Jeder 10. Österreicher ist betroffen

Tinnitus: Töne trotz Stille

08.03.2018

Alle Fakten und die Therapiemöglichkeiten.

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Ein Sausen, ein Rauschen, ein Pfeifen – das „Klingeln der Ohren“ ist auf den medizinischen Ausdruck „Tinnitus aurium“ (kurz Tinnitus) zurückzuführen. Dabei werden Töne bezeichnet, die einzig und allein von der betroffenen Person trotz mangelnder äußerer Schallquelle wahrgenommen werden. Unter Tinnitus leidende Personen hören demnach Geräusche, die sonst keiner hört.
Ganz allgemein wird zwischen akutem und chronischem (ab etwa drei Monaten) Tinnitus unterschieden. Ganz unabhängig von Ausprägung und Form kann ein Tinnitus sowohl körperlich als auch psychisch als starke Belastung empfunden werden.

Tinnitus – wie entsteht er?
Der genaue Pathomechanismus bei der Entstehung eines Tinnitus ist dabei weitgehend ungeklärt. Hinweise zeigen dennoch auf, dass Ohrgeräusche ohne äußere Schallquelle meist auf Schäden im Bereich der Sinneszellen in der Gehörschnecke zurückzuführen sind. Die geschädigten Sinneszellen schicken also keine Signale mehr in höhere Hirnzentren, welche wiederum ihrerseits kompensatorisch eine verstärkte Aktivität aufweisen.



Komplexes Zusammenspiel

Welche Gegebenheiten bedingen nun eine Schädigung der Sinneszellen innerhalb der Hörschnecke und führen in weiterer Folge zu subjektiv wahrgenommenen Ohrgeräuschen? Banale Mittelohrentzündungen, akute oder chronische Lärmexposition, Traumata (z. B. Schlag auf das Ohr), Probleme mit der Halswirbelsäule, Bluthochdruck, Hörsturz, Durchblutungsstörungen oder anhaltender Stress zählen zu den Ursachen, die in einem Tinnitus resultieren können. Meist muss von einem Zusammenspiel physischer und psychischer Faktoren ausgegangen werden.

Diagnose
Anamnese: Im Zuge eines ausführlichen Gesprächs ermittelt der Arzt etwaige Vorerkrankungen und psychische Gegebenheiten.
Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung: Eine ausführliche Untersuchung sowie Spiegelung des Nasen-Rachen-Raumes bilden die Grundlage einer Diagnose. Mittels Gleichgewichtsprüfung werden Ohrerkrankungen ausgeschlossen.
Audiogramm (Hörtest): Durch einen Hörtest sowie spezielle Messverfahren können Frequenz, Tonhöhe und Lautstärke des Tinnitus-Geräusches bestimmt und untersucht werden.
Ultraschall: Ultraschalluntersuchungen des Gehirns sowie spezielle Tests zur Ermittlung von Funktionsstörungen des Mittel- oder Innenohrs können aufschlussreich sein.


Mit Tinnitus leben

Liegt dem Tinnitus eine behandelbare Erkrankung zugrunde, stehen die Chancen auf Heilung meist gut. Bei einem dauerhaften Tinnitus müssen ganzheitlichere Behandlungsmethoden angedacht werden. Die Retrainingstherapie zum Beispiel zielt darauf ab, ein „Umlernen“ des Gehirns zu erreichen. Ein chronisches Ohrgeräusch wird im Gehirn wie auf einer Computerfestplatte gespeichert. Mit sogenannten „Noisern“ wird ein „Gegengeräusch“ produziert und an das Gehirn gesendet, um dieses vom Tinnitusgeräusch abzulenken. Zusätzlich kommen Entspannungs- und Bewältigungstherapien zum Einsatz. Diese sollen vor allem dabei helfen, den psychischen Leidensdruck zu lindern. Betroffene gewöhnen sich an die anfangs noch störenden Geräusche und lernen, den Tinnitus zu akzeptieren.

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