Polyzystisches Ovarialsyndrom

Kinderwunsch: Leiden Sie unter PCO?

12.02.2016

Mehr als 100.000 Österreicherinnen sind betroffen

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Das polyzystische Ova­rial(PCO)-Syndrom ist die häufigste hormonelle Erkrankung bei Frauen. Dabei kommt es zu ­gestörter Eizellenreifung und Zystenbildung. - Ungewöhnlich lange Monatszyklen oder gänzliches Ausbleiben der Periode, verstärkter Haarwuchs im Gesicht, an der Brust oder den Oberschenkeln, Hautprobleme in Form von Akne oder Übergewicht – dies alles können Symptome des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO-Syndrom) sein. Obwohl dies eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Frauen ist, wird die Diagnose oft nicht oder erst sehr spät gestellt und die betroffenen Frauen falsch behandelt. Diese krankhafte Störung des Hormonhaushalts wirkt sich nicht nur negativ auf das Alltagsleben aus – durch unregelmäßige Monatszyklen oder männliche Ausprägungen des Erscheinungsbilds –, sondern ist auch die häufigste Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch.



Fehlender Eisprung
Normalerweise reifen die Eizellen in den Eibläschen (Follikeln) heran und werden zum Zeitpunkt des Eisprungs als reife Eizelle ausgestoßen. Ein hoher Spiegel männlicher Geschlechtshormone, wie er beim PCO-Syndrom meistens vorliegt, stört diesen Reifungsvorgang. Es entstehen zahlreiche unreife Zellen, die zu einer zystenartigen Vergrößerung der Eierstöcke führen. Durch den ausbleibenden Eisprung haben betroffene Frauen meist Pro­bleme, schwanger zu werden.

Abklärung wichtig
Da es eine Reihe von Erkrankungen gibt, die in ihrer Symptomatik jener des PCO-Syndroms sehr ähnlich sind, wird eine richtige Diagnose oft spät oder gar nicht gestellt. Eine rasche und richtige medizinische Abklärung ist jedoch – und nicht nur bei unerfülltem Kinderwunsch – sehr wichtig. Langfristig gesehen, kann sich ein unentdecktes PCO-Syndrom auf den Gesundheitszustand auswirken und das Risiko erhöhen, an metabolischem Syndrom, Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

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Häufiges Leiden Hier finden Sie die wichtigsten Informationen über Entstehung, Symptome sowie Behandlung des PCO-Syndroms.

Entstehung
Das PCO-Syndrom (Polycystic Ovary Syndrome) ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei Frauen und ­eine der wichtigsten Ursachen für ­einen unerfüllten Kinderwunsch. Weltweit sind etwa fünf bis acht ­Prozent der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter betroffen.
Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Angenommen wird eine Kombination aus genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen. Übergewicht, Neigung zu Diabetes und ein erhöhter Insulinspiegel im Blut begünstigen die Erkrankung. Patientinnen mit PCO-Syndrom weisen eine Störung in den Regulationsmechanismen des Hormonhaushalts auf. Die beteiligten Hormone sind die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene), die männlichen Geschlechtshormone (Androgene), das luteinisierende Hormon (LH) sowie das follikelstimulierende Hormon (FSH). LH und FSH werden in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet und beeinflussen die Funktionsabläufe in den Eierstöcken. Ein Ungleichgewicht bei der Produktion von LH und FSH, eine erhöhte Produktion der männlichen Geschlechtshormone in der Nebenniere,  ein erhöhter Insulinspiegel im Blut, aber auch genetische Faktoren können zu einer Hyperandrogenämie (zu viele männliche Geschlechtshormone im Blut) führen.

Symptome
Zu viele männliche Hormone behindern die Reifung der Eizellen und den Eisprung, sodass sich der Zyklus oft deutlich verlängert und die Regelblutungen seltener auftreten. Dadurch haben betroffene Frauen oft Probleme, schwanger zu werden, oder neigen zu Fehlgeburten. Typische Symptome des PCO-Syndroms sind – wie der Name schon sagt –  die Bildung mehrfacher Zysten an den Eierstöcken. Eine Hyperandrogenämie zeigt sich oft auch durch vermehrten Haarwuchs, Neigung zu Akne, Übergewicht oder Haarausfall im Kopfbereich. Ein deutlich erhöhter Wert des Anti-Müller-Hormons (AMH), das unter anderem die Aktivität der Eierstöcke anzeigt, liefert Hinweise auf ein PCO-Syndrom.

Therapie
Die Behandlung richtet sich nach den bestehenden Symptomen. Neben medikamentösen beziehungsweise hormonellen Therapien (Antibabypille) helfen vor allem Maßnahmen zur Änderung des Lebensstils. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Gewichtsreduktion bei Übergewicht. Schon ein Gewichtsverlust von fünf bis 10 Prozent des Körpergewichts kann zu einer Normalisierung des Zyklus führen. Im Falle von Zyklen ohne Eisprung – und daraus resultierendem unerfülltem Kinderwunsch – ist die Auslösung des Eisprungs mittels Clomiphen (ein Hormon, das das Wachstum der ­Eibläschen fördert) möglich. Ebenso können sogenannte Gonadotropine  (medikamentöses FSH, LH) verabreicht werden.
Ein operatives Vorgehen ist das sogenannte „ovarian drilling“. Per Bauchspiegelung erfolgt durch Einstiche in den Eierstock eine Reduktion der Follikel und dies führt zu regelmäßigem  Eisprung und Zyklus. Der Effekt hält jedoch nur maximal zwei Jahre.

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