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Carla Brunis Brustkrebs: So krank war sie wirklich

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1 von 8 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs – darunter Carla Bruni. Auf Instagram machte die Sängerin und Model ihre überstandene Brustkrebserkrankung öffentlich. Warum „ihr Krebs“ eine „günstige Diagnose“ ist und welche Rolle der Faktor Zeit spielt, verrät Prof. Sevelda. 

„Vor vier Jahren wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert“, outete sich Musikerin Carla Bruni auf Instagram. „Doch ich hatte Glück.“ Denn der Krebs war noch nicht aggressiv. Bruni geht jedes Jahr zur Mammografie. Das habe ihr das Leben gerettet, ist sie sich sicher. Durch die frühe Diagnose, schreibt sie, konnte sogar ihre Brust erhalten werden. 

 

gesund&fit bat den Präsidenten der Österreichischen Krebshilfe Prof. Dr. Paul Sevelda zum Interview und stellte ihm die wichtigsten Fragen zum Thema (hormonsensibler) Brustkrebs:

Etwa 75 Prozent der Brustkrebsdiagnosen sind auf hormonsensiblen Brustkrebs zurückzuführen.

Etwa 75 Prozent der Brustkrebsdiagnosen sind auf hormonsensiblen Brustkrebs zurückzuführen.

© Getty Images
× Etwa 75 Prozent der Brustkrebsdiagnosen sind auf hormonsensiblen Brustkrebs zurückzuführen.

Carla Bruni schreibt in ihrem Post über ihre Therapie: „Operation, Strahlentherapie, Hormontherapie – die üblichen Behandlungen bei dieser Art von Krebs.“ Welche Brustkrebsarten gibt es?
Dr. Sevelda:
Etwa 75 Prozent der Diagnosen sind auf hormonsensiblen Brustkrebs zurückzuführen. Weiters häufig (und besonders aggressiv) ist das triple-negative Mammakarzinom (TNBC). Hier liegt keine Hormonempfindlichkeit vor.

Was ist ein hormonsensibler Brustkrebs?
Dr. Sevelda:
Hormonsensibler Brustkrebs, so wie es bei Carla Bruni diagnostiziert worden sein dürfte, ist eine Krebsart, bei der die Tumorzellen Hormonrezeptoren aufweisen. Das Wachstum der Tumore ist dadurch von den weiblichen Sexualhormonen (Östrogen und Progesteron) abhängig. Das heißt aber nicht, dass der Tumor durch diese Hormone erzeugt wurde. Die Ursachen können vielfältig sein. Tatsächlich ist ein hormonsensibler Brustkrebs einer der „günstigsten“ Diagnosen, da diese Form auf eine Hormontherapie anspricht.

Was ist eine Hormontherapie?
Dr. Sevelda:
Eine Hormontherapie ist keine Behandlung auf Hormonbasis, wie es der Name vermuten lässt. Sie zielt stattdessen darauf ab, dass die körpereigenen Hormone ihre Wirkung verlieren. Diese Unterdrückung der Hormonproduktion verlangsamt das Wachstum und die Ausbreitung der Tumore. Es handelt sich also um eine Antihormontherapie.

Wie läuft eine Hormontherapie ab?
Dr. Sevelda:
Bei großen, hormonsensiblen Tumoren wird zuerst mittels medikamentöser Therapie versucht, diese zu verkleinern. Kleinere, hormonsensible Tumore werden meist sofort operativ entfernt. Wenn die Brust erhalten werden konnte, folgt dann die Bestrahlung. Diese dauert etwa drei Wochen. Zeitgleich kann bereits mit der Hormontherapie begonnen werden. Frauen, die den Wechsel bereits hinter sich haben, nehmen dazu täglich für fünf bis sieben Jahre Tabletten – Aromatasehemmer – ein. Jüngere Frauen werden zusätzlich mittels Spritzen (alle vier oder 12 Wochen – je nach Präparat) in einen vorzeitigen Wechsel versetzt. Die Nachsorge umfasst Untersuchungen im 3-Monats-Abstand. Nach drei Jahren finden diese nur noch halbjährlich und nach fünf Jahren jährlich statt.

Was begünstigt Brustkrebs?
Dr. Sevelda:
Je älter eine Frau ist, umso höher ist ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Grundsätzlich kann sich aber keine Frau sicher sein, dass sie nicht an Brustkrebs erkrankt. Die meisten Diagnosen können nämlich keinen konkreten Risikofaktoren zugeordnet werden. Nur etwa fünf Prozent der Fälle sind auf genetische Prädispositionen (Anm.: Veranlagungen) zurückzuführen. Diese sind dafür umso vorhersehbarer, denn: Wenn mehr als zwei Brust- oder Eierstockkrebsfälle in der Familie bekannt sind, liegt der Verdacht einer genetischen Mutation nahe. Kann diese tatsächlich nachgewiesen werden, spricht man von einem persönlichen Brustkrebsrisiko von 75 bis 80 Prozent. Eine Schwangerschaft kann das Risiko hingegen senken. Ebenso eine lange Stillzeit, eine späte Regelblutung und ein später Wechsel. Faktoren, die man man allerdings nicht beeinflussen kann.

Was kann man selbst tun, um das Brustkrebsrisiko zu senken?
Dr. Sevelda:
Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung gelten als beste Prophylaxe gegen Übergewicht. Und das ist ein besonders großer Risikofaktor für viele Krebsarten, ebenso das Rauchen sowie Alkohol. Die beste Vorsorge ist zudem die Mammografie. Wird der Krebs früh erkannt, steigert das die Heilungschancen erheblich. Zudem ist die Behandlung einer Vorstufe oder eines Frühstadiums für die Patientin weniger belastend als eine Behandlung eines spät entdeckten Tumors in einem dann womöglich fortgeschrittenen Stadium. Lesen Sie gleich links mehr zur Mammografie.

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