Früherkennung

So sprechen Menschen, die an einer Depression leiden

29.11.2016

Anhand der Artikulation könnte eine Depression erkannt werden.

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Wer unter einer Depression leidet, verhält sich oft teilnahmslos. Einfache Aktivitäten werden zu den größten Herausforderungen. Betroffene fühlen sich energie- und freudlos. Solche Phasen hat jeder bereits einmal erlebt. Wenn diese Gefühlslage jedoch länger anhält, könnte es sich um eine Depression handeln. Etwa 16 bis 20 von 100 Menschen leiden einmal in ihrem Leben an einer Depression. Aber nur etwas mehr als die Hälfte wendet sich mit den Problemen an den Arzt und nur jeder dritte Patient erhält die richtige Diagnose. Dies ist besonders bedenklich, da Depressionen der häufigste Grund für einen Suizid sind. Um bereits erste Anzeichen einer Depression zu erkennen, haben daher Forscher eine App entwickelt.

Sprache soll beim Erkennen von Depressionen helfen

Psychiater und Experte für biomedizinische Informatik, John Pestian, konnte einen Zusammenhang zwischen der Sprache und Anzeichen einer Depression herstellen. Anhand von sogenannten Gedanken-Markierungen ("Thought-Markers") kann sogar das Selbstmordrisiko eingeschätzt werden. Pause, Tonfall und Tonhöhe sowie die Artikulation können bedeutende Hinweise auf eine Depression liefern. So kam John Pestian bei seiner Forschungsarbeit, die von der American Association of Suicidology veröffentlicht wurde, zu dem Schluss, dass ein reduzierter Vokalraum und eine weniger verständliche Aussprache ein Anzeichen für eine Depression sein können.

App soll Hinweise auf eine vorliegende Depression geben

Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde die App "SAM" (Spreading Activation Mobile) entwickelt, um Gespräche aufzunehmen und diese anschließend zu analysieren. Mit dieser App wurden bereits 379 jugendliche Patienten nach ihrem Selbstmordrisiko eingestuft. Dabei konnte die App zu 85 Prozent richtig erkennen, ob es sich um selbstmordgefährdete, psychisch kranke, aber nicht selbstmordgefährdete oder andere Patienten handelte. Die App wird nun bereits erfolgreich eingesetzt, um die Diagnose zu erleichtern. Einen Psychotherapeut kann sie deswegen aber nicht ersetzen. Sie hilft lediglich dabei, das Problem leichter zu erkennen und einen möglichen Selbstmord zu verhindern.

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