Ernährungstherapie für Patienten

60 Prozent im Krankenhaus mangelernährt

10.03.2016

Ernährungstherapie in Krankenhäusern dringend notwendig

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Im Spital betreut und dennoch mangelhaft: 60 Prozent der Patienten in Krankenhäuser leiden an einer Mangelernährung. Mögliche Folgen: Komplikationen, höhere Pflegebedürftigkeit, verminderte Lebensqualität. Besonders betroffen sind Menschen mit Krebs, die mit der richtigen Ernährung die Therapie unterstützen und Nebenwirkungen bekämpfen wollen. "Nicht immer aber bekommen wir die Patienten zu Gesicht", kritisierte Diaetologin Andrea Hofbauer anlässlich des Ernährungskongresses in Wien.

DiätologInnen gefragt
Diaetologinnen und Diaetologen sind die einzige Berufsgruppe (außer den Ärzten), die sowohl gesunde als auch kranke Menschen ernährungstherapeutisch behandeln darf. Gerade in den letzten Jahren hat der Beruf eine ziemliche Aufwertung erfahren. Aus „DiätassistentInnen“ wurden Diaetologinnen und Diaetologen, die Ausbildung findet auf Fachhochschulen statt und schließt mit dem Bachelor of Science und einer gesetzlich anerkannten Berufsberechtigung ab.

Nutzen von Ernährungstherapie wird viel zu wenig eingesetzt
Zwar würden Leitlinien bereits seit einiger Zeit das Screening von Krankenhauspatienten und eine anschließende ernährungstherapeutische Behandlung empfehlen, wenn notwendig. Doch flächendeckend umgesetzt werden diese Empfehlungen nicht. „Der Nutzen von ernährungstherapeutischen Interventionen - gerade bei kranken Menschen - ist längst wissenschaftlich nachgewiesen. „Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht bringt die Ernährungstherapie Vorteile“, erläutert Prof.in Andrea Hofbauer, Präsidentin des Verbandes der Diaetologen Österreichs. „Wir Diaetologinnen und Diaetologen werden leider immer noch nicht oft genug frühzeitig zu Rate gezogen, häufig auch, weil viele Patienten über diese Möglichkeit nicht Bescheid wissen.“

Vorbild St. Josef-Krankenhaus
Im Wiener St. Josef-Krankenhaus wird eines von diesen ausgearbeiteten Screening-Tools bereits bei allen Patienten eingesetzt. "Wir haben auch eine Pilotstudie mit 70 onkologischen Patienten durchgeführt, um aufzuzeigen, wie wichtig ein solches Screening ist", erzählt Katharina Auer, Diaetologin am St. Josef-Krankenhaus. Das Ergebnis passt zu den bisher vorhandenen Daten: "Über 50 Prozent der Patienten benötigten eine diaetologische Betreuung, da sich ihre Krankheit durch das Auftreten unterschiedlicher Beschwerden negativ auf die Nahrungszufuhr ausgewirkt hat", erklärte Auer.

170 Milliarden Euro pro Jahr kosten dem Gesundheitssystem die Folgen von Mangelernährung
Die Folgen für Mangelernährung wiegen schwer: ein geschwächtes Immunsystem, eine höhere Pflegebedürftigkeit oder eine verminderte Lebensqualität. "Laut Studien gibt das Gesundheitssystem 170 Milliarden Euro pro Jahr für die Folgen von Mangelernährung aus", zeichnete Hofbauer ein düsteres Bild. Mangelernährung werde zu spät oder oft gar nicht erkannt und sei dadurch völlig unterschätzt, ist Diaetologin Doris Eglseer vom Grazer LKH-Uniklinikum überzeugt. Dort wurde ein ähnliches Screening zu diesem Thema wissenschaftlich untersucht. "Diese Patienten brauchen Pflege, brauchen Ärzte, aber die Diaetologen sind die Schnittstelle", meinte Eglseer. Das Tool habe eine hohe Praktikabilität gezeigt, weil die Daten der Patienten sofort ins Dokumentationssystem implementiert werden. Die Untersuchung am Grazer Krankenhaus wurde auch für die Vergabe des "Diaetologie Awards" nominiert, der heuer erstmals am Kongress vergeben wird. 

Ernährungstherapie auch bei kleinen Patienten wichtig
Ernährung und Lebensqualität hängen eng zusammen. Das gilt ganz besonders bei Kindern mit schweren Erkrankungen wie Stoffwechsel- oder Fettstoffwechselstörungen, aber auch bei Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Deshalb ist ihnen am Ernährungskongress auch eine eigene Sitzung gewidmet.

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