Welt-Lungenkrebs-Konferenz

Lungenkrebs: Immuntherapie mit hoher Wirkung

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Zum Teil sogar vorübergehendes Verschwinden der Erkrankung

Der größte Teil von Lungenkrebserkrankungen wird erst in einem nicht operablen späten Stadium erkannt. Immer wichtiger werden neue Immuntherapien bei der Beherrschung dieser Karzinome. Darauf deuten Studien hin, die am Montag bei der Welt-Lungenkrebs-Konferenz (bis 7. Dezember) in Wien vorgestellt wurden.

Das Immunsystem wieder "scharf" machen

Die neuen Immuntherapeutika sind monoklonale Antikörper, die entweder den PD-1-Rezeptor auf T-Zellen oder dessen Gegenstück (PD-L1) auf Tumorzellen blockieren. Ein Kontakt zwischen den Rezeptoren und deren Gegenstücken ("Liganden") hemmt die Abwehrkräfte am Attackieren der bösartigen Zellen. Die Biotech-Medikamente sollen das Immunsystem wieder "scharf" machen.

Bei der Konferenz in Wien wurden am Montag Langzeitdaten für eines der Arzneimittel, Nivolumab, präsentiert. Scott Gettinger vom Yale Cancer Center (USA) berichtete über die Beobachtungen im Verlauf einer frühen Phase-I-Studie mit der alleinigen Verabreichung dieses Medikaments bei Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom. Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug etwas mehr als 14 Monate. Demnach zeigte sich ein Ansprechen bei 23 Prozent (zwölf von 52 Patienten). Bei acht Prozent (vier von 52 Patienten) kam es zu einem vollständigen Rückgang der Erkrankung.

Bei zwei Drittel der Kranken mit einer klar beobachtbaren Wirkung setzte sich diese auch über den Zeitpunkt der Datenerhebung weiter fort. Im Durchschnitt überlebten die schwerkranken Patienten 19,4 Monate lang. Nach 18 Monaten lag die Überlebensrate noch bei 57 Prozent. Das sind für Kranke mit weit fortgeschrittener Lungenkarzinomerkrankung im Vergleich zu bis vor kurzem per Chemotherapie erzielbaren Effekten sehr gute Resultate.

Bessere Wirkung tritt erst nach drei Monaten ein

Allerdings zeigte eine weitere Studie mit Verwendung von Nivolumab im Vergleich zu einer Therapie mit dem Chemotherapeutikum Docetaxel, dass die bessere Wirkung der Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper offenbar erst nach drei Monaten eintritt. Der Effekt der Immuntherapien dürfte dann aber auch länger anhalten als jene von Chemotherapeutika.

In einem ähnlichen Rahmen spielt sich offenbar die Wirkung von Immuntherapeutika wie Atezolizumab oder Avelumab bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom ab. Die Frage für die Zukunft ist wohl, wie man die unterschiedlichen Arzneimittel kombiniert oder in welcher Reihe und wann sie verabreicht werden sollten, um den größten Nutzen zu bringen.

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