Innovative Therapien, Prävention & Diagnose

Neue Hoffnung bei Hautkrebs

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Die Überlebenschancen bei Hautkrebs haben sich deutlich gebessert. Verantwortlich dafür zeichnen moderne Therapien. Doch auch die Prävention und frühzeitige Diagnose der Krankheit sind von großer Bedeutung. 

Krebserkrankungen nehmen heute zu - das liegt unter anderem an der Umweltbelastung, an den Lebensgewohnheiten und an der älter werdenden Gesellschaft. Der Hauptrisikofaktor für die meisten Hautkrebstypen ist lange und intensive Sonnenlicht-Exposition. Durch Prävention - das heißt u.a. Sonnenschutz, Vermeiden langer Aufenthalte in der Sonne sowie jährliche hautärztliche Kontrollen - sollte man Hautkrebs idealerweise verhindern. Ist man von Hautkrebs betroffen, doch die Krankheit wird frühzeitig erkannt, ist in vielen Fällen eine vollständige chirurgische Entfernung der verdächtigen Hautveränderung möglich. "Aber auch in fortgeschrittenen Stadien sind die Chancen auf Heilung und Erhaltung der Lebensqualität dank innovativer Therapieoptionen erheblich gestiegen", informiert Univ.-Prof. Dr. Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien, Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs".

Verschiedene Arten von Hautkrebs

"Hautkrebs" ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche, bösartige Erkrankungen der Haut. Man unterscheidet zwischen dem schwarzen und weißen Hautkrebs, doch es gibt auch seltenere Formen wie etwa Merkelzellkarzinome, Haut-Lymphome sowie Angiosarkome. In Österreich sind im vergangenen Jahr 1.500 Menschen an einem malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) erkrankt. Dabei handelt es sich um einen Tumor, der von den pigmentbildenden Zellen der Haut - den Melanozyten - ausgeht. Bereits in frühen Stadien kann diese Krebsart Metastasen bilden, weshalb eine rasche operative Entfernung essenziell ist. "Der weiße Hautkrebs -dazu zählen etwa Basalzell- und Plattenepithelkarzinome - ist mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Menschen", so Dermatologe Univ.-Prof. Dr. Rainer Kunstfeld vom AKH Wien. Der Österreichischen Krebshilfe zufolge erkranken jährlich über 30.000 Menschen daran.

Fortschritte in der Therapie

Wie anfangs erwähnt, hat sich die Behandlung von Hautkrebs verbessert - sogar bei einigen sehr bösartigen Formen. Das liegt nicht zuletzt an innovativen Ansätzen wie der Immuntherapie. Diese nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebs zu bekämpfen.

Maligne Melanome können laut a.o. Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller, Uniklinik für Dermatologie, MedUni Wien, durch die kombinierte Immuntherapie Ipilimumab plus Nivolumab behandelt werden. Wie Langzeitdaten zeigen, sind mehr als 50 Prozent der Betroffenen nach einer Beobachtungszeit von mittlerweile 7,5 Jahren noch am Leben - sogar wenn sie bereits inoperabel metastasiert waren. „Vor 15 Jahren -zu Zeiten der Chemotherapie -waren es im besten Fall drei bis fünf Prozent", verrät der Arzt. Eine weitere -aktuell noch nicht zugelassene -Option ist die "Neoadjuvante Immuntherapie". Sie wird bereits vor einer geplanten OP angewendet. Die präoperativ begonnene Immuntherapie stimuliert laut einer Studie eine langfristig schützende Immunantwort und ist daher vielversprechend.

Basalzellkarzinom (Basaliom)

Der Tumor wird in der Regel unter örtlicher Betäubung vollständig operativ entfernt -die Heilungschancen liegen bei über 99 Prozent. Auch die lokale Strahlentherapie kommt laut Univ.-Prof. Kunstfeld oft zum Einsatz. Einzug in die Behandlung von weißem Hautkrebs halten dem Arzt zufolge Immuntherapien, die das Immunsystem gegen den Tumor aktivieren: "Beispielsweise ist der PD-1-Antikörper Cemiplimab seit knapp zwei Jahren zur Behandlung beim inoperablen, fortgeschrittenen Basalzellkarzinom zugelassen. Er muss im Drei-Wochen-Intervall ambulant in einem Hautzentrum infundiert werden", so der Mediziner.

Plattenepithelkarzinom (Spinaliom)

Standardtherapie ist auch bei dieser Krebsform die operative Entfernung. Aber auch Immuntherapien bekommen hier Univ.-Prof. Kunstfeld zufolge einen zunehmenden Stellenwert: "Der PD-1-Antikörper Cemiplimab ist bereits zugelassen. In klinischen Studien in Österreich werden aber auch schon neue Immuntherapiekombinationen aus PD-1 und sogenannten LAG-3-Antikörpern auf ihre Wirksamkeit getestet", so der Arzt.

Seltene Hautkrebsarten

Patient:innen mit Merkelzellkarzinom sprechen laut Prim. Priv.-Doz. Dr. Christian Posch, PhD, Leiter der Dermatologischen Abteilung Klinik Hietzing, auf die Immuntherapie in den meisten Fällen gut an. "Im Falle einer lokal fortgeschrittenen Erkrankung oder Fernmetastasierung, bei der eine Operation oder eine Strahlentherapie nicht mehr effektiv ist, können das körpereigene Immunsystem stimulierende Antikörper, sogenannte Checkpoint-Inhibitoren (z.B. Avelumab), eingesetzt werden", erklärt der Experte.

Angiosarkome werden zunächst chirurgisch entfernt, doch meist tritt die Erkrankung wieder auf. Laut Prim. Posch zeigen erste Studien, dass Immuntherapien bei manchen Patient:innen wirksam sein können.

Infos für Betroffene & Angehörige

Da umfassende, verständliche Aufklärung bei Krebs wichtig ist, veranstaltet der Verein "Leben mit Krebs" regelmäßig themenspezifische Infoabende. Sie sollen Betroffenen die Angst nehmen und ihre Bereitschaft erhöhen, Medikamente vorschriftsmäßig einzunehmen und damit eine gute Wirksamkeit zu erreichen", so Univ.-Prof. Kornek. Der nächste, kostenlose Infoabend findet am Donnerstag, 25. Mai 2023, von 17 bis 19 Uhr für Betroffene und Interessierte im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn statt. Die Vorträge werden auch online per Livestream übertragen. Die Anmeldung erfolgt unter: bit.ly/HautkrebsAwareness2023. Infos unter: www.leben-mit-krebs.at.

Hautkrebs: Die Typen

Malignes Melanom:

Der schwarze Hautkrebs kann bereits in frühen Stadien Metastasen bilden. Das Melanom ist ein Tumor, der von den pigmentbildenden Zellen der Haut (Melanozyten) ausgeht.

Neue Hoffnung bei Hautkrebs
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Weisser Hautkrebs:

Plattenepithelkarzinom (spinaliom): Entwickelt sich aus geschädigten Hautarealen -aus aktinischen Keratosen (Hautveränderung, Vorstufe von Krebs), die zu invasiven Plattenepithelkarzinomen werden. Basalzellkarzinom (basaliom): Am häufigsten tritt das Basalzellkarzinom auf den sogenannten "Sonnenterrassen" auf. Das sind unbedeckte Körperstellen, die der UV-Strahlung besonders intensiv ausgesetzt sind, wie Stirn, nicht behaarte Kopfhaut (Glatze), Nase, Ohren, Unterlippen, aber auch Nacken und Hände.

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Seltene Hautkrebstypen

Zu den seltenen Hauttumoren gehören u.a. Merkelzellkarzinome, Haut-lymphome sowie Angiosarkome. Sie machen nur etwa zwei Prozent aller bösartigen Hauttumoren aus, sind jedoch für bis zu 25 Prozent aller Hautkrebs-assoziierten Todesfälle verantwortlich. Merkelzellkarzinome: Betroffen sind v.a. Areale von UV-exponierter Haut. Charakteristisch ist ein halbkugeliger, glänzender, rötlich hautfarbener Tumor. Aufgrund des rapiden Wachstums werden die Patient:innen relativ rasch beim (Haut-)Arzt vorstellig. Haut-lymphome äußern sich durch Hautveränderungen, die nicht verheilen. Anfangs sehen sie wie ein Ekzem aus. Angiosarkome: Sehen wie rasch größer werdende blaue Flecken aus. Es handelt sich um sehr aggressive, schnell wachsende Tumoren, die auf einer Proliferation (schnelles Wachstum) von Gefäßzellen beruhen. Betroffen sind v.a. sonnenexponierte Stellen, aber auch Areale von vormaligen Bestrahlungstherapien, z.B. nach Brustkrebs.

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Hautkrebs: Risikofaktoren und Prävention

So beugt man vor

Risikofaktoren

Sonne. Für die meisten Hautkrebsformen ist lange und intensive Sonnenlicht-Exposition der Hauptrisikofaktor. Die Tumorbildung vermeidet man, indem man sich vor extremer und intensiver UV-Strahlung schützt und Sonnenbrände vermeidet: Das gelingt durch Sonnenschutz-Kleidung, Sonnencreme mit hohem UV-Schutz und indem man sich im Schatten aufhält. Langjährige Immunsuppresion kann ebenfalls die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind genetische Veranlagung oder erblich bedingte Erkrankungen und der Hauttyp. Denn bei Menschen mit heller Haut, hellen Haaren, hellen Augen und Sommersprossen kommt Hautkrebs häufiger vor als bei brünetten oder dunkelhaarigen Menschen mit dunklerer Haut.

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Kontrolle

Einmal jährlich sollte man sich von Dermatolog:innen von Kopf bis Fuß untersuchen lassen. Hautkrebs kann durch den Einsatz von Auflichtmikroskopie, digitaler Auflichtmikroskopie oder Ganzkörperscans erkannt werden. Bei Verdacht auf Metastasen können beim weißen und schwarzen Hautkrebs auch Computertomographie, Magnetresonanztomographie und Sonographie eingesetzt werden. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht in vielen Fällen die vollständige chirurgische Entfernung einer verdächtigen Hautveränderung -egal, ob diese (noch) harmlos oder bereits bösartig ist. Selbstuntersuchung. Es macht auch Sinn, selbst zweimal im Jahr die Haut auf Veränderungen zu untersuchen.
 

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