Lichtverschmutzung

So schädlich sind Handy, Computer & Co. für unsere Gesundheit

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Künstliches Licht - ob durch Handy, Tablet, Computer oder Straßenbeleuchtung - führt zu Schlafproblemen, Diabetes und sogar einem erhöhten Krebsrisiko. Das belegt nun eine Studie der MedUni Wien.

Seit etwa zehn Jahren steigt das Ausmaß der elektrischen Beleuchtung in der Nacht jährlich um fast zehn Prozent. Das hat vor allem auf jene 4,4 Milliarden Menschen weltweit Einfluss, die in Städten leben. Übermäßige nächtliche Lichtexposition kann nicht nur zu Schlafstörungen führen, sie erhöht auch das Risiko für Erkrankungen wie z. B. Adipositas, Depressionen, Diabetes oder Krebs.

Die im Fachmagazin "Science" erschienene Studie der MedUni Wien verdeutlicht die schädlichen Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf unsere Gesundheit.

So schadet künstliches Licht unserer Gesundheit

Zu viel künstliches Licht in der Dunkelheit, so die Forschung, kann die zirkadiane Physiologie („Biorhythmus“) und damit jene Körperfunktionen beeinträchtigen, die durch den Wechsel zwischen Tag und Nacht getaktet werden. So werden z. B. der Schlaf oder die Produktion von Hormonen beeinträchtigt, was zu einer Reihe von chronischen Erkrankungen führen kann.

Darüber hinaus bedeutet die übermäßige nächtliche Lichtexposition Stress für das visuelle System, was ebenfalls Auswirkungen auf den ganzen Körper haben kann. Denn selbst durch für Schlafende unbemerkte visuelle Reize können Prozesse in Gang setzen, die lebenswichtige Erholungs- und Reparaturmechanismen stören. Auch die Entstehung von Herz- Kreislauferkrankungen oder Krebs werden mit der Einwirkung von künstlichem Licht in der Nacht in Verbindung gebracht. Belegt ist etwa das erhöhte Krebsrisiko bei Menschen, die regelmäßig nachts arbeiten. Nächtliche Lichtexposition schwächt außerdem das Immunsystem und gilt als Risikofaktor für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas und Depressionen.

Unser Körper ist beinahe dauerhaft künstlichem Licht ausgesetzt. Dies beeinflusst nicht nur unsere psychische Gesundheit, sondern kann auch zu chronischen Krankheiten beitragen.

Unser Körper ist beinahe dauerhaft künstlichem Licht ausgesetzt. Dies beeinflusst nicht nur unsere psychische Gesundheit, sondern kann auch zu chronischen Krankheiten beitragen.

© Getty Images
× Unser Körper ist beinahe dauerhaft künstlichem Licht ausgesetzt. Dies beeinflusst nicht nur unsere psychische Gesundheit, sondern kann auch zu chronischen Krankheiten beitragen.

So können Sie sich schützen

Nächtliche Beleuchtungssperren etwa bei Sehenswürdigkeiten, wie sie in manchen Städten in Folge der Energiekrise eingeführt wurden, sehen die Forscher:innen als Schritt in die richtige Richtung. Aber auch innerhalb der eigenen vier Wände können Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit ergriffen werden und einen Beitrag zur Prävention leisten:

  1. Bernsteinfarbene, warmweiße statt stark blauhaltige Lichtquellen in der Nacht
  2. Keine künstlichen Lichtquellen im Schlafzimmer (z.B. Computer, Fernseher, Handy) - denn selbst wenn diese abgedreht sind, beeinflussen indirekte Lichtquellen unseren Körper
  3. Eine Stunde vor dem Zubettgehen auf Blaulicht-Quellen verzichten
  4. Vorhänge oder Jalousien schützen vor künstlichen Lichtquellen (z.B. Straßenbeleuchtung) von außen.

Maßnahmen zur Reduzierung von Lichtverschmutzung nötig

„Die Studien zu den Auswirkungen von nächtlicher Lichteinwirkung zeichnen ein beunruhigendes Bild“, sagt Eva Schernhammer vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien als eine der Erstautor:innen der Übersichtsarbeit. Allerdings stellten Schernhammer und ihre Kolleg:innen im Rahmen ihrer Analyse uneinheitliche Vorgangsweisen bei den Forschungen fest, die zu teilweise abweichenden Ergebnissen führen.

„Vor dem Hintergrund der zunehmenden Problematik plädieren wir daher dringend für weitere wissenschaftliche Untersuchungen, die zum Beispiel Überlegungen zu individueller Lichtexposition auch in Innenräumen einschließen“, so Schernhammer. Eine eindeutige Studienlage sei nötig, um gesicherte Empfehlungen für eine gesündere nächtliche Außenbeleuchtung formulieren zu können und politisch Verantwortliche von Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung zu überzeugen. 

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