US-Studie zeigt

Reiche leben länger als Arme

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"Schere" öffnet sich bei Amerikanern ab 40 Jahren weiter

Wer wenig Geld hat, lebt oft nicht nur schlechter und ungesünder, sondern auch kürzer als wohlhabende Altersgenossen. Für die USA hat eine Studie diesen altbekannten Zusammenhang neu mit Fakten untermauert und zugleich gezeigt, dass für die Ärmsten dabei die Aussichten auf ein langes Leben in ökonomisch schwachen Regionen noch schlechter sind als in Städten mit guten Infrastrukturen.

Positive und negative Trends bemerkbar
Eine zweite neue Studie unterstreicht, dass sich die Schere bei Amerikanern ab 40 Jahren weiter öffnet. Bei den Jüngeren unter 20 hingegen wird die Kluft langsam wieder kleiner.

Das Forscherteam um den Stanford-Ökonomen Raj Chetty errechnete auf Basis von 1,4 Milliarden Steuer- und Sozialversicherungsdokumenten aus den Jahren 1999 bis 2014: Während die wohlhabendsten fünf Prozent der 40-jährigen Amerikanerinnen heute 2,9 zusätzliche Jahre erwarten dürfen (Männer: 2,3 Jahre), stieg die Lebenserwartung der armen Bevölkerung in dieser Zeit wesentlich langsamer und insgesamt kaum messbar. Dabei lag der Unterschied zwischen dem ärmsten und dem reichsten Prozent der Frauen bei zehn Jahren, bei den Männern sogar bei 15 Jahren.

Regionale Unterschiede
Die detaillierte Veröffentlichung im "Journal of the American Medical Association" ("JAMA") von Raj Chetty zeigt auch, dass die Lebenserwartung der Ärmeren nicht in allen Regionen gleich ist. So leben die Einkommensschwächsten in kalifornischen Städten wie San Francisco oder Los Angeles, aber auch in New York deutlich besser und gesünder als etwa in Industriestädten im Mittleren Westen wie Detroit, in Las Vegas oder Louisville.

Lebenserwartung in Deutschland und Österreich
Auch in Deutschland ist die Beziehung zwischen Einkommen und Lebenserwartung messbar: Hier lebt laut Robert Koch-Institut das wohlhabendste Fünftel der Frauen 8,4 Jahre länger als das ärmste Fünftel. Bei den Männern beträgt dieser Unterschied 10,8 Jahre. Für Österreich führte beispielsweise Robin Rumler als Präsident des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen im Sommer 2015 an, dass männliche Akademiker eine um durchschnittlich 2,7 Jahre höhere Lebenserwartung als Pflichtschulabsolventen haben, bei den Frauen betrage der Unterschied gar 5,4 Jahre.

Gesundheit als teures Gut in Amerika
Für die hohen Ausgaben sind in erster Linie die immensen Medikamentenpreise verantwortlich, die Pharma-Unternehmen auf dem US-Markt durchsetzen. Selbst Krankenhäuser können kaum Rabatte verhandeln, sondern müssen - etwa für Chemotherapien - oft ein Vielfaches der in Europa üblichen Summen bezahlen. Gleichzeitig werden gerade für diese extrem teuren Therapien aufwendige TV-Werbespots geschaltet. Zielgruppe: Wohlhabende Premium-Versicherte, die von ihrem Arzt exakt diese Therapie einfordern sollen.

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