Neue Studie

Zu wenig Sättigungs-Hormone in Übergewichtigen

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Gewichtsreduzierende Operationen bei stark Übergewichtigen könnten helfen.

Wer an starkem Übergewicht leidet, wird weniger schnell satt. Schuld daran sind Zellen, die im Magen-Darm-Trakt Sättigungshormone freisetzen. Übergewichtige besitzen weniger dieser Zellen als Normalgewichtige, wie die Uni Basel am Dienstag berichtete.

Sättigungsgefühl entsteht nur langsam
Während des Essens setzen spezialisierte Zellen in der Schleimhaut des oberen Magen-Darm-Trakts Sättigungshormone frei. Dadurch entsteht im zentralen Nervensystem das Gefühl, gesättigt zu sein. Stark Übergewichtige produzieren jedoch viel weniger Sättigungshormone und werden dadurch nicht so schnell satt.

Forscher der Universität und des Unispitals Basel haben mit Kollegen vom Basler Claraspital und von der University of Liverpool herausgefunden, woran die verminderte Ausschüttung von Sättigungshormonen liegt: Übergewichtige haben deutlich weniger der darauf spezialisierten Zellen als Normalgewichtige, wie das Forscherteam um Bettina Wölnerhanssen im Fachblatt "Scientific Reports" berichtete.

Auch dem Grund für die verminderte Zellzahl kamen die Wissenschafter auf die Spur, teilte die Uni Basel mit: Demnach war bei Übergewichtigen das Gleichgewicht sogenannter Transkriptionsfaktoren verändert, die normalerweise dafür sorgen, dass Stammzellen zu den Sättigungshormon-produzierenden Zellen heranreifen.

Fehlende Selbstkontrolle als unfaires Stigmata
Die Forscher untersuchten für ihre Studie Gewebeproben von 24 Normalgewichtigen, sowie 30 stark Übergewichtigen vor und nach einer gewichtsreduzierenden Operation. Letztere könnte das Problem beheben, hieß es. Nach einem Magenbypass oder einer Schlauchmagen-OP nimmt die Produktion an Sättigungshormonen nämlich wieder zu. Der Untersuchung zufolge liegt das daran, dass sich nach der Operation sowohl das Gleichgewicht der Transkriptionsfaktoren als auch die Anzahl der Sättigungshormon-produzierenden Zellen erholten.

"Leider werden übergewichtige Patienten oft stigmatisiert, indem man ihnen fehlende Selbstkontrolle und mangelnde Essdisziplin nachsagt", sagte Wölnerhanssen. Die Studie zeige, dass es strukturelle Unterschiede zwischen Normalgewichtigen und Übergewichtigen gibt, die das fehlende Sättigungsgefühl von Übergewichtigen erklären könnten.

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