Strahlenbelastung

Experten fordern Ultraschall statt Röntgen

10.06.2016

Untersuchung einfacher und ohne Strahlenbelastung

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Bei bildgebender Diagnostik wird zu wenig an Ultraschalluntersuchungen (Sonografie) gedacht. Die Technik ist mittlerweile so gut, dass sie auch bei niedergelassenen Ärzten bei immer mehr Anwendungsgebieten eingesetzt werden. Das stellten Experten anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin am Mittwoch in Berlin fest.

Besonders bei Kindern sollten Röntgenstrahlen vermieden werden
In Deutschland erleiden jährlich schätzungsweise 253.000 Kinder im Wachstumsalter einen Knochenbruch. Bei der Diagnose gilt das Röntgenbild als Mittel der Wahl, weswegen Ärzte diese Technik großzügig einsetzen. Doch gerade bei Handgelenks- und anderen Armbrüchen bietet in vielen Fällen die Ultraschalldiagnostik eine Alternative. "Da Kinder etwa zehnmal empfindlicher auf Röntgenstrahlen reagieren als Erwachsene, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin, (DEGUM) die kleinen Patienten - wann immer es möglich und sinnvoll ist - mittels Ultraschall zu untersuchen", hieß es bei einer Pressekonferenz der Veranstalter des Kongresses. Dadurch könnten allein in Deutschland jährlich rund 350.000 Röntgenuntersuchungen eingespart werden.

Ungefährliche Schallwellen als Alternative der Wahl
Ole Ackermann, Oberarzt der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus Mettmann, betonte, dass die Ultraschalldiagnostik in vielen Fällen eine Alternative zum Röntgenbild biete. So könnten sehr häufig vorkommende Handgelenksbrüche in neun von zehn Fällen rein sonografisch diagnostiziert und kontrolliert werden. Bei Ellenbogenbrüchen ließen sich 70 Prozent, an der Schulter sogar drei Viertel der Röntgenbilder einsparen. "Die Sonografie basiert auf ungefährlichen Schallwellen und hat auch bei intensiver Anwendung keine gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen", sagte der Experte.

In den vergangenen 15 Jahren haben wissenschaftliche Arbeitsgruppen weltweit mehrere tausend Patienten untersucht und die Sonografie mit der Röntgendiagnostik verglichen. "Dadurch wurden sichere Anwendungsbereiche definiert und standardisierte Vorgehensweisen entwickelt", erklärte Ackermann.

MRT ist nicht nur aufwendiger, sondern auch teurer
Auch das Schultergelenk kann ein Anwendungsgebiet für die Ultraschalldiagnostik sein. Bei Sehnenrissen, Entzündungen oder Verkalkungen liefere laut den Experten eine Ultraschalluntersuchung genauso zuverlässige Ergebnisse wie die aufwendigere und vergleichsweise teure Magnetresonanztomografie (MRT). Doch obwohl die Sonografie schnell verfügbar und strahlungsfrei ist, kommt sie seltener zum Einsatz.

"Wenn sie durch einen qualifizierten Untersucher und mit einem modernen Gerät erfolgt, ist die Sonografie das Mittel der Wahl für eine schnelle und richtige Diagnose bei Schulterproblemen", sagte Rainer Berthold, Leiter der DEGUM-Sektion Bewegungsorgane. Bei der häufigen "Ruptur der Rotatorenmanschette" etwa, also einem Riss der Sehnenhaube am Oberarmkopf, zeigten Untersuchungen, dass Ultraschall und MRT gleich gute Ergebnisse liefern. "Die neuste Meta-Analyse kommt sogar zu dem Ergebnis, dass die Ultraschalluntersuchung hier überlegen ist", betonte Berthold. Man könne die Patienten auch in Bewegung untersuchen. In Deutschland gibt es allerdings Finanzierungsprobleme der Ultraschalluntersuchungen bei solchen Anwendungen bei niedergelassenen Ärzten durch die Krankenkassen.

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