Früherkennung

Mit diesen Tipps senken Sie Ihr Diabetes-Risiko

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Am 14.11 ist Weltdiabetestag. Diabetes mellitus Typ 2 ist keine Einbahnstraße. Früherkennung und Lebensstilveränderungen, die auf eine langfristige Gewichtsreduktion abzielen, können die Erkrankung positiv beeinflussen.

in Österreich sind etwa 600.000 Menschen von Diabetes mellitus betroffen. Experten gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus. 90 Prozent der Erkrankten leiden an einem Typ-2-Diabetes, der durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet ist: Das Hormon Insulin wirkt nicht mehr richtig, somit kann der Zucker nicht aus dem Blut in die Zellen transportiert werden. In der Folge steigt der Blutzucker. Das Tückische: Die Erkrankung verursacht erst dann Symptome (vermehrten Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust), wenn der Blutzucker deutlich erhöht ist. Viele Betroffene wissen daher über Jahre hinweg nichts von ihrer Erkrankung – obwohl ein entgleister Zuckerstoffwechsel gerade im frühen, also prädiabetischen Stadium durchaus wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen wäre.

Früherkennung: oberste Priorität

„Erhöhte Blutzuckerwerte tun nicht weh. Auf Symptome kann man sich vor allem im prädiabetischen Stadium nicht verlassen“, bestätigt Dr. Florentine Schreiner, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie. Aus diesem Grund seien regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wesentlich. Ab einem Alter von 35 Jahren ist erstmals ein Diabetes-Screening empfohlen. Bei bestehenden Risikofaktoren – dazu zählen etwa ein BMI über 25, eine genetische Prädisposition, manifeste vaskuläre Erkrankungen, Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, körperliche Inaktivität, eine Fettlebererkrankung oder ein früherer Schwangerschaftsdiabetes – sollte bereits früher gescreent werden. „Sollte das Erstscreening unauffällig sein, wird empfohlen, dieses alle drei Jahre zu wiederholen. Sofern ein Prädiabetes festgestellt wird, sollten zumindest jährliche Kontrollen erfolgen“, erklärt Schreiner.

Am 14.11 ist Weltdiabetestag. Seit 1991 setzen sich Betroffene, Experten, Ärzte und Politikergemeinsam dafür ein, die Früherkennung & Behandlung von Diabetes mellitus zu verbessern.

Am 14.11 ist Weltdiabetestag. Seit 1991 setzen sich Betroffene, Experten, Ärzte und Politikergemeinsam dafür ein, die Früherkennung & Behandlung von Diabetes mellitus zu verbessern.

© Getty Images
× Am 14.11 ist Weltdiabetestag. Seit 1991 setzen sich Betroffene, Experten, Ärzte und Politikergemeinsam dafür ein, die Früherkennung & Behandlung von Diabetes mellitus zu verbessern.

Veränderungen des Lebensstils

Bei Prädiabetes sind in erster Linie Lebensstilveränderungen, die auf eine nachhaltige Gewichtsreduktion abzielen, entscheidend. Das Ziel: den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Eine Ernährungsumstellung ist die Therapie der ersten Wahl. Denn Übergewicht infolge von ungesunder Ernährung (und Bewegungsmangel) ist neben der Erbanlage der bedeutendste Risikofaktor für den Ausbruch von Diabetes mellitus. Schreiner dazu: „So zeigen auch zahlreiche Studien, dass z. B. Antidiabetika (Anm.: Diabetesmedikamente) alleine, so hilfreich sie sind, oft nicht ausreichen. Lebt man so weiter wie bisher, schreitet Diabetes mellitus häufig früher oder später voran – trotz moderner Medizin.“

Reduktion des Bauchfetts

Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) zeigt nun, dass vor allem die Reduktion des Bauchfetts entscheidend ist. Bei normalgewichtigen Menschen schüttet dieses viszerale Fettgewebe, das die inneren Organe auskleidet, Hormone aus, die den Appetit hemmen. Zu viel Bauchfett (über 102cm Taillenumfang bei Männern, über 88cm bei Frauen) kann hingegen entzündliche Prozesse fördern – und den Appetit stimulieren. Schreiner: „Zu viel Bauchfett entkoppelt den Appetit vom eigentlichen Energiebedarf. Das erklärt auch, warum eine anhaltende Gewichtsabnahme oft schwerfällt und warum es so wichtig ist, den Wunsch nach Gewichtsreduktion nicht zu bagatellisieren.“

Der Ausbruch von Diabetes mellitus Typ 2 ist durch frühzeitige Interventionen verhinderbar. 

Der Ausbruch von Diabetes mellitus Typ 2 ist durch frühzeitige Interventionen verhinderbar. 

© Getty Images
× Der Ausbruch von Diabetes mellitus Typ 2 ist durch frühzeitige Interventionen verhinderbar. 

Kleine Schritte, große Wirkung

Für eine effektive Gewichtsreduktion seien vor allem realistische Ziele wichtig. „Fünf bis zehn Prozent an Körpergewicht abzunehmen, reicht aus, um mit Diabetes mellitus verbundene Risiken deutlich zu reduzieren.“ Patienten und Patientinnen, die durch restriktive Maßnahmen in kürzester Zeit sehr viel abnehmen, hätten hingegen das Problem, diese Gewichtsabnahme nicht halten zu können – Stichwort Jojo-Effekt. „Gewicht abzunehmen, braucht Zeit. Wer sich darauf einstellt, beugt nicht nur Frustration vor, sondern nimmt erfolgreicher ab, da er seinen Lebensstil nachhaltig verändert“, so Schreiner.

Ernährung, Bewegung & Psyche

Und weiter: „Jeder, der schon einmal versucht hat, wenige Kilogramm abzunehmen und dieses Gewicht zu halten, weiß, wie herausfordernd das sein kann. Hier ist eine multidisziplinäre individuelle Unterstützung sehr wichtig.“ Neben einer Ernährungsumstellung und oft auch medikamentösen Therapie braucht es vor allem ausreichend Bewegung. „Viele Patienten, die ihr Wunschgewicht halten können, integrieren Bewegung aktiv in ihr Leben“, erzählt die Internistin. Denn zum einen hat man natürlich im Moment der körperlichen Aktivität eine negative Energiebilanz. Zum anderen erhöht man durch etwa Krafttraining Muskelmasse – und damit auch den eigenen Ruheenergieverbrauch.

Auch psychologische Unterstützung in Form von Maßnahmen zu Selbstbeobachtung, Stressmanagement und Stimuluskontrolle tragen zu einem gesünderen Lebensstil bei. Was es in jedem Fall braucht: Entstigmatisierung und Hilfestellung für die Betroffenen. Schreiner abschließend: „Ziel sollte es sein, sich durch einen gesunden und aktiven Lebensstil wohler zu fühlen und langfristig gesund zu bleiben.“ 

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