Tabu-Thema

Bettnässen: Ignorieren ist ein Problem

20.01.2015

60.000 Kinder in Österreich betroffen. In den meisten Fällen gut behandelbar.

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Zehn bis 15 Prozent der Siebenjährigen leiden unter Bettnässen. Auch ein bis drei Prozent der Jugendlichen sind noch davon betroffen. Bei guten Behandlungsmöglichkeiten sind das Ignorieren des Problems und die Scham das größte Problem, hieß es Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

60.000 Kinder betroffen
In Österreich sind rund 60.000 Kinder betroffen. "Es sind 25 Prozent aller Vierjährigen. Bis zum vierten Lebensjahr sollte ein Kind rein sein", sagte Pädiater Karl Zwiauer vom Landeskrankenhaus St. Pölten. Die Ursachen liegen vor allem in einer Reifestörung des Zentralnervensystems oder in einer Störung der Tag-Nacht-Steuerung der Harnausscheidung. Sekundäre Enuresis - vor allem wenn das Einnässen wieder auftritt - ist hingegen zumeist infolge von psychischen Belastungen bzw. Traumata bedingt. Nur selten liegen organische Ursachen vor.

Diagnose und Therapie
Laut Zwiauer sind Tabuisierung, Scham, Ängste, Wut und Verzweiflung jene Hindernisse, die eine wirksame Therapie am häufigsten verhindern. Oft werden vor dem Arzt auch jede Menge Wunderheiler aufgesucht. Stattdessen können eine gründliche Erhebung der Krankengeschichte durch den Kinderarzt samt Aufzeichnung des Miktions-,Trink- und Stuhlverhaltens samt Ultraschalluntersuchung schnell zur Diagnose und zur Therapie führen.

Bei primärer Enuresis, also Bettnässen, das nicht als Reaktion auf ein Trauma etc. einsetzt, ist ein ADH-Hormonpräparat nach einiger Zeit bei bis zu 80 Prozent der Fälle wirksam. Es gibt aber auch die "Alarmtherapie" (Klingelhose, Klingelmatten). Komplementärmedizinische Maßnahmen (z.B. sogenannte Homotoxikologie) haben sich laut Michael Frass von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien im AKH als weniger effizient erwiesen, können aber eine Hilfe darstellen. Wolfgang Schuhmayer vom Österreichischen Institut für tiergestützte Therapie & Forschung (Gföhl/Niederösterreich) warnte am Dienstag vor einer "Psychofalle" für die Betroffenen.
 

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