Risiken vorbeugen

Gendermedizin: Das müssen Frauen bei ihrer Gesundheit beachten

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Es gibt nicht nur anatomische Unterschiede zwischen Mann und Frau. Das weibliche Geschlecht wird auch anders krank. Das erfordert eine spezialisierte Diagnose und Therapie, um den Bedürfnissen gerecht zu werden. 

Bis vor kurzem wurde in der medizinischen Forschung der männliche Körper als Standard betrachtet. Dies führte dazu, dass Frauen in vielen Studien unterrepräsentiert waren und ihre spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse vernachlässigt wurden. Die aufstrebende Disziplin der Gendermedizin setzt sich gezielt mit dieser Ungleichheit auseinander und untersucht die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Gesundheit und Krankheit. Dieses Wissen kann für Frauen lebenswichtig sein, da es die organischen Unterschiede sowie Diagnosen und Therapien betrifft.


Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Die anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau sind bereits auf kleinster Zellebene deutlich und setzen sich fort. Werden diese geschlechtsspezifischen Aspekte und Risiken nicht angemessen berücksichtigt, besteht die Gefahr von Fehldiagnosen und unpassenden Therapien. Besonders die hormonelle Situation stellt eine Herausforderung in der Behandlung von Frauen dar. Es ist mittlerweile bekannt, dass die hormonellen Veränderungen, die Frauen monatlich und im Laufe ihres Lebens erleben, weitreichende Auswirkungen haben. Sie beeinflussen die Anfälligkeit für bestimmte Gesundheitsrisiken, die Reaktion des Körpers auf Therapien und die Art und Weise, wie sich Krankheitssymptome zeigen können.

Schützender Effekt

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Eine herausragende Bedeutung liegt beim weiblichen Sexualhormon Östrogen: Es unterstützt die Immunabwehr von Frauen und hat eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Allerdings bleibt dieser intrinsische Schutz nicht ein ganzes Leben lang aufrecht. Mit Eintritt des Wechsels sinkt der Östrogenspiegel kontinuierlich und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Das bedeutet in der Praxis, dass Frauen zwar durchschnittlich zehn Jahre nach Männern an Herzinfarkten erkranken, jedoch gleicht sich das Infarktrisiko ab den Wechseljahren dem der Männer an. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass Risikofaktoren wie starkes Übergewicht, Rauchen oder Störungen des Fettstoffwechsels bei Frauen gravierender ausfallen.

Zuckerkrankheit bei Frauen

Die spezielle Hormonsituation schlägt sich auch im Diabetes-Risiko nieder: „Frauen sind von der Krankheit anders und teilweise schwerer betroffen“, erklärt Dr. Kautzky-Willer. „Der größte Risikofaktor ist Schwangerschaftsdiabetes, der sich besonders häufig zu Typ-2-Diabetes entwickelt.“ Daneben wiegen auch andere Faktoren schwerer auf als bei Männern: „Der Bauchumfang ist bei Frauen ein sehr wichtiger Indikator für das Diabetesrisiko“, so die Medizinerin. Ein Bauchumfang von mehr als 88 Zentimetern gelte als erhöhtes Risiko. Auch Bewegungsmangel wirkt bei Frauen besonders „diabetesfördernd“.

Frauen sind anders krank

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Auch die Symptomatik von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellt Mediziner:innen vor eine Herausforderung. Herzinfarkt-Symptome etwa können bei Frauen anders ausfallen als bei Männern: Der typische Druckschmerz in der Brust kann gänzlich ausbleiben und der Infarkt sich in subtileren Symptomen wie Atemnot, Oberbauch-, Rückenschmerzen und Übelkeit äußern. Ein weiteres Problem in der Therapie sind Medikamenten-Dosen: Arzneimittel werden primär an Männern erforscht, gelten aber meist pauschal für Erwachsene. Der weibliche Stoffwechsel sowie viele Hormon- und Enzymaktivitäten funktionieren allerdings anders als bei Männern, was dazu beitragen kann, dass Medikamente anders verstoffwechselt werden. So können Über- oder Unterdosierungen sowie Nebenwirkungen entstehen.

Weitere Gesundheitsprobleme

Durch präventive Maßnahmen können auch die folgenden gesundheitlichen Risiken vermieden oder frühzeitig erkannt und behandelt werden:

Brustkrebs

Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebsdiagnose der Frau. Regelmäßige Selbstuntersuchungen sowie die zweijährliche Früherkennungsmammografie zwischen 45 und 74 Jahren sind essenzielle Gesundheitsmaßnahmen.

Unterleibskrebs

Regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen bei Frauenärzt:innen sind wichtig, um Veränderungen früh zu erkennen. Die HPV-Impfung schützt.

Osteoporose

Knochenschwund ist besonders unter älteren Frauen verbreitet. Die Knochen werden bei fortschreitender Erkrankung porös und können leichter brechen. Regelmäßige Untersuchungen und eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin-D ist entscheidend für die Erhaltung der Gesundheit.

Psychische Erkrankungen

Frauen haben ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen als Männer, was oft auf die Doppel- oder Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie, Haushalt und Pflege zurückzuführen ist. Stressbedingte Erkrankungen treten dadurch häufiger auf. Tendenziell begeben sich Frauen aber eher in professionelle Behandlung als Männer, was die Heilungschancen deutlich erhöht.

Gesundheit im Alltag fördern

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Ein gesunder Lebensstil wirkt langzeitlich. Darauf sollte man achten:

Schlafen

Der weibliche Körper durchlebt häufig hormonelle Veränderungen. Sehr wichtig für die sensible Balance und für die psychische Gesundheit ist viel hochwertiger Schlaf.

Kalorien & Nährstoffe

Der Grundumsatz von Frauen ist täglich ca. 500 Kalorien niedriger als jener von Männern, jedoch brauchen sie gleich viele oder sogar mehr Nährstoffe. Die Nahrung sollte daher kalorienarm, aber möglichst nährstoffreich sein.

Bewegung

Durch regelmäßige Bewegung senken Frauen eine Vielzahl an Risiken: Osteoporose, Übergewicht, Diabetes Typ 2, Stress, Herz-Kreislauf-Gesundheit u. v. m.

Auszeiten nehmen

Frauen tragen häufig eine Doppelbelastung aus Beruf und Familie. Häufige Auszeiten, aktives Entstressen und eine erfüllte Freizeit sind eine wichtige Gesund-Vorsorge.

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