Experten schlagen Alarm

Erstes Land erlaubt Partydrogen wie MDMA als Medizin

Teilen

Als allererstes Land der Welt legalisiert Australien MDMA und Magic Mushrooms zur Behandlung von gesundheitlichen Beschwerden.

In Australien dürfen seit Monatsbeginn die Rauschmittel Ecstasy und Magic Mushrooms als Arzneimittel für therapeutische Zwecke eingesetzt werden. Down Under ist damit das erste Land der Welt, das die Partydrogen als Medikamente zugelassen hat.

Partydrogen zur Behandlung von PTBS und Depressionen

Das synthetische Amphetaminderivat MDMA, ein Bestandteil von Ecstasy, darf zur Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden. Der Wirkstoff Psilocybin, der in psychoaktiven Pilzen enthalten ist, ist zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen erlaubt.

MDMA und Ecstasy dürfen zur Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden.

MDMA und Ecstasy dürfen zur Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden.

© Getty Images
× MDMA und Ecstasy dürfen zur Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden.

MDMA löst bei Menschen Euphorie aus. Es werden Neurotransmitter wie Serotonin (auch "Glückshormon" genannt) ausgeschüttet, die die Stimmung deutlich heben. Psilocybin wirkt halluzinogen und ist bewusstseinserweiternd. Anders als andere Antidepressiva dämpft Psilocybin die Gefühlswelt aber nicht, sondern macht Emotionen und Sinneswahrnehmungen intensiver. Experten warnen aber vor möglichen Psychosen.

Magic Mushrooms dürfen zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen eingesetzt werden.

Magic Mushrooms dürfen zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen eingesetzt werden.

© Getty Images
× Magic Mushrooms dürfen zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen eingesetzt werden.

Scharfe Kritik von Experten

Aber Experten üben jetzt scharfe Kritik. Führende Psychologen und Neurowissenschaftler nahmen die australische Arzneimittelbehörde (TGA) ins Visier. Sie habe dem Druck von Öffentlichkeit und Lobbygruppen nachgegeben, "den Zugang zu diesen experimentellen Behandlungen außerhalb klinischer Studien möglich zu machen", hieß es in einem Beitrag, der im "Australian & New Zealand Journal of Psychiatry" veröffentlicht wurde. Es gebe noch keine ausreichenden Beweise, um einen umfassenden Zugang zu rechtfertigen, schrieb die Gruppe um Susan Rossell, kognitive Neuropsychologin am Swinburne"s Center for Mental Health.

Rauschmittel müssen psychotherapeutisch begleitet werden

Zwar seien erste Ergebnisse von Studien zum Einsatz der Rauschmittel vielversprechend, dennoch blieben viele Fragen offen. Eine Behandlung mit MDMA oder Psilocybin müsse zudem psychotherapeutisch begleitet werden, erklärten die Experten. "Die Forschung steckt diesbezüglich aber sicherlich noch in den Kinderschuhen."

Der australische "Guardian" zitierte einen TGA-Sprecher am Donnerstag mit den Worten, die Entscheidung der Behörde sei keineswegs von Lobbygruppen oder Medien beeinflusst worden. Die Vorteile einer solchen Behandlung bei einigen Patienten unter der Aufsicht eines autorisierten Psychiaters überwögen die möglichen Nachteile. Für einige behandlungsresistente Patienten seien die Substanzen womöglich die einzige Option, hatte die TGA ihren Beschluss im Februar begründet.

Es gelten strenge Vorschriften für die Vergabe der nötigen Erlaubnis: Psychiater, die die Wirkstoffe einsetzen wollen, müssen sich eine Genehmigung der TGA nach Prüfung und Zustimmung durch eine Ethik-Kommission einholen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.