Antibiotikaresistenz

Neue Waffe gegen Superkeime

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Bestimmte Peptide könnten gegen antibiotikaresistente Keime helfen

Bestimmte Peptide wirken antibakteriell und könnten gegen antibiotikaresistente Keime helfen, werden aber im Körper zu schnell abgebaut. Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs-und Forschungsanstalt (Empa) haben das Problem angepackt: Sie haben diese Peptide in eine Art Schutzmantel gehüllt.

Shuttlesystem "Nanocarrier" soll Peptide geschützt an ihren Zielort bringen

Da Bakterien zunehmend resistent gegen Antibiotika werden, suchen Forscher weltweit nach neuen antimikrobiellen Wirkstoffen. Eine Möglichkeit sind spezielle Peptide - kurze Eiweißketten -, die Bakterien abtöten. Allerdings haben sie im klinischen Einsatz bisher versagt: Sie werden aufgrund ihrer Struktur im menschlichen Körper relativ schnell abgebaut und können ihre Wirkung somit nicht entfalten.

Wissenschafter der Materialforschungsanstalt in St. Gallen haben mit Kollegen der Universität Kopenhagen eine Art Shuttlesystem entwickelt, das die Peptide geschützt an ihren Zielort bringt, wie die Empa am Dienstag mitteilte. Die "Shuttles" - genannt "Nanocarrier" - beruhen dabei auf speziellen strukturbildenden Lipiden, also Fetten.

Die "Nanocarrier" schließen die Peptide komplett ein, wie die Forschenden kürzlich im Fachblatt "Journal of Physical Chemistry Letters" berichteten. So eingehüllt sind die Peptide geschützt, bis sie ihren Zielort erreichen. Und nicht nur das: Wie die Wissenschafter in Laborversuchen feststellten, verstärkt die Lipid-Schutzschicht sogar die antibakterielle Wirkung der Peptide.

Auch Superkeime hätten so keine Chance

Damit ebnen die Forscher den Weg für den Einsatz dieser Peptide gegen Antibiotika-resistente Bakterien. Die Peptide zerstören nämlich die Hülle der Bakterien, wogegen sich auch resistente Superkeime nicht wehren können.

Nur eine vorübergehende Lösung

"Natürlich können sich die Bakterien irgendwann auch daran anpassen", ließ sich Studienleiter Stefan Salentinig von der Empa in der Mitteilung zitieren. Das ginge jedoch nicht von heute auf morgen und man hätte im Kampf gegen multiresistente Bakterien eine neue Waffe im Arsenal.

Als nächstes wollen die Forscher um Salentinig die "Nanocarrier" so verändern, dass sie ihren Inhalt zu einer ganz bestimmten Zeit freigeben - quasi auf Knopfdruck und nur bei Bedarf. Laut der Empa ist dies für den klinischen Einsatz enorm wichtig.

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