Es kann jeden treffen:

Volksleiden Depression

31.10.2014

Frauen erhalten die Diagnose Depression zwei- bis dreimal so oft wie Männer.

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Gerade im Herbst, wenn die Tage kürzer werden und draußen der vorherrschende Farbton das Grau des Nebels ist, schlägt sich das bei vielen Menschen auf die Stimmung. Lustlosigkeit, Erschöpfung, ständige Müdigkeit und Verzagtheit machen sich breit. Normalerweise hellt sich unsere Stimmung allerdings bei der Aussicht auf die schönen Dinge im Leben wieder auf. Wenn das allerdings nicht der Fall ist, kann die Ursache eine ernst zu nehmende Erkrankung sein: Depression.

Weit verbreitet

Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu 20 Prozent im Laufe ihres Lebens an einer Depression erkranken, nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen befindet sich in hausärztlicher Behandlung. Weil körperliche Begleiterscheinungen aber oftmals die Diagnose erschweren, erhält nur jeder Dritte dieser Patienten die korrekte Diagnose. Letztlich erhalten maximal zehn Prozent der Betroffenen eine Behandlung; dabei sind Depressionen der häufigste Grund für einen Suizid.

Entstehung

Die Entstehung einer Depression lässt sich nicht auf einzelne Ursachen zurückführen. Sie ist vielmehr das Resultat unterschiedlicher Faktoren. Einer davon betrifft den Stoffwechsel im Gehirn. So sind bei einigen depressiven Menschen die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin in geringerem Ausmaß vorhanden. Diese Botenstoffe spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung und Regulation von Gefühlen. Dieses Ungleichgewicht kann als Folge einer körperlichen Erkrankung vorkommen, beispielsweise bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente. Ein weiterer Risikofaktor liegt im Aufbau und in der Aktivität des Gehirns. Bei Betroffenen sind jene Regionen im Gehirn, die für die Entwicklung von Zielen und die Entstehung positiver Gefühle verantwortlich sind, weniger aktiv, Bereiche, die das Verhalten in neuen Situationen und bei Sozialkontakten steuern, sind weniger stark ausgeprägt. Überaktiv sind hingegen jene Gehirnstrukturen, die an der Erzeugung negativer Gefühle und Ausschüttung von Stresshormonen beteiligt sind. Weil die Krankheit familiär gehäuft auftritt, gehen Experten davon aus, dass eine Veranlagung zu Depressionen auch genetisch bedingt sein kann, sie also zu einem gewissen Maße vererbbar ist.

Neben diesen biologischen Faktoren können auch äußere Bedingungen zur Entstehung beitragen. Gerade in der dunkleren Jahreszeit, wenn das Sonnenlicht fehlt, macht sich das bemerkbar. Nicht zuletzt haben gesellschaftliche Umstände, Persönlichkeitsfaktoren und Lebensereignisse einen großen Einfluss.
Grundsätzlich ist also niemand davor gefeit, an Depression zu erkranken. Selbst Superstars, denen es an nichts zu mangeln scheint, haben immer wieder mit der anhaltenden Traurigkeit zu kämpfen. Zuletzt sorgte der tragische Selbstmord des Schauspielers Robin Williams für Schlagzeilen. Er sah den Freitod als einzigen Ausweg aus seiner Krankheit.

Risikofaktoren

Obwohl die Erkrankung jeden treffen kann, gibt es doch einige Persönlichkeitsmerkmale, die für ein erhöhtes Krankheitsrisiko sprechen.
Besonders gefährdet scheinen Menschen zu sein, die als beharrlich und zuverlässig gelten. Typischerweise sind sie leistungsbezogen, orientieren sich an sozialen Idealen und wirken bescheiden. Oft sind sensible, warmherzige, selbstkritische und vorsichtige Menschen von Depressionen betroffen.



Diagnose
Eine zuverlässige Diagnose kann der Hausarzt oder Facharzt für Psychiatrie nach einem ausführlichen Gespräch stellen. Dafür ist es notwendig, dass dem Experten alle Symptome geschildert werden. Wer den Verdacht hat, an einer Depression zu leiden, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen! Depressionen können in vielen Fällen zu Suizid führen und sind daher ernst zu nehmen.

Risiko Geschlecht?

Obwohl insgesamt die Diagnose weit mehr Frauen als Männer erhalten, heißt das nicht, dass diese auch tatsächlich häufiger betroffen sind. Bei Männern gestaltet sich die Diagnose schwieriger, weil sie seltener einen Arzt aufsuchen und nur ungern zugeben, dass ihre Gefühlswelt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sie tendieren dazu, Symptome wie Lustlosigkeit, Stimmungstiefs und Müdigkeit auf Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen.

Tödliche Traurigkeit

Dabei sollten aber alle Änderungen der Stimmung, die längerfristig anhalten und nicht mit einem traumatischen Ereignis in Verbindung stehen, immer ernst genommen werden. Der Weg von der Depression zu Selbstmordgedanken ist nicht weit. Rund 1.300 Selbstmorde werden in Österreich pro Jahr verübt, mindestens zehnmal so viele versuchen es. In den meisten Fällen ist es eine Depression, die Betroffene zu dieser Verzweiflungstat treibt. Oft gehen diese mit anderen psychiatrischen Erkrankungen wie Angststörungen einher. Angehörige sollten daher jede Äußerung in diese Richtung auf jeden Fall ernst nehmen. Auch eine plötzliche Stimmungsaufhellung kann ein Anzeichen für Selbstmordgedanken sein. Vor allem Männer sehen im Freitod häufig ihren letzten Ausweg. Kürzlich sorgte der Suizid von Robin Williams erneut für mehr Aufmerksamkeit dem Krankheitsbild gegenüber. Er nahm sich im Alter von 63 Jahren infolge seiner Depressionen das Leben.
Viele seiner Kollegen haben sich dazu entschieden, ihre eigenen Depressionen öffentlich zu machen und offen darüber zu sprechen, vor allem um anderen Betroffenen Mut zu machen. Britney Spears, Leonardo DiCaprio und Kirsten Dunst beispielsweise haben ihre eigene Erkrankung weitgehend überwunden.

Hoffnung

Ihre wichtigste Botschaft lautet: Es gibt Hoffnung! Eine Kombination aus Psychotherapie und modernen Medikamenten erzielt sehr gute Ergebnisse, ein Weg aus der Depression ist möglich. Das weiß auch Ö3-Radiomoderator Robert Kratky: „Ich hatte einmal Depressionen, war auch in Behandlung. Es ist alles gut ausgegangen, es war ein längerer Weg, hat aber sehr geholfen.“

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