Entzündungshemmer entdeckt

Warum das "böse" Cholesterin gut sein kann

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Neues Mittel im Kampf gegen Lungenentzündungen?

Schlechtes Cholesterin (LDL) gilt als besonders gefährlich, wenn die Fettsäuren darin oxidiert sind. Als ETH-Forschende untersuchten, wie oxidierte Fettsäuren im Körper wirken, stellte sich aber überraschenderweise heraus, dass sie Entzündungen hemmen. Davon inspiriert haben die Forschenden eine Substanz entwickelt, die sich dereinst gegen entzündliche Krankheiten einsetzen ließe.

cyclo-EC könnte bakterielle Lungenentzündung mildern

Die Wissenschafter der ETH Zürich haben die Substanz mit der Bezeichnung cyclo-EC und den Herstellungsprozess patentieren lassen. In ersten Versuchen mit Mäusen konnten sie zudem zeigen, dass cyclo-EC die Folgen einer bakteriellen Lungenentzündung mildern konnte, wie die Hochschule am Dienstag mitteilte.

Cholesterin - ein weiter Forschungsweg

Hinter dem Wirkstoffkandidaten steckt intensive Forschungsarbeit. Bereits vor einigen Jahren fand Manfred Kopf mit seiner Forschungsgruppe heraus, das bestimmte oxidierte Fette Entzündungen hemmen. Vorher gingen Wissenschafter davon aus, dass oxidierte Fettsäuren Entzündungen hervorrufen und fördern, schrieb die ETH.

Prominentes Beispiel ist das "schlechte Cholesterin" LDL (Low-Density-Lipoprotein). LDL ist ein Transportvehikel für Cholesterin und Fettsäuren, das jede Zelle benötigt und aus dem Blut aufnimmt.

Zu hohe LDL-Mengen verursachen allerdings Atherosklerose: Bestimmte Fresszellen (Makrophagen) verleiben sich viel LDL ein und lagern sich an Blutgefäßwänden ab. So entsteht ein verkalkter Plaque.

Lösen sich solche Plaques und verstopfen kleine Gefäße, kann das zu Hirnschlag oder Herzinfarkt führen. LDL gilt zudem als besonders gefährlich, wenn Fettsäuren darin oxidiert sind - was lange als entzündungsfördernd galt.

Entzündungshemmer bringt Hoffnung

Kopf und sein Team fanden in Versuchen mit Zellen und Mäusen jedoch heraus, dass oxidiertes LDL entgegen der Erwartungen Entzündungen hemmte. Oxidiertes LDL brachte die Fresszellen in Laborversuchen dazu, weniger enzündungsfördernde Signalstoffe abzusondern. "Bei der Verbrennung von Fettsäuren müssen unterschiedliche Oxidationsprodukte entstehen, wovon einige Entzündungen hemmen", erklärte Kopf gemäß der Mitteilung.

Einige dieser oxidierten Fette baute der ETH-Chemiker Erick Carreira mit seiner Forschungsgruppe künstlich nach und optimierte verschiedene Varianten sowie den Syntheseweg. Schließlich erhielten sie die Substanz cyclo-EC, die sich als 50 mal wirksamerer Entzündungshemmer als ein ähnliches, körpereigenes Lipid herausstellte.

Die Forschenden hoffen, die Substanz mit industriellen Partnern zum Wirkstoff weiterentwickeln zu können. "Dieser Stoff birgt ein sehr hohes Potenzial für den Einsatz gegen verschiedene entzündliche Erkrankungen, wie zum Beispiel die Schuppenflechte, die Colitis im Darm oder auch Autoimmun-Erkrankungen wie die Multiple Sklerose", sagte Kopf.

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