Longo empfiehlt die Diät zur Unterstützung von Therapien bei Erkrankungen, wie u. a. Diabetes, aber auch zur Prävention (alle 6 Monate), um Gewicht, Heißhunger und Hormone zu regulieren und dem Body wohlverdientes Detox zu gönnen.

Wirkung

Das Fasten über mehrere Tage löst gleich mehrere positive Effekte aus: 

  • Autophagie: Die Zellreinigung, das körpereigene Recycling-Programm, wird angekurbelt.
  • Ketose: Der Körper bekommt keine Energie mehr in Form von Zucker. Daher muss er auf Fettreserven zurückgreifen – u. a. schmilzt Bauchfett so sehr effizient.
  • Wachstumspause: Insulinspiegel und das Wachstumshormon IGF-1 werden beim SF niedrig gehalten. Dadurch werden Alterungsprozesse verlangsamt.
  • Reset für den Lifestyle: Weniger Appetit, kleinerer Magen, weniger Gewicht.

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Wie es klappt

Es gibt zwei Optionen:

  1. Selber kochen: Mittlerweile gibt es mehrere Bücher zum Thema. Tipp: „Five Days Only. Das Scheinfasten-Kochbuch mit 60 neuen Rezepten“ von Barbara Becker und Franca Mangiameli.
  2. „ProLon“-Boxen: Enthalten die gesamte Nahrung für fünf Tage und werden nach Hause geliefert. Kostenpunkt: 179 Euro.  www.prolon-fasten.com

Wer darf die Diät machen?

„Alle gesunden und normalgewichtigen Erwachsenen zwischen 18 und 70 Jahren können sich der Scheinfasten-Diät (SFD) unterziehen“, so Prof. Longo. Trotz guter Gesundheit kann es zu Symptomen wie leichter Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder anderen Symptomen kommen. Dann sei es ratsam, einen Arzt aufzusuchen oder eine kleine, aber für die Beseitigung der Nebenwirkungen hinreichend große Menge an Fruchtsaft zu trinken.

Empfohlen nur unter Aufsicht:

  • Für Menschen über 70 empfiehlt sich die SFD nicht. Ausnahme: „Bei Übergewicht und Fettleibigkeit, wenn innerhalb der letzten fünf Jahre nicht mehr als fünf Prozent des Körpergewichts abgenommen werden konnten“, so Longo.
  • Bei Personen mit bestimmten Krankheiten (Prädiabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankung) – aber nur nach Zustimmung der jeweiligen Fachärzt:innen.

Nicht empfohlen für:

  • Schwangere
  • Untergewichtige/ bei Essstörungen
  • Personen über 70 und ältere, gebrechliche Menschen
  • Menschen, die unter Krankheiten leiden. Außer: behandelnde Ärzt:innen empfehlen ausdrücklich eine SFD. Die SFD darf z. B. unter keinen Umständen in Kombination mit blutzuckersenkenden Medikamenten durchgeführt werden!   
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