Der Schulalltag 2020

Gesunder Schulstart

31.08.2020

Der Schulalltag 2020 wird nicht nur von viel Lernstoff und neuen Eindrücken, sondern auch vom Umgang mit der Pandemie geprägt sein. Im Schulstart-Extra finden Sie wertvolle Tipps, die Ihr Kind von Grund auf stärken und fit für die neue Normalität machen. 

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Auch wenn die Regierung für das neue Schuljahr „normalen Regelbetrieb“ ankündigte und sich im Vorfeld gegen großflächige Schulschließungen aussprach: Schüler und Eltern stehen vor zahlreichen Unbekannten. Neue Regeln und Vorsichtsmaßnahmen  bestimmen die neue Normalität – den Alltag mit Covid-19. 
 
Die Studienlage rund um das neue Coronavirus SARS-CoV-2 steckt noch in ihren Kinderschuhen. Fest zu stehen scheint jedoch, dass infizierte Kinder und Jugendliche vermutlich im Schnitt eine ähnlich hohe Viruslast wie Erwachsene hätten. Wenn in der kälteren Jahreszeit Koinfektionen wahrscheinlicher werden und insgesamt mehr gehustet und geniest wird, könnten auch die meist asymptomatisch erkrankten Kinder verstärkt zu „Treibern der Verbreitung“ werden. 
 
Dies verändert den Schulalltag grundlegend. Er wird geprägt sein von physischer Distanz. Voraussichtlich auch von Ungewissheit. Corona-Tests in Form eines „Gurgeltests“ (Anm.: siehe auch Infos Seite 14) – v.  a. im Rahmen von Screening-Programmen – werden am Stundenplan stehen. Als ob das nicht alles genug wäre: Mit Beginn eines neuen Schuljahres warten viele neue Gesichter, eine Flut an Informationen sowie Aufgaben. Der neue Lebensabschnitt verlangt Disziplin (der lateinische Ausdruck „disciplina“ bedeutet Schule), Stehvermögen und Sitzfleisch, was dem jungen Organismus Höchstleistungen auf allen Ebenen abverlangt. Ein Balanceakt, den es zu meistern gilt. Unterstützung dabei bietet ein gesunder Lebensstil: Dazu zählen eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Stressreduktion und die richtige Hygiene.
 
gesund&fit gibt auf diesen Seiten einen umfangreichen Überblick mit wertvollen Präventionstipps der Experten.
 
Gesundheitsrisiken erkennen …
… und zwar auch abseits von Corona! Regelmäßige Aktivität ist ein Lebenselixier für Jung und Alt. Eine aktuelle Untersuchung zeigt allerdings, dass Kinder, egal welchen sozioökonomischen Hintergrunds, bis zu 11,4 Stunden täglich sitzen. Weniger als ein Fünftel (17,4 Prozent erfüllt die WHO-Bewegungsempfehlung von täglicher körperlicher Aktivität im Ausmaß von mindestens 60 Minuten. (Quelle: BSO). Wird der aktivste Lebensabschnitt in Bewegungslosigkeit verbracht, schadet das dem Immunsystem, der Entwicklung und dem Wachstum enorm, da nahezu alle biologischen Systeme davon abhängig sind, in der angemessenen Weise beansprucht zu werden. Ein sich addierender Risikofaktor ist die moderne, industriell verarbeitete Ernährung. Diese zeichnet sich durch Nährstoffarmut, den Einsatz künstlicher Zusatzstoffe und einen hohen Anteil zumeist versteckter Zucker aus. Das Kind wird überernährt und unterversorgt, was in Kombination mit Bewegungsmangel zu Adipositas führen kann. „Übergewicht im Kindesalter“, so warnt Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm (MedUni Wien), Präsident des Ö. Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE), „kann lebenslange gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.“ 40 Prozent der Kinder an Wiens Schulen sind laut seiner Studien bereits betroffen.
 
Eine stabile Basis schaffen
Ernährung ist ein Schlüsselfaktor beim Erwerb von körperlicher sowie auch mentaler Stärke und beim Aufbau eines guten Immunsystems. Prof. Widhalm gibt links einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse. Vom erhobenen Zeigefinger rät der Spezialist ab und setzt stattdessen auf das moderne „Du darfst“-Prinzip der Harvard Medical School (siehe Tellermodell des ÖAIE links), das eine natürliche gemüse- und vollkornlastige Ernährung empfiehlt.
 
Aktiv für ein gutes Leben
Regelmäßige Aktivität stellt die zweite wichtige Säule für lebenslange Gesundheit dar. Sie unterstützt im Kampf gegen Kilos, ist wertvoller Verbündeter beim Auf bau des Immunsystems, des Bewegungsapparats (sorgt für starke Muskeln, Knochen, Sehnen und Gelenke) und beim Erwerb geistiger Fähigkeiten. Nach Erkenntnissen von Neurowissenschafterin Dr. Manuela Macedonia (Autorin von „Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke“; Brandstätter Verlag) regt moderater Ausdauersport wie z. B. Radfahren die Produktion von Immunzellen und Gehirnzellen an. Zudem gilt: Wer mehr sportelt, verbringt automatisch weniger Zeit vor PC, TV & Co. und hilft so dabei, den Rücken und die oft sehr strapazierten Augen gesund zu halten! Gehen gesunde Ernährung und eine aktive Freizeit Hand in Hand, kann eine solide Basis für ein starkes Immunsystem sowie ein aktives und erfülltes Leben geschaffen werden. 
Die alles bestimmenden Themen werden jedoch – gerade in den ersten Wochen – das Erlernen der richtigen Hygiene und der Umgang mit der neuen Normalität sein: Also regelmäßiges Händewaschen mit Flüssigseife und Wasser sowie ausreichend Abstand zu anderen halten. Eltern werden zur (noch) genaueren Beobachtung ihrer Kinder aufgerufen. Hat das Kind eine rinnende Nase, Husten, ist es verkühlt, hat es Fieber oder zeigt es unspezifische Zeichen eines Infekts wie Abgeschlagenheit? Im Zweifelsfall, also wenn es bei einem Kind Hinweise auf eine Coronavirus-Infektion oder eine andere Erkrankung gibt, dann sollte das Kind unbedingt zu Hause bleiben.
 

Die besten Tipps für lebenslange Gesundheit  

Ausreichend Bewegung

Regelmäßige Aktivität stärkt das Immunsystem, fördert die Entwicklung und macht fit fürs Leben.

Gut zu wissen:
Aktuelle Studienlage. „Je länger“, so Prof. Widhalm, „Kinder täglich vorm TV und PC sitzen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Übergewicht frühzeitig entsteht – so Studien.“ Bewegung hält nicht nur schlank, sie lässt, laut Neurowissenschafterin Dr. Manuela Macedonia, auch neue Gehirnzellen sprießen (Anregung der Neurogenese). Weiters unterstützt die Belastung den Knochen-, Sehnen-, Muskel- und Gelenksaufbau.
 
Empfohlener Bewegungsumfang 
Für die Allgemeingesundheit: Etwa eine Stunde pro Tag – egal, was für eine Art der Bewegung, ob es Fußball spielen ist oder einfach im Park herumzulaufen. Tipp zur Förderung der Denkleistung: Vier bis fünf Mal pro Woche Ausdauersport wie Radfahren oder Wandern anbieten.
 
Tipps für den Schulweg
Wie für Erwachsene gilt: Treppe ist besser als Lift. Und: Im Idealfall einen Teil des täglichen Weges per pedes absolvieren (z. B. eine Busstation früher aussteigen). Um den Bewegungsapparat zu schonen, sollte das Gewicht der Schultasche maximal 10 bis 12 Prozent des Körpergewichts ausmachen. Der Rücksack/die Tasche sollte zudem mit zwei Riemen getragen werden.

Bewegt im digitalen Zeitalter
Mehr als zwei Stunden täglich haben junge Menschen durchschnittlich ihr Smartphone oder Tablet im Einsatz. Das führt zu neuen „Kinderkrankheiten“. Die besondere Haltung beim Surfen und Swipen – der Kopf wird nach vorne geneigt – führt zu Nackenverspannungen, Nackenschmerzen und letztlich auch Kopf- und Rückenschmerzen. Bei dieser Haltung hängt die Halswirbelsäule in ihren Bändern, be- und überlastet diese bis zu einer chronischen Reizung. Daher: Ausgleich schaffen – wer Sport macht, schaut nicht aufs Handy!


Richtige Ernährung 

Grundlagen. So wird die Basis für lebenslange Gesundheit gelegt. Der Experte klärt auf:
gut zu wissen: Das „Du darfst“-Prinzip. Empfehlungen mit erhobenem Zeigefinger hält Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des Ö. Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE) und Initiator des Vorsorge-Projektes EDDY, für kontraproduktiv, wenn es darum geht, zu gesunder Ernährung zu animieren. Er setzt auf das „Du darfst“-Prinzip der Harvard Medical School. Eine Tellergrafik (o.) vermittelt praxisnah, welche besonders empfehlenswerten Nahrungsmittel auf den Tisch sollten und in welchem Verhältnis zueinander Gemüse, Obst, Getreideprodukte aus Vollkorn sowie gesunde Proteine stehen sollten. Das Konzept kommt ohne Verbote aus. „Schlechte Lebensmittel“, so Widhalm, „gibt es nicht. Es kommt auf die Gesamternährung an!“ Laut WHO sollte der Zuckerkonsum jedoch maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr ausmachen. Tipp: Die ideale Schuljause ist ausgewogen und abwechslungsreich. Vollkorngebäck mit Käse, Schinken, Kräutern und Müsli eignen sich gut; als Snacks: Obst und Gemüse.
 
Mahlzeitentakt 
Wie oft essen? „Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass Kinder eine bestimmte Anzahl an Mahlzeiten haben sollten. Manche frühstücken ungern, sie haben einen niedrigen Blutdruck. Es wäre nicht sinnvoll, ihnen Frühstück aufzuzwingen, sie sollten z. B. um neun, zehn Uhr essen“, so der Experte.

Warnzeichen erkennen
Ab wann ist ein Kind zu dick? Prof. Widhalm: „Wenn die Perzentilen 90 überschreiten. Diese Werte werden im Mutter-Kind-Pass nach der Untersuchung durch den Kinderarzt verzeichnet. Bei einem Wert über 97 liegt Adipositas vor, über 99,5 krankhaftes Übergewicht. Es empfiehlt sich, einen Kinderarzt mit Diplom für Ernährungsmedizin aufzusuchen. Beide Eltern müssen sich gleichermaßen informieren und engagieren.“
 
❯❯ Alltag mit Corona
 
Spielend Hygiene fördern
– Rituale fördern: Eltern können Hygiene vorleben. Etablieren Sie ein Händewasch-Ritual, das mehrmals täglich praktiziert wird. Kindgerechte Hilfsmittel wie z. B. der „COLOP Protect Kids Stamp“. Der Motiv-Stempel wird auf den Handrücken gestempelt und erinnert ans Händewaschen.
– Begrüßung einstudieren: Eine spielerische kontaktlose Begrüßung überlegen.
– „Weniger gewinnt“ – Spiel-Idee: Ziel ist, möglichst wenige Dinge anzugreifen. Das Kind soll mitzählen. Das motiviert, ­weniger zu berühren.
 
Worauf Eltern achten sollten
– Beobachten und schnell reagieren: Zeigt das Kind Symptome einer Erkrankung (z. B. Husten, Schnupfen, Fieber) oder fühlt es sich abgeschlagen oder auffallend müde? Bedenken Sie, dass Kinder häufig keine oder nur sehr milde Symptome zeigen, wenn Sie an Covid-19 erkrankt sind. Bei Symptomen sollte das Kind zu Hause bleiben. Kontaktieren Sie bei kleinstem Verdacht die Nummer 1450!
– Vorsicht bei Risikogruppen: Generell gilt höchste Vorsicht beim Kontakt zwischen Kindern und Risikogruppen – besonders dann, wenn das Kind Symptome zeigt.
 
Die neue Schulordnung
– Bei Corona-Verdachtsfall: Betroffene Person wird abgesondert. Gesundheitsbehörde „übernimmt das Kommando“, so Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) im Rahmen einer Pressekonferenz.
– Maskenpflicht? Soll es im Unterricht keine geben. Stellt die neue Corona-Ampel von „Grün“ auf „Gelb“ um, gilt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht abseits des eigenen Sitzplatzes. 
Ab Ampelfarbe „Orange“, die laut Faßmann „eine deutliche Ausweitung der Infektion“ bedeutet, wechseln die Sekundarstufen-II-Schüler dann in den „flexiblen“ Heimunterricht.
 
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