Achtung bei Makeup!

Warnung für Faschingskostüme: Gefährliche Inhaltsstoffe in Kinderkosmetik

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Im Fasching stehen Glitzer, Lipgloss und Schminksets bei Kindern hoch im Kurs. Doch können die Inhaltsstoffe dieser Produkte gefährlich sein? Forschende untersuchten Kinderkosmetika auf Konservierungsmittel, Farbstoffe, UV-Filter und Verunreinigungen. Knapp die Hälfte erhielt ein Verkaufsverbot!

Ob als Prinzessin, Löwe oder Spiderman: In der Faschingszeit stehen Kinder-Schminksets für alle möglichen Kostüme hoch im Kurs. Mit ein bisschen Farbe auf Gesicht und Nägeln verwandeln sich unsere Kleinen im Nu in bunte Fantasiegestalten. Doch ist diese Kosmetik überhaupt für Kinder geeignet? Wie sicher sind die Inhaltsstoffe? Schweizer Forschende haben Kinderkosmetika auf Konservierungsmittel, Farbstoffe, UV-Filter und Verunreinigungen untersucht. Dabei beanstandeten die Forschenden 21 Produkte (68 Prozent), 14 Produkte (45 Prozent) dürfen seitdem nicht mehr verkauft werden, bei drei Produkten erfolgten freiwillige Verkaufsstopps. 

Dr. Urs Hauri, Experte für Inhaltsstoffe in Kosmetik und stellvertretender Leiter Chromatographie des Schweizer Kantonalen Laboratoriums Basel-Stadt, nimmt die bedenklichen Produkte im Experten-Talk unter die Lupe.

Was wurde in Ihrer Untersuchung zu Kinderkosmetikprodukten kritisiert, und warum wurden sogar Verkaufsverbote verhängt?
Dr. Urs Hauri: Die Hauptgründe für die Verkaufsverbote waren unerlaubte Farb- und Konservierungsmittel sowie erhöhte Konzentrationen der verbotenen Stoffe Nitrosodiethanolamin, N-Methlypyrrolidon Form- und Acetaldehyd. Als Vollzugsbehörden sind wir dazu verpflichtet, risikobasierte Marktuntersuchungen durchzuführen.

Welche Inhaltsstoffe in den untersuchten Kinderkosmetikprodukten bereiten Ihnen die meisten Bedenken, und warum?
Dr. Urs Hauri:
Es sind nicht so sehr einzelne Stoffe, sondern vielmehr die Gesamtheit der Mängel, die uns Sorgen bereitet. Viele Produkte enthalten Farb- und Konservierungsmittel, die nicht zugelassen sind, ohne dass die verantwortlichen Firmen sich dessen bewusst sind. Hier gibt es eklatante Defizite in der Produktion und Qualitätssicherung – insbesondere bei Produkten für eine besonders sensible Bevölkerungsgruppe, nämlich Kinder. Akute Probleme könnten allergische Reaktionen auf Konservierungsstoffe wie stark allergene Isothiazolinone darstellen, die in sieben Sets nachgewiesen wurden.

Was für Konsequenzen können solche Falschdeklarationen für Verbraucherinnen und Verbraucher, insbesondere Kinder, haben?
Dr. Urs Hauri:
Die Deklaration der Inhaltsstoffe soll primär dazu dienen, Allergikerinnen und Allergiker vor ungeeigneten Produkten zu warnen. Falsche Deklarationen können bei dieser Personengruppe allergische Reaktionen auslösen.

Wie ist es möglich, dass trotz strenger Kosmetikverordnungen in der EU Produkte mit verbotenen Stoffen auf den Markt kommen?
Dr. Urs Hauri:
Die Verantwortung für die Rechtskonformität und Sicherheit der Produkte liegt bei den Firmen. Sie müssen die rechtskonforme Zusammensetzung und darauf basierend die Sicherheit der Produkte prüfen. Dies geschieht größtenteils, jedoch reicht eine bloße Prüfung auf dem Papier nicht aus, wenn Hauptbestandteile unbekannt sind. Eine umfassendere analytische Überprüfung der Produkte auf Übereinstimmung mit der Zusammensetzung wäre dann erforderlich. Insbesondere die verwendeten Farb- und Konservierungsmittel werden nicht ausreichend überprüft.

Können Eltern den auf der Verpackung deklarierten Angaben also nicht hundertprozentig vertrauen?
Dr. Urs Hauri:
Leider ist das der Fall. Wir möchten jedoch betonen, dass unsere Studie nicht repräsentativ ist. Die hohe Beanstandungsrate resultiert aus einer risikobasierten Probenahme. Andererseits ist festzustellen, dass einige Firmen ihre Produkte in den letzten Jahren deutlich verbessert haben.

Was können Eltern tun, um sicherzustellen, dass die Produkte, die ihre Kinder verwenden, den Standards entsprechen?
Dr. Urs Hauri:
Es gibt keine Garantie, aber die Erfahrungen der letzten zehn Jahre zeigen, dass die Rechtskonformität von in Europa hergestellten Produkten besser ist. Da kaum Informationen vorliegen, dass dekorative Kinderkosmetik speziell für die Gesundheitsbedürfnisse von Kindern hergestellt wird, könnte eine Alternative darin bestehen, Produkte für Erwachsene zu verwenden. Wer sicher sein möchte, dass Produkte den europäischen Standards entsprechen, sollte nicht auf Billigprodukte von E-Commerce-Plattformen zurückgreifen. Der Preis ist jedoch nicht immer ausschlaggebend für die Rechtskonformität, sondern eher das Renommee der Firma.

Warum ist es für Hersteller so schwierig, sich an gesetzliche Vorgaben zu halten, die das Wohl von Menschen und Umwelt im Fokus haben?
Dr. Urs Hauri:
Da bei dekorativer Kosmetik für Erwachsene eine bessere Rechtskonformität festgestellt wurde, kann das Problem nicht in der Gesetzgebung liegen. Vermutlich entsteht die Herausforderung daraus, dass sogenannte Kinderkosmetik oft von europäischen oder amerikanischen Handels- oder Spielzeugfirmen in Zusammenarbeit mit Lohnherstellern in China produziert wird. Häufig sind die Firmen, die Kinderkosmetik vertreiben, auf Spielwaren spezialisiert und nicht auf Kosmetik, wodurch es an nötigem Know-how im Kosmetikbereich fehlt.

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