Trotz moderner Medizin

Diabetes: Immer mehr Zuckerkranke

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Moderne Medizin: Die einzelnen Patienten haben weniger Spätschäden oder erst später.

Die moderne Medizin bekommt die Zuckerkrankheit immer besser in den Griff. Trotzdem steigt die Zahl der von Spätschäden Betroffenen. Der Grund liegt einfach in der stark wachsenden Zahl der Diabetiker insgesamt. Das erklärte die Wiener Spezialistin Heidemarie Abrahmamian bei den Österreichischen Ärztetagen (bis 31. Mai) in Grado.

Senkung des Blutzuckerspiegels
Möglichkeiten zur Senkung des bei den Betroffenen krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegels gibt es - auch wenn die verwendeten Insuline und oralen Antidiabetika immer besser werden - seit Jahrzehnten. Doch mit dem längerfristigen Überleben liefen die Zuckerkranken in die mittlerweile viel größere Gefahr der Spätschäden hinein: frühe Atherosklerose mit Herzinfarkt, Schlaganfall, chronischen Nierenschäden, Netzhautschäden und arterieller Verschlusskrankheit in den Beinarterien. Mittlerweile sind die medikamentöse Behandlung hoher Cholesterinwerte, der Hypertonie und Lebensstilveränderungen (Rauchstopp, Bewegung) ebenso wichtig geworden wie die Blutzuckersenkung.

Entwicklung
Das hat auch seine Wirkungen gezeigt. In epidemiologischen Studien wurde belegt, dass noch 1990 rund 140 pro 10.000 Patienten und Jahr an einem Herzinfarkt starben, im Jahr 2010 waren es etwas mehr als 50. Ähnlich verlief die Entwicklung bei den Schlaganfällen. Immerhin haben laut einer groß angelegten Analyse, die im Jahr 2010 in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" erschienen ist, Zuckerkranke etwa das doppelte Risiko für einen Herzinfarkt, das 2,3-fache Risiko für den Tod durch eine koronare Herzkrankheit und weisen auch eine um den Faktor 2,3 erhöhte Gefährdung für Schlaganfälle auf. "Die Diabetiker leiden heute seltener an Spätschäden. Doch die Zahl der Diabetiker erhöht sich", betonte Heidemarie Abrahamian.

Für den individuellen Patienten ist die Entwicklung - so er sich an die entsprechenden Behandlungsempfehlungen hält - eindeutig positiv. Doch insgesamt steht die Welt vor einer enormen Herausforderung in Sachen Diabetes. Die Zahl der Patienten, vor allem der Typ-2-Diabetiker, bei denen die Krankheit durch Übergewicht etc. mitbedingt ist, steigt nämlich rasant. Daraus lässt sich auch auf in Zukunft mehr Betroffene mit Spätschäden rückschließen.

250 Millionen Zuckerkranke
Aktuell gibt es weltweit mehr als 250 Millionen Zuckerkranke. Die Internationale Diabetes Föderation (IDF) prophezeit bereits 380 Millionen Menschen mit der Zuckerkrankheit für das Jahr 2025. Die Zunahme ist vor allem durch mehr Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität bedingt, was speziell zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes anfällig macht.

In Österreich sind derzeit bis zu rund 650.000 Menschen und damit rund acht Prozent der Bevölkerung von Diabetes betroffen. Die Dunkelziffer ist hoch. Speziell der Ausbruch von Typ-2-Diabetes kann durch eine Lebensstiländerung zumindest hinausgeschoben werden. Ging man noch vor einigen Jahren von einem Anteil der Diabetiker an der österreichischen Bevölkerung von fünf bis sechs Prozent aus, wurden im aktuellen Österreichischen Diabetesbericht 2013 des Gesundheitsministeriums vom November vergangenen Jahres nunmehr die zitierten acht Prozent vermerkt. Nur bei rund 400.000 Betroffenen dürfte die Krankheit diagnostiziert sein. Gerade das aber fördert noch mehr das Auftreten von Spätschäden.
 

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