Österreich

Zu wenige Arzneimittel-Nebenwirkungen-Meldungen

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Nachholbedarf vor allem bei Ärzten

Pro Jahr werden in Österreich auf Krankenkassenkosten 120 Millionen Arzneimittel verschrieben. 2016 gab es bloß rund 6.100 Erstmeldungen über Arzneimittelnebenwirkungen an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Nur 221 Meldungen (minus 27 Prozent gegenüber 2015) kamen von niedergelassenen Ärzten, teilte jetzt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit.

Hinweis auf (unbekannte) Nebenwirkungen bei Medikamenten gesucht

"Uns gehen vor allem die Meldungen von den niedergelassenen Ärzten ab. 2015 waren es noch 302, im Jahr darauf nur 221. Dabei müssten laut den gesetzlichen Regelungen alle potenziellen Arzneimittel-Nebenwirkungen gemeldet werden", sagte Christoph Baumgärtel von der AGES.

Ein Beispiel: Laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger verschrieben im Jahr 2015 österreichische Ärzte insgesamt 5,4 Millionen Mal ein Antibiotikum. Würde man den internationalen Zahlen folgen, müssten damit mindestens 500.000 Meldungen über simplen Durchfall bei der AGES eingetrudelt sein. Es waren aber in jenem Jahr über alle 120 Millionen Verschreibungen hinweg nur 302 Meldungen für alle Arzneimittel insgesamt.

"Wir brauchen möglichst viele Informationen"

Die Angelegenheit hat einen sehr ernsten Hintergrund. In der sogenannten Pharmakovigilanz suchen die Arzneimittelbehörden weltweit nach allen erdenklich möglichen Informationen, welche eventuell einen Hinweis auf (unbekannte) Nebenwirkungen bei Medikamenten geben könnten. Das sind quasi "Signale", denen man nachgehen kann, um die Ursache zu erforschen. "Alle diese Informationen fließen dann in die europäische Pharmakovigilanz-Datenbank ein. Wir brauchen also möglichst viele Informationen", sagte Baumgärtel.

Big-Data-Analyse

Im Endeffekt entspricht das der Big-Data-Analyse: Aus einem möglichst großen "Heuhaufen" an Informationen ergibt sich möglicherweise bei der Analyse von bestimmten Mustern ein Verdachtsfall. Dann wird weiter nachgeprüft, ob daran etwas sein könnte.

In Österreich scheint allerdings die "Meldemoral" eher dürftig zu sein. "Im Jahr 2016 ist die Gesamtzahl der Nebenwirkungsmeldungen (Erst- und Folgemeldungen) um 13 Prozent gestiegen (von 8.961 auf 10.132 Meldungen), die Zahl der als besonders relevant angesehen Erstmeldungen erhöhte sich um neun Prozent (von 5.615 auf 6.132)", teilte die AGES mit.

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