Über 50 Prozent: Depressionssymptome

Psychische Gesundheit der Wiener deutlich verschlechtert

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Die psychische Gesundheit der Wienerinnen und Wiener hat sich im Jahr 2022 deutlich verschlechtert. Rund 60 Prozent der Teilnehmer schildern zudem Depression-Symptome an einzelnen Tagen sowie Ängste und Erschöpfung. Die PSD planen eine Aufstockung des Angebots für Betroffene. 

Die psychische Gesundheit der Wienerinnen und Wiener hat sich im Jahr 2022 deutlich verschlechtert. Das ist das Ergebnis einer von den Psychosozialen Diensten (PSD) in Auftrag gegebenen Umfrage. Mehr als ein Drittel der Befragten berichtet darin von einer Verschlechterung ihres seelischen Zustandes. Rund 60 Prozent der Teilnehmer schildern zudem Depression-Symptome an einzelnen Tagen sowie Ängste und Erschöpfung. Die PSD planen eine Aufstockung des Angebots für Betroffene.

Die repräsentative SORA-Befragung ist die Dritte nach Umfragen in den Coronajahren 2020 und 2021. Pandemie, Teuerung und Ukraine-Krieg habe die psychosoziale Situation der Bevölkerung deutlich verschärft, so das Ergebnis der Befragung, an der mehr als 1.008 Personen zwischen April und Mai 2022 teilnahmen. "Im Zeitverlauf wird außerdem offensichtlich, dass die aufgestauten Belastungen, die angehäuften Symptome und die zunehmenden Ungleichheit nicht von allein wieder verschwinden werden", sagte Studienautorin Martina Zandonella vom SORA-Institut am Montag auf einem Medientermin.

Verschlechterung der psychischen Gesundheit

Laut Zandonella berichteten 34 Prozent der Befragten von einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit: Ein besseres Ergebnis als im Jahr 2021 (46 Prozent), jedoch deutlich schlechter als im ersten Jahr der Pandemie (27 Prozent), wie die Wissenschafterin unterstrich. 60 Prozent berichteten in der Studie zudem von Depressionen an einzelnen Tagen, Ängsten und Erschöpfung.

Randgruppen sowie Personen mit bereits vorhanden psychischen Erkrankungen seien dabei besonders betroffen, hieß weiter. Junge Menschen, Frauen, Personen mit Kindern, Arbeitslose und Menschen an der Armutsgrenze seien stärker belastet als andere Bevölkerungsgruppen, so Zandonella. "Wir sitzen nicht alle im selben Boot", ergänzte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht-und Drogenfragen der Stadt Wien. Solche Behauptungen seien schlichtweg falsch, so der Experte. Lochner wies bei dem Termin auch auf die Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen hin. So schämte sich laut der Befragung rund ein Drittel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hilfe zu suchen.

Angebot von Sorgen-Hotlines soll ausgebaut werden

Georg Psota, Chefarzt des PSD Wien, unterstrich am Montag die Dringlichkeit der Ergebnisse. Bei den Angaben der Teilnehmer handle es sich zwar ausschließlich um Schilderungen, die Ergebnisse "decken sich jedoch mit internationalen ähnlichen Studien", so Psota.

Die Stadt Wien will nun das Angebot für Betroffene aufstocken. Geplant ist unter anderem ein Ausbau der bereits bekannten Corona-Sorgenhotline und Weiterführung als Sorgen-Hotline in mehreren Sprachen. Dort gab es laut dem PSD seit Beginn der Corona-Pandemie rund 25.000 Anrufe. Die Tendenz sei dabei steigend, so die Leiterin der Psychosozialen Information Ardjana Gashi. Zudem sei eine Erweiterung von ambulanten Angeboten geplant.

An der SORA-Befragung im Zeitraum von April bis Mai 2022 nahmen 1.008 zufällig ausgewählte Wienerinnen und Wiener ab dem Alter von 16 Jahren teil, die in Telefon- und Online-Interviews ihre Situation schilderten.
 

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