Österreichischer Impftag

Neue Vakzine und alte Probleme

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19 Prozent der Masernfälle bei Angehörigen von Gesundheitspersonal

Neue Vakzine und alte Probleme beim Propagieren der Immunisierungen stehen beim Österreichischen Impftag am 13. Jänner kommenden Jahres in Wien auf dem Programm. Einerseits geht es um die sachgerechte Kommunikation zu Impfungen, andererseits gibt es wesentliche Neuentwicklungen bei den Impfstoffen, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Herdenschutz" muss aufgebaut werden

Zunächst einmal sollten laut den Experten die vorhandenen Impfungen schon einmal möglichst breit zum Individualschutz vor Infektionskrankheiten und zum Aufbau eines "Herdenschutzes" in der Bevölkerung bei Krankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Influenza benutzt werden. "19 Prozent der Masernerkrankungen vergangenes Jahr entfielen auf Angehörige des Gesundheitspersonals (Spitäler etc.). Das sind erschütternde Prozentzahlen", sagte Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.

"Ich bin nicht für eine generelle Impfpflicht, aber für eine Impfpflicht beim Gesundheitspersonal", sagte der Sprecher des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer, der Wiener Kinderarzt Rudolf Schmitzberger. Für die Bevölkerung sei sachgerechte Information entscheidend. "Oft besteht keine radikale Ablehnung von Impfungen, sondern eine Fehlinformation." Gerhard Kobinger, Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Apothekerkammer, fügte zum oftmals zu Impfungen vorhandenen Wissen vieler Menschen hinzu: "Dr. Google lässt grüßen. Man liest sich ein Halb- oder Falschwissen an. Aus Impfskeptikern werden dann schnell Impfgegner."

Fazit sei, so Kobinger, dass es in Österreich jährlich nur noch eine Influenza-Durchimpfungsrate von sechs Prozent gebe. "Dabei ist das eine Erkrankung, die jedes Jahr Tausende Todesopfer fordert." Es seien jährlich zwischen rund 1.500 und 5.000 Sterbefälle, die auf die Influenza zurückzuführen seien. "Impfen ist die kostengünstigste und effizienteste Präventionsmaßnahme."

Impfstoffe müssen laufend weiterentwickelt werden

Freilich, auch bei den Vakzinen selbst muss es Weiterentwicklungen geben, um den Schutz zu verbessern. "Bei der Pertussis-Impfung sehen wir deutliche Limitierungen durch die relativ kurze Wirkdauer der Toxoid-Vakzine. Neue Lebendvakzine zur intranasalen Anwendung soll nicht nur die Keuchhustenerkrankung verhindern, sondern auch die Infektion und die Besiedelung der Schleimhäute mit den Pertussis-Erregern - somit auch die Übertragung", sagte Ursula Wiedermann-Schmidt. Beim Österreichischen Impftag wird dazu der Stand der Forschungen präsentiert.

In Entwicklung befinde sich aber auch beispielsweise eine Alzheimer-Vakzine, welche eine Immunantwort gegen das TAU-Protein im Gehirn hervorrufen soll, das sich bei der Demenzerkrankung vermehrt ablagert. Eine Kandidat-Vakzine eines Biotech-Unternehmens in Bratislava (AXON Neuroscience SE) wurde in Zusammenarbeit mit Wissenschafter der MedUni Graz und der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien in einer Placebo-kontrollierten Studie der Phase I (Sicherheit und Immunogenität) an 30 Probanden (sechs davon in der Placebo-Gruppe) erprobt. In der dazu in Lancet Neurology im Dezember vergangenen Jahres erschienenen Studie hieß es in der Zusammenfassung: "AADvac1 hatte ein gutes Sicherheitsprofil und eine exzellente Immunogenität (Hervorrufen einer Immunantwort gegen das TAU-Protein; Anm.)." Bis zur Anwendung müssen aber noch mehrere und viel größere Studien zur Wirksamkeit laufen.

Auch an neuen Influenza-Vakzinen mit breiterem Schutz gegen möglichst viele Virusvarianten werde gearbeitet, betonte Ursula Wiedermann-Schmidt. Auch gegen das Dengue-Virus und gegen das Zika-Virus sind Impfstoffe in Entwicklung. Und schließlich arbeitet der Wiener Pathophysiologe Rudolf Valenta an einer Vakzine gegen Rhinoviren, die auch gegen Allergien schützen soll.

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