Welt-Neurodermitis-Tag am 14. September

Neurodermitis: 5 Mythen im Faktencheck

08.09.2022

Neurodermitis ist eine Erkrankung, von der etwa zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen in Österreich betroffen sind.

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Trotz der relativ weit verbreiteten Erkrankung erhalten Betroffene nicht immer die passende Therapie. Die Gründe dafür sind vielfältig: Fehlende Informationen über die Krankheit, wenig Wissen über neue Behandlungsformen und viele Mythen über die Erkrankung, die Dermatologin Dr. Katharina Medek anlässlich des am 14. September 2022 stattfindenden Welt-Neurodermitis-Tages gerne ausräumen möchte.

Mythos 1: Neurodermitis ist ein harmloser Ausschlag

Neurodermitis ist eine systemische Erkrankung. Das bedeutet, dass sie die Haut UND andere Teile des Körpers betrifft.

Neurodermitis, auch bekannt als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis, ist eine dauerhaft anhaltende, so genannte chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung. Wichtig zu wissen ist, dass es sich um eine systemische Erkrankung handelt, d. h. die Symptome beschränken sich nicht nur auf die Haut, sondern der Großteil der Erkrankung spielt sich unter der Oberfläche ab. Ein Zusammenspiel von Überaktivierung der Immunzellen, Störung der Hautbarriere und Fehlbesiedlung mit Hautbakterien führt zur Freisetzung von entzündungsfördernden Botenstoffen. Die Folgen sind typische Hautveränderungen wie trockene Hautstellen, gerötete, entzündete, trockene oder nässende Ekzemstellen am Körper und auf der Kopfhaut, die von massivem Juckreiz begleitet werden. Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Probleme (z.B. Schlafstörungen), unter denen die Patienten leiden.

Mythos 2: Neurodermitis ist eine Kinderkrankheit

Es stimmt zwar, dass Kinder bis zu 20 Prozent häufiger von Neurodermitis betroffen sind als Erwachsene. Kinder wachsen oft bis zur Pubertät aus der Krankheit heraus, aber diejenigen, die das nicht tun, sind für den Rest ihres Lebens anfällig für die Krankheit. Darüber hinaus gibt es Neurodermitis-Patienten, die in der Kindheit keine Symptome hatten und erst im Erwachsenenalter erkranken.

Mythos 3: Die Ursache liegt in einem schwachen Immunsystem

Es ist umgekehrt. Dr. Katharina Medek erklärt dies folgendermaßen: "Das Immunsystem reagiert bei Neurodermitis aufgrund eines bestimmten Reizes übermäßig." Mit anderen Worten: Wenn Ihr Körper auf etwas stößt, das ihm das Gefühl gibt, sich schützen zu müssen (wie Wolle oder Tierhaare), dann beginnt er, Antikörper zu bilden, um das zu bekämpfen, was auch immer es ist. Heißt: Bei Neurodermitis-Patienten arbeitet das Immunsystem auf Hochtouren.

Mythos 4: Kortison ist die einzige Lösung

Auch wenn Kortison häufig bei der Neurodermitis-Behandlung zum Einsatz kommt, ist es keineswegs die einzige Behandlungsform. Die gute Nachricht: die Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Für mittelschwere bis schwere Neurodermitis gibt es moderne Therapien, die den Juckreiz rasch und deutlich lindern und für ein neues Hautgefühl sorgen können. Damit gibt es heute für alle Grade von Neurodermitis eine geeignete Behandlung - von der Basispflege über anti-entzündliche Salben, Lichttherapien bis hin zu modernen systemischen Therapien mit Biologika als Injektion oder Januskinase-Hemmer (sogenannte "kleine Moleküle") in Tablettenform.

Mythos 5: Mit Neurodermitis muss man sich abfinden

Der Juckreiz und seine Folgen, wie zum Beispiel Schlafstörungen, können sehr belastend sein und den Alltag und die Arbeit beeinträchtigen. "Neurodermitis ist mit großen Schamgefühlen verbunden und kann zu sozialem Rückzug führen", weiß auch Dr. Medek. "Die körperlichen Beschwerden beeinflussen das psychische Wohlbefinden. Folgeerkrankungen wie Ängste und Depressionen sind ebenfalls möglich. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Hauterscheinungen aus und schon ist der Teufelskreis in Gang gesetzt." Umso wichtiger ist es, sich über den Verlauf der Therapie auf dem Laufenden zu halten und mit Dermatologen über die passende Lösung zu sprechen.

WEB-TIPP:

Die Online-Plattform https://www.neurodermitis-online.at hat sich zur Aufgabe gemacht, über Neurodermitis und Behandlungen verständlich aufzuklären und Patienten Mut zu machen, ihren Weg im Umgang mit Neurodermitis zu finden. Unter https://www.neurodermitis-online.at/was-stimmt-was-nicht.html gibt es weitere Mythen im Faktencheck. Ein Neurodermitis-Test mit 10 Fragen kann Patienten dabei helfen, ihre Situation besser einzuschätzen und sich optimal auf das Arztgespräch vorzubereiten. Mit dem Hautarztfinder können Experten in der Nähe gefunden werden.

 

 

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