Bücher auf Rezept

Heilen mit der richtigen Lektüre

20.02.2015

Tolstoi bei Zahnweh und Patricia Highsmith bei Liebeskummer? Die Romantherapie kennt für jede Lebenslage das richtige Buch. Hier die besten belletristischen Pflaster und SOS-Umschläge für Wehwehchen aller Art.

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Es muss nicht immer das Mittel aus der Apotheke, der Schokoriegel oder der Boxsack sein: Greifen Sie doch mal, bewusst oder unbewusst, zur Linderung sämtlicher Leiden zu Romanen und vertrauen Sie auf deren belletristische Wirkung. Denn lesen ist viel mehr als nur Abenteuer im Kopf. Forscher der Washington University in St. Louis haben mithilfe eines Gehirnscans entdeckt, dass unser Gehirn mit jeder Geschichte eine neue Welt erlebt. Und, dass Gehirnareale, wie Bereiche im Frontallappen, beim Lesen aktiviert werden. Das bedeutet: Lesen wir zum Beispiel, dass jemand an einer Schnur zieht, werden die Bereiche aktiv, die auch bei der tatsächlichen Ausübung einer solchen Tätigkeit involviert sind.

Lesen eröffnet neue Perspektiven
Wir mögen vielleicht denken, dass wir im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen, aber der wichtigste Teil von uns, unsere Gedanken, unsere Sinne, unser Geist, sind wo anders. Nämlich in der Geschichte, in den Personen, mit welchen wir uns vielleicht identifizieren und anhand deren Geschichte wir unsere eigene verändern, anders wahrnehmen können, neue Perspektiven sich eröffnen. Egal was das Wunder der Bücher ausmacht, Bücher haben die Macht, uns in eine andere Welt zu entführen. Wenn wir in einen Roman vertieft sind, außerstande, unseren Blick von den Seiten zu lösen, dann sehen wir, was die Menschen in der Geschichte sehen. Wir fühlen, was sie fühlen und wir lernen, was sie lernen. Wir haben hier für Sie die besten Romane aller Zeiten mit ihren positiven Wirkungen zusammengestellt, rezeptfrei und ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen!

„Wir sollten endlich den Sex wieder mit der Liebe verbinden“, so das Statement der  Bestseller-Autorin Eva-Maria Zurhorst („Soul-Sex“, Arkana-Verlag). Wir haben die Beziehungs-Expertin um ihre Meinung gefragt, wie sie den „ Fifty Shades-Of-Grey“-Hype sieht. Das Buch ging 70 Millionen Mal über den Ladentisch, der Film sorgt derzeit für Einspiel-Rekorde. Was ist denn das Sex-Phänomen des Films?
EVA MARIA ZURHORST:
„Shades of Grey“ bedient nicht etwa die geheime Lust der Frauen, sondern ihren geheimen Frust. Ich glaube nicht, dass die Frauen heutzutage wieder alle im Bett von Männern dominiert, verprügelt und bestraft werden wollen.

Sondern?
ZURHORST:
Ich erlebe fast täglich bei meiner Arbeit Frauen im völligen Sex-Burnout. Auf der einen Seite sind sie ausgehungert nach Sinnlichkeit und intensiven körperlichen Erfahrungen. Auf der anderen Seite fühlen sie sich schon lange vom Sex mit ihren Männern nicht mehr berührt. Aber nicht, weil ihren Männern die Fantasie bei den Fesselspielen fehlt, sondern weil ihnen die Nähe zu ihren Männern und auch das Herz im Sex fehlen.

Warum empfinden Frauen die Fesselspiele in „Shades of Grey“ als so faszinierend?
ZURHORST: 
„Shades of Grey“ ist für die Frauen wie Viagra für die Männer. Sie kriegen zwar keinen gefäßerweiternden Arzneistoff, aber dafür beim Lesen einen schnellen Kick durch eine ausreichende Dosis Schmerz. Schmerz ist eine starke körperliche Erfahrung und sorgt selbst in der Fantasie schon für intensive Erregung. Aber trotzdem sind Ohnmacht und Schmerz nur ein Substitut für das, wonach sich so viele Frauen eigentlich sehnen – nach Hingabe und spürbaren, sinnlichen Erfahrungen mit ihren Männern.

Das bedeutet, dass der schmerzlich betonte Sex am Herzen vorbeigeht?
ZURHORST: Startschwierigkeiten im Bett begegnen mehr und mehr Männer durch Sex „mit Überbrückungskabel“. Sex, der vom Kopf den Strom kriegt. In jeder Sekunde werden weltweit rund 30.000 Pornos immer noch vorwiegend von Männern abgespielt. Gerade in der trockenen Alltagsroutine von Langzeitbeziehungen helfen die antörnenden Bilder scheinbar über jede Flaute hinweg. Da gibt’s sozusagen Strom von oben, der am Herzen vorbeigeschleust, direkt ins Becken geht. Keinen Stress, keine Hemmungen oder persönliche Verwicklungen. Was aber die tiefste Sehnsucht von so vielen Frauen ist: den Sex mit der Liebe zu verbinden. Immerhin haben sich 70 Millionen „Shades of Grey“ gekauft und sich lieber in schmerzliche Fantasiewelten verdrückt. Besser wäre es gewesen: den Männern mal auf die Füße zu treten und von ihnen zu fordern, wieder im Bett statt im Kopf zu landen. Was die Männer ja genau so brauchen.

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