Adipositas-Epidemie

Laut Studie: Das ist der Hauptgrund für Übergewicht

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Zwar gibt es gewisse genetische Veranlagungen für Übergewicht, doch der starke Zuwachs in der westlichen Welt weist auf einflussreiche Umweltfaktoren hin. Eine US-Studie identifizierte nun den Kern zur Entstehung von Übergewicht.

Übergewicht und Adipositas haben in westlichen Ländern - wortwörtlich - stark zugenommen. Experten sprechen von epidemischen Ausmaßen. Ein nie endendes Angebot an Fast-Food-Restaurants und zunehmend ungesundes Essen in Supermärkten hat die Bäuche vieler Menschen schneller wachsen lassen, als es den meisten lieb sein dürfte. Laut der WHO betreffen Übergewicht und Adipositas fast 60 Prozent der Erwachsenen. Forschende der Universität Colorado entschlüsselten nun das Kernproblem der Epidemie. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Fruktose, auch bekannt als Fruchtzucker, ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung von Adipositas ist. 

Übergewicht oder Adipositas? Das ist der Unterschied

Adipositas ist eine chronische Krankheit, die als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts definiert wird. Zur Klassifikation des Körperfetts wird der Body Mass Index (BMI) genutzt. Dabei werden Werte oberhalb des Normalgewichts in Übergewicht und verschiedene Schweregrade einer Adipositas eingeteilt:

  • BMI unter 18,5; Untergewicht
  • BMI 18,5 – 24,9: Normalgewicht
  • BMI 25 – 29,9 kg/m2: Übergewicht
  • BMI 30 – 34,9 kg/m2: Adipositas Grad I
  • BMI 35 – 39,9 kg/m2: Adipositas Grad II
  • BMI > 40 kg/m2: Adipositas Grad III 

Sowohl Übergewicht als auch Adipositas sind ein bekannter Risikofaktor für ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem wird Adipositas als eigenständige Krankheit angesehen, Übergewicht nicht.

Laut Studie: Das ist der Hauptgrund für Übergewicht
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× Laut Studie: Das ist der Hauptgrund für Übergewicht

Viele Ursachen für Adipositas

Warum Menschen adipös werden, lässt sich nicht nur auf einen Faktor zurück führen. Der eigene Lebensstil, psychosoziale und umweltbedingte Faktoren gehen bei der Entstehung von Adipositas miteinander einher. In der Medizin gibt es mehrere Hypothesen zu der Entstehung von Adipositas.

  1. Ein bekanntes Modell ist etwa die Energiebilanz-Hypothese. Sie besagt, dass der häufigste Grund für Übergewicht eine positive Energiebilanz ist. Bedeutet: Menschen nehmen über die Nahrung mehr Energie auf, als sie benötigen. Nicht benötigte Energie speichert der Körper dann als Fettgewebe ab.
  2. Die Protein-Leverage-Hypothese beschreibt, dass die Veränderung des Verhältnisses von Protein zu Kohlenhydraten und Fetten eine wichtige Rolle bei der Menge der Energiezufuhr spielt. Demnach würde ein Mensch so lange essen, bis er seinen Proteinbedarf gedeckt hat. Isst jemand jedoch proteinarm, regt das den Körper an, mehr Energie zu sich zu nehmen, als er braucht.
  3. Das Kohlenhydrat-Insulin-Modell beschreibt, dass eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr mit einer erhöhten Insulinausschüttung einhergeht. Dadurch schießt das Hormon bei der Erfüllung seiner Aufgabe, die Zellen dazu anzuregen, Zucker einzulagern, über das Ziel hinaus. Der Blutzuckerspiegel sinkt, das Gehirn glaubt es gäbe zu wenig Energie. Um uns vor dem Verhungern zu schützen, schaltet das Gehirn in den Energiesparmodus, man möchte sich weniger bewegen und bekommt Appetit auf energiereiche Speisen.

Studie identifiziert Fruktose als Kern aller Adipositas-Hypothesen

Die Forschenden der US-Studie sehen alle drei Hypothesen als weitestgehend korrekt an. Gemäß den Forschenden der Studie können alle Hypothesen in der von ihnen erforschten Fructose-Survival-Hypothese vereinheitlicht werden.

Wenn der Körper Fruktose verstoffwechselt, verringert sich die aktive Energie, die als ATP (Adenosintriphosphat) bekannt ist. Dies führt zu Hunger und einer erhöhten Nahrungsaufnahme. ATP wird als "Energiewährung" der Zellen betrachtet. Genauer gesagt kann Fruktose den ATP-Spiegel in der Zelle senken, indem sie die Funktion der Mitochondrien hemmt und gleichzeitig den "ATP-Nachschub" aus den Körperfettreserven blockiert. Der niedrige intrazelluläre ATP-Spiegel führt zu einem verstärkten Verlangen nach fettreichen, energiereichen Lebensmitteln. Die Hypothese betont die Rolle von Kohlenhydraten bei der Stimulierung zur Nahrungsaufnahme, während Fett hauptsächlich als Energiequelle fungiert. Infolgedessen ist Adipositas eine Störung des Energiestoffwechsels, bei der die verfügbare Energie bzw. ATP trotz einer erhöhten Gesamtenergiezufuhr gering ist. 

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