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Vitamin C im Check: Mythos oder Wundermittel?

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Vitamin C wird oft als Wundermittel gepriesen, da es zahlreiche beeindruckende gesundheitliche Vorteile bietet. Warum der Vitalstoff zugeführt werden sollte und was das bringt.

Der Vitalstoff bietet erstaunlich viele gesundheitliche Vorzüge und wird häufig als Allheilmittel bezeichnet. Insbesondere während der Erkältungssaison gewinnt Vitamin C an Bedeutung, denn es stärkt die Immunabwehr. Aber welche Funktionen erfüllt der Vitalstoff noch in unserem Organismus und warum muss er dem Körper zugeführt werden? Ärztin für Allgemeinmedizin und Vitalstoffexpertin Dr. Doris Gapp klärt auf.

Menschen sind nicht in der Lage, Vitamin-C selbst herzustellen. Sie sind daher auf eine regelmäßige externe Aufnahme angewiesen – mittels Ernährung und eventuell Supplementation.   

Menschen sind nicht in der Lage, Vitamin-C selbst herzustellen. Sie sind daher auf eine regelmäßige externe Aufnahme angewiesen – mittels Ernährung und eventuell Supplementation.   

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× Menschen sind nicht in der Lage, Vitamin-C selbst herzustellen. Sie sind daher auf eine regelmäßige externe Aufnahme angewiesen – mittels Ernährung und eventuell Supplementation.   


Was ist Vitamin C? Ein Wundermittel?
Dr. Doris Gapp:
Vitamin C bzw. Ascorbinsäure ist ein Vitalstoff, der an zahlreichen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt ist und somit zwingend benötigt wird. Es unterstützt neben der Immunabwehr, auch das Zellwachstum sowie die Zellregeneration. Außerdem ist er an der Funktionserhaltung von Knochen und Bindegewebe sowie an der Wundheilung beteiligt. Im Unterschied zu den meisten Tierarten ist der Mensch jedoch nicht fähig, Vitamin C selbst zu produzieren und ist angewiesen auf die externe Aufnahme des lebenswichtigen Vitamins. Meistens genügt die Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung, doch nicht immer kann ausreichend aufgenommen werden. In diesen Fällen können hoch dosierte Tropfen, Tabletten oder eine Infusionstherapie mit Vitamin C sinnvoll sein.

Vitamin C wird auch als Anti-Aging-Mittel gehandelt.
Dr. Doris Gapp:
Es wirkt antioxidativ. Das bedeutet, es schützt den Körper vor freien Radikalen wie UV-Strahlung, Umweltbelastung, Stress, Rauchen... Um diesen Einflüssen entgegenzuwirken, setzt der Körper verschiedene Schutzmechanismen ein wie Vitamine. Ascorbinsäure ist ein Radikalfänger. Sie fängt Radikale, zerstört sie und schützt so vor oxidativem Stress, der in Zusammenhang mit dem Alterungsprozess sowie Krankheiten steht.

Wie äußert sich ein Vitamin-C-Mangel?
Dr. Gapp:
Klassische Anzeichen eines Vitamin-C-Mangels sind verringerte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung und oft auch Reizbarkeit. Vitamin C verbessert auch die Aufnahmefähigkeit von Eisen, weshalb bei Vitamin-C-Mangel oft auch Symptome von Eisenmangel auftreten können. Was meist nicht sofort bemerkbar ist, sind ein geschwächtes Immunsystem oder ein geschwächter Wundheilungsprozess. Wenn diese Symptome öfters auftreten, sollten Sie sich von einem Arzt durchchecken lassen, um alle Ursachen und mögliche weitere Folgen abzuklären. Der Vitamin-C-Mangel lässt sich durch hochdosierte Präparate oder Infusionstherapien sehr gut behandeln.

Wie reagiert der Körper bei einer Überdosis?
Dr. Gapp:
Bei einer Überdosis kann es in seltenen Fällen kurzzeitig zu Verdauungsproblemen und Durchfall kommen. Einige Menschen reagieren auch allergisch auf das Vitamin, meistens fällt es ihnen allerdings nicht auf. Typische Symptome einer Vit.-C-Allergie können Rötungen, Halskratzen, Bläschenbildung oder eine pelzige Zunge sein. Daher ist vor Verabreichung der Infusion unbedingt ein ärztliches Gespräch zu führen.

Was sind die Vorteile einer Vitamin-C-Infusionstherapie?
Dr. Gapp:
Bei Gabe einer Infusion gelangt das hoch dosierte Vitamin direkt über die Vene in den Blutkreislauf. Dies hat den Vorteil, dass eine viel höhere Dosis pro Zeiteinheit aufgenommen werden kann, als über die orale Zufuhr möglich ist. Oral eingenommen, kann das Vitamin über den Magen-Darm-Trakt nur in geringeren Mengen aufgenommen werden, ein Großteil wird ausgeschieden. Über die Infusionstherapie gewinnt man viel höhere Mengen an Vitamin C in nur kurzer Zeit direkt über die Blutbahn und der Magen-Darm-Trakt wird dabei umgangen. Nur ein sehr geringer Anteil wird über den Urin ausgeschieden. Wie stark das Vitamin bei der Infusionstherapie dosiert wird, definieren wir immer abhängig von den Symptomen. 

Wie läuft die Infusionstherapie ab?
Dr. Gapp:
Das hochdosierte Vitamin C wird über eine Infusion zugefügt. Die Behandlung ist bis auf einen kurzen Einstich in die Vene völlig schmerzarm sowie stressfrei und dauert etwa 30 Minuten. Ob die Behandlung wiederholt wird, kann individuell entschieden werden.

Muss man vor oder nach der Infusion etwas beachten?
Dr. Gapp:
Vor einer Vitamin-C-Infusionstherapie muss man nichts weiter beachten. Nach der Behandlung kann man direkt wieder dem gewohnten Alltag nachgehen. Es wird empfohlen, innerhalb der nächsten Tage viel Wasser oder Tee zu trinken.

Gibt es Risiken?
Dr. Gapp:
Natürlich führen wir vor einer Infusionstherapie ein ausführliches Anamnesegespräch und klären dabei auch alle Risiken und Nebenwirkungen ab. Die Vitamin-C-Infusionstherapie ist jedoch in der Regel sehr gut verträglich und es sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. In sehr seltenen Fällen können kurzzeitig Überreaktionen wie Schwindel oder Übelkeit auftreten. Bei Patient:innen mit Nierenproblemen raten wir von einer Infusionstherapie ab, um mögliche Bildung von Nierensteinen zu vermeiden.

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