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Psychiater behauptet: Darum ist Burn-out keine Krankheit

09.05.2017

Ist Burn-out bloß eine Modediagnose?

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Mitte der 1970er wurde das Burn-out-Syndrom erstmals zum Begriff. Damit wird noch heute der Zustand totaler körperlicher und emotionaler Erschöpfung beschrieben. Ursachen können starke Belastungen verschiedenster Art sein. Leider allzu oft ist jedoch Burn-out mittlerweile ein häufig verwendeter Begriff in der Alltagssprache geworden. Dieser wird bei übermäßigem Stress schnell in den Mund genommen, obwohl er eigentlich einer ärztlichen Diagnose bedarf. Psychiater Manfred Lütz geht sogar so weit, zu behaupten, dass es die Krankheit Burn-out gar nicht gebe.

"Burn-out gibt es als Krankheit gar nicht"

Lütz ist der Meinung, dass Burn-out keine Krankheit sei, sondern vielmehr ein Lebensproblem. Wer in einer Lebenskrise ist, der sollte nicht zum Psychiater gehen, sondern vielmehr Rat von Oma holen, so Lütz. Denn bereits ein gutes Gespräch könne oft helfen. Der Psychiater ist der Überzeugung, dass Therapeuten nämlich auf keinen Fall einen guten Freund oder lebenserfahrenen Menschen ersetzen können. Sie sind vielmehr dazu da, um Krankheiten zu therapieren, und Burn-out zähle nicht dazu. Eine Lebenskrise sei nämlich keine Krankheit, sondern völlig normal. Bei dieser Behauptung stützt sich Lütz auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese stuft nämlich Burn-out unter der Kategorie Z ein und wertet Burn-out somit als Lebensproblem und nicht als Krankheit. Dennoch wählt Lütz einen sehr außergewöhnlichen Zugang zum Thema Burn-out, denn schließlich ist diese totale Erschöpfung auch als Ursache für Berufsunfähigkeit anerkannt. So umstritten diese Sichtweise sein mag, der Psychiater gibt auch einige hilfreiche Tipps, um Burn-out, oder eben die Lebenskrise, zu meistern. Er rät nicht nur, sich an Oma zu wenden, sondern prinzipiell Beziehungen zu pflegen. Dies passiert bei vielen leider viel zu wenig. Wenn man eine Auszeit benötige oder der Beruf zu überfordernd ist, rät Lütz zu einer Kündigung anstatt zu einer Burn-out-Klinik. Und zwischendurch könne auch mal ein einfacher Spaziergang im Wald helfen - oder Sport, um die Stresshormone abzubauen.

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