Seelische Probleme

Emotionale Gewalt: Wie erkennt man Sie?

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Dr.Jutta Leth, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, antwortet.

Frage: Wo beginnt emotionale Gewalt und wie erkenne ich, ob ich mich in einer solchen Beziehung befinde?

Antwort: Psychische Gewalt wird im sozialen Nahraum folgendermaßen beschrieben: Seelische, auf emotionaler Ebene ausgeübte Gewalt ist schwerer zu identifizieren als körperliche Misshandlungen. Das Spektrum psychischer Gewalthandlungen ist jedoch sehr umfangreich und die dadurch entstehenden Narben sind meist schwerer zu heilen als bei physischen Übergriffen.

1. Isolation und soziale Gewalt zielen darauf ab, die betroffene Person zu isolieren (z. B. durch ein Kontaktverbot zur Familie oder zu Freund/innen, das Einsperren zu Hause usw.).
2. Drohungen, Nötigungen und Angstmachen sind häufige Formen von psychischer Gewalt. Auch die Androhung, Dritte zu verletzen (Verwandte, Haustiere ) wird eingesetzt, um bestimmte Ziele zu erreichen. Durch Drohungen und Angstmachen „erübrigt“ sich oft die Anwendung von physischer Gewalt, da die Angst davor bereits einschüchternd wirkt.
3. Beschimpfungen, Abwertungen und Diffamierungen dienen der Zerstörung des Selbstwertgefühls des Opfers und seiner/ihrer geistigen Gesundheit. Zu dieser Form der Gewalt gehört z. B. auch das Lächerlichmachen in der  Öffentlichkeit durch beleidigende und abfällige Äußerungen. Sehr häufig werden Behauptungen aufgestellt wie: die betroffene Person sei verrückt oder psychisch krank, bilde sich etwas ein etc. Diese Äußerungen werden oft benutzt, um von den eigenen Taten abzulenken.
4. Belästigung und Terror wie z. B. ständige Anrufe, Anrufe mitten in der Nacht, Drohbriefe, Bespitzelung und Verfolgung am Arbeitsplatz und zu Hause („Stalking“). Unter Gleichaltrigen ist Mobbing  im Schulumfeld und im Internet ein zunehmendes Problem.
Wann immer Sie das Gefühl haben, einem diese Phänomene ausgesetzt zu sein, wenden Sie sich an eine entsprechende Beratungseinrichtung (z. B. Frauennotruf, „Rat auf Draht“ für Jugendliche).

Dr.Jutta Leth, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, 1010 Wien. www.juvenismed.at

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