Weltschlaftag

Schlaf hat ein Imageproblem

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Schlaf gilt für viele als vergeudete Zeit. Dabei sind fünf bis sechs Stunden das absolute Minimum.

"Schlaf hat ein Imageproblem - er gilt für viele als vergeudete Zeit", stellte der Neurologe Gerhard Klösch anlässlich des diesjährigen Weltschlaftages (17. März). Und wie schwierig eine an und für sich natürliche Sache fallen kann, fassten die Referenten bei einer Pressekonferenz in Wien zusammen: So gibt es nicht weniger als hundert definierte Schlafstörungen.

Ungesunde Schlaf-Trends

In unserer 24-Stunden-Gesellschaft, in der es kein Tag und Nacht mehr gibt, sei der Umgang mit dem Schlaf ambivalent bis schizophren, meinte der Fachmann. Auf der einen Seite gilt er als unproduktiv, andererseits findet etwa ein Viertel nicht die notwendige Erholung im Bett. Dazu kommen noch Trends wie "Everyman" oder "Uberman", die den Nachtschlaf ausmerzen und stattdessen durch wenige 20- bis 30-minütige Nickerchen ersetzen sollen.

Sechs bis acht Stunden Schlaf empfehlenswert

Ein Irrweg, ist Klösch überzeugt. Das Militär hätte mit entsprechenden polyphasischen Versuchen bereits vor Jahrzehnten Schiffbruch erlitten. "Der Schlaf kann so seine physiologische Aufgabe nicht erfüllen - der Körper braucht zwei Tiefschlafphasen hintereinander." Fünf bis sechs Stunden seien das absolute Minimum, sechs bis acht braucht man, um auf Dauer zu "funktionieren". Entsprechende Informationen sollten nach Ansicht des Neurologen fixer Bestandteil des Unterrichts sein.

Folgenreiche Nebenwirkungen

Ohne erholsamen Schlaf drohen u.a. emotionale Instabilität und Tagesmüdigkeit. Noch dramatischer sind laut dem Lungenfacharzt Wolfgang Mallin die Auswirkungen der obstruktiven Schlafapnoe, an der nach neuesten Schätzungen schätzungsweise 600.000 Menschen in Österreich leiden, die meisten ohne entsprechende Diagnose. Neben Kosten in Milliardenhöhe, etwa durch daraus resultierende andere Krankheiten, würden auch viele Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen, da Betroffene aufgrund von Tagesmüdigkeit am Steuer einschlafen oder unkonzentriert sind. Der Gesetzgeber hätte darauf bisher nicht ausreichend reagiert, kritisierte Mallin.

Während die Schlafapnoe vor allem ein Problem der Älteren und Übergewichtigen ist, sind auch zehn bis 40 Prozent der Jugendlichen von Schlafstörungen betroffen. Diese würden bedauerlicherweise zu wenig ernst genommen, wodurch es u.a. zu schlechten Schulleistungen käme.

Die Lebensqualität Betroffener ist insgesamt schlechter, wie der Wiener Schlafforscher Bernd Saletu betonte: Sieben von zehn Lebensqualitätsaspekte wurden von Menschen mit Schlafstörungen signifikant schlechter beurteilt, als von einer Kontrollgruppe. "Guter Schlaf ist die Voraussetzung für einen guten Tag", sagte seine Frau, die Schlafforscherin Gerda Saletu-Zyhlarz.

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