Jungbrunnen

Anti-Aging für den Darm: Das Geheimrezept für ein langes Leben

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Das Mikrobiom als Jungbrunnen. News aus der Forschung: Der Zustand unseres Darms wirkt sich darauf aus, wie rasch wir altern. Ein „junges“ Mikrobiom hält jung. So drehen Sie die Zeit zurück. 

Möglichst alt werden und die gesamte Lebensspanne in guter Gesundheit verbringen! Longevity, die Langlebigkeit, ist die große Sehnsucht unserer Gesellschaft – eine Gesellschaft, die alles hat und dies möglichst lange auskosten will. Die Langlebigkeits-Forschung entwickelt sich seit einigen Jahren – seit der Sensationsentdeckung des Zellreinigungsprogramms Autophagie – zu einer der bedeutendsten Sparten in Wissenschaft und Medizin.

Ein „Heilmittel“, das den Zellverfall im Organismus stoppen kann, ist derzeit noch nicht in Sicht. Aber die Wissenschaft kennt mittlerweile zahlreiche Schrauben, an denen jede Einzelne, jeder Einzelne Tag für Tag drehen kann, um dem steten Abbau entgegenzuwirken und die Zellregeneration zu unterstützen. Bewegung zählt dazu, ebenso Kältereize und allem voran eine Ernährung, die zellverjüngende Stoffe wie u. a. Spermidin enthält. Ein neuer Ansatz rückt nun den Darm beziehungsweise sein Mikrobiom in den Fokus.

Wie die Artenvielfalt im Darm das Altern beeinflusst

„Unser Darmmikrobiom – also Billionen von nützlichen Bakterien, die in unserem Darm leben – hat enormen Einfluss darauf, wie schnell wir altern“, erklärt Darm-Expertin Anita Frauwallner, Leiterin des „Institut AllergoSan“ in ihrem neuen Buch „Der Darm. Unser Jungbrunnen“. „Aktuelle Forschungen“, so die Autorin, „zeigen, dass die Vielfalt dieser winzig kleinen Mitbewohner in und auf uns maßgeblich daran beteiligt ist, wie lange wir leben, aber auch an welchen Krankheiten wir im Alter leiden – oder eben nicht. Denn unsere hilfreichen Darmbewohner beeinflussen neben unzähligen anderen Vorgängen in unserem Körper insbesondere auch unser Immunsystem sowie Entzündungsprozesse, die an so gut wie jeder altersbedingten Veränderung beteiligt sind.“

Ballaststoffe: Ein wirksames Anti-Aging-Mittel

Was lässt das Mikrobiom altern? Vom steten Abbau, der Ende 20 beginnt, bleiben auch Darmbewohner nicht verschont. Zudem reagieren sie empfindlich auf den modernen Lifestyle (industriell verarbeitetes Essen, Bewegungsmangel, chronischer Stress, zu gut gemeinte Hygiene) und gewisse Medikamente. „Die Vielfalt der Bakterien“, so Frauwallner, „nimmt immer mehr ab und damit auch die Funktionen des Körpers. Wie bei einem Kind, das in den ersten Lebensjahren eine noch unreife Darmflora besitzt, kann bei einem alten Menschen die Balance der verschiedenen Mikroben komplett entgleist sein und sich eine Dysbiose einstellen.“

Das bedeutet: „Es gibt zu wenige gute Arten, die als ,Polizisten‘ und ,Handwerker‘ für einen funktionierenden Organismus sorgen und stattdessen ein Übergewicht an Bakterienarten, die Toxine produzieren und die Kommunikation im Körper blockieren.“ U. a. können dann lebenswichtige Nährstoffe, wie Vitamine, nicht ausreichend aufgenommen werden. Rat der Expertin daher: „Kümmern Sie sich so früh wie möglich um Ihr Mikrobiom.“

Pro- & Präbiotika erhalten und fördern die Artenvielfalt im Darm – sie halten das Mikrobiom damit jung und fit.  

Pro- & Präbiotika erhalten und fördern die Artenvielfalt im Darm – sie halten das Mikrobiom damit jung und fit.  

© Getty Images
× Pro- & Präbiotika erhalten und fördern die Artenvielfalt im Darm – sie halten das Mikrobiom damit jung und fit.  

Der Darm ist, wie der gesamte Organismus, einem Alterungsprozess unterworfen. Das bedeute allerdings nicht, dass jeder Mensch früher oder später mit einer Dysbiose zu kämpfen hat. Wie immer spielt der Lebensstil eine gewichtige Rolle. „Betrachtet man“, so Frauwallner, „die Darmbakterienbesiedlung von gesunden, aktiv am Leben teilnehmenden Hundertjährigen, fällt auf, dass diese sich deutlich von der Darmbesiedelung wirklich stark gealterter und geschwächter Menschen unterscheidet. Die aktiven Hundertjährigen nämlich haben eine ganze Reihe wichtiger Bakterienarten in ihrem Darm erhalten können, von denen eine besonders positive Wirkung sowohl auf die Aufschließung der Nährstoffe als auch auf die Immunabwehr ausgeht.“

Wie lassen sich Bakterien erhalten?

„Wissenschaftliche Untersuchungen“, so die Autorin, „haben gezeigt, dass es im Wesentlichen zwei Wege dorthin gibt. Zum einen spielen die beiden häufigsten Bakteriengattungen im Darm, Bacteroides und Prevotella, eine zentrale Rolle. Diese erhält man sich einerseits durch eine reduzierte Menge an Fett und Zucker, die man täglich zu sich nimmt – Hundertjährige sind nie übergewichtig –, und andererseits durch ausreichend Ballaststoffe, welche die Vermehrung von wichtigen Bakterienarten der Gattung Prevotella fördern.“

Den Jungbrunnen in uns aktivieren – und zwar mit Genuss

Longevity-Experten empfehlen die Mittelmeerdiät. Wer sich mediterran ernährt, isst wenig Fleisch (Anm.: antibiotikabelastetes Fleisch schadet dem Darm) und viel Gemüse sowie Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse und Vollkorn. Genau diese Lebensmittel sind reich an Ballaststoffen und damit an Präbiotika. Zudem sind fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, die probiotische Bakterien enthalten, empfohlen. Generell gilt: Je vielfältiger die Ernährung ist, desto vielfältiger das Darmmikrobiom. Auch der Genuss mit lieben Menschen (reduziert Stress) ist ein Jungbrunnen. Darm und Hirn sind schließlich über die Darm-Hirn-Achse verbunden und die Psyche wirkt damit auf den Darm. Aber das ist eine andere Geschichte.

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