Darmkrebs

Minister als Mutmacher: Johannes Rauch über seinen Krebs

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Johannes Rauch war 2005 gerade erst 46, als bei ihm Darmkrebs diagnostiziert wurde. Im Buch „Mutmacher:innen“ erzählt er seine Geschichte und richtet eine wichtige Botschaft an alle.

Zuerst war da diese ungewohnte Müdigkeit. Das müsse der berufliche Stress sein, so der erste Gedanke von Johannes Rauch, damals Landtagsabgeordneter und Klubobmann (Die Grünen) in Vorarlberg. Dazu kam hin und wieder Durchfall und schließlich das ungute Gefühl, dass vielleicht doch etwas mit der Gesundheit nicht stimmt.

Johannes Rauch über die Diagnose

„Irgendwann war mir die Kombination aus all dem nicht mehr geheuer und ich ging zum Arzt. Nach einem auffälligen Blutbefund überwies er mich zur Abklärung ins Spital. Es folgten eine Reihe von Untersuchungen, am 16.12.2005 eine Magen- und Darmspiegelung. (...) Der Arzt eröffnete mir, dass sie einen Tumor im Darm gefunden hatten, den man bestrahlen und dann operativ entfernen müsse. In jedem Fall sei aber noch die Histologie abzuwarten. „Benebelt“ von der Anästhesie und den News wurde ich aufs Zimmer geschoben. Ich fühlte mich elend und wäre am am liebsten nach Hause gegangen. Natürlich blieb ich. Nach der Histologie, am 22.12.2005, der nächste Schock: T4, weit fortgeschritten, Lymphknotenbefall. Man müsse rasch operieren.“

Rauchs erster Gedanke galt seinen Kindern, die noch klein waren. Dieser Gedanke und das schlechte Gewissen, sich nicht eher einer Untersuchung unterzogen zu haben, bewegen ihn heute noch sichtlich, wie er bei der Präsentation des Buches „Mutmacher:innen“ (Echo medienhaus, 24,90 Euro) wissen lässt. Gemeinsam mit elf weiteren von Darmkrebs betroffenen Männern und Frauen erzählt der amtierende Minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz seine Geschichte. Rauch ging bereits damals offen mit seiner Diagnose um, zog sich aus dem politischen Tagesgeschäft zurück und richtete seine gesamte Kraft auf die Genesung. Auf die bevorstehende Operation bereitete er sich körperlich gut vor – machte mit Freunden noch eine Skitour auf die Löffelspitze.

Rauch über seine OP

„ Am 18.1. wurde ich operiert. Es war eine große, ausgedehnte und lange OP. Ich wachte als völlig verkabeltes Wesen auf, mit einer Schmerzpumpe und einem temporären künstlichen Darmausgang. Die erste Nacht war die Hölle, ich fand keinen Schlaf und hatte schlimme Schmerzen. Zudem konnte ich meinen rechten Fuß nicht bewegen und dachte, dass er dauerhaft gelähmt bleiben würde. Ich verbrachte einige Zeit im Spital, nahm stark ab, fühlte mich extrem schwach – was ja kein Wunder war."

Über die nachfolgende Chemo

„Ich war total schwach, hatte nur noch 56 kg und kam kaum die Treppen hoch. Das machte mich – als begeisterten Radfahrer und Bergsteiger – auch psychisch fertig. Aber ich gab nicht auf. Ich wollte unbedingt Dinge tun, die mir wichtig waren, wie wandern, Schwammerl suchen, raus in die Natur – jetzt halt alle drei Wochen mit der „Chemo-Pumpe“ umgeschnallt. Manche nannten das verrückt. Ich nannte es „jetzt erst recht“. Nach 5 Monaten wurde mein künstlicher Darmausgang rückoperiert und ich war zuversichtlich, dass dadurch alles wie früher funktionieren würde.“

Der Genesungsweg war im Rückblick ein langer und von vielen Tiefschlägen gepflastert. Mitte 2006 kam dann eine gute Nachricht.

Über das erste Aufatmen

„Nach den 12 Zyklen Chemotherapie stand die erste Kontrolluntersuchung an. Unweigerlich stellt man sich die Frage: „Was wäre, wenn ...?“ Aber es war alles in Ordnung und als Draufgabe erhielt ich noch eine weitere gute Nachricht: Anders als ursprünglich geplant, war keine Strahlentherapie notwendig. Bei den darauffolgenden Nachsorgeuntersuchungen war ich jedes Mal angespannt. Es wurde zwar mit der Zeit besser, aber wird wohl nie ganz vergehen.“

Die nachfolgende onkologische Reha sei eine gute Entscheidung gewesen. Rauch verließ sie mit neuer Kraft.

Über den Weg zurück in den Alltag

„Ich war entschlossen, jeden meiner Tage zu genießen. Ich wollte zufrieden sein, mit dem, was und wie es ist. Nach langem Aufstieg im Tiefschnee durch die Kromer-Lücke kriechen, auf die Südseite schauen, die Stille der Berge genießen und es immer wieder und immer noch schaffen.“

Diese Geschichte ist Rauchs ständiger Begleiter und er wird nicht müde auf die Vorsorge aufmerksam zu machen: „Ich hatte Darmkrebs und wäre fast daran gestorben. Wäre ich rechtszeitig zur Vorsorge gegangen, ich hätte mir – und meiner Familie – wirklich schlimme Jahre ersparen können. Wer vorsorgt ist auf der sicheren Seite."

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