Stimmt es, dass...?

Kaiserschnitt im Mythen-Check

Teilen

Claudia Schiffer, Christina Aguilera und Angelina Jolie: Was in den USA schon völlig normal ist wird auch bei uns immer beliebter - die Geburt per Wunsch-Kaiserschnitt. Ein unnötiger Trend?

Während man früher den Kaiserschnitt nur bei Mehrlingsgeburten, in Notfällen oder bei riskanten Geburten anwandte liegt immer mehr im Trend. Bei 24 Prozent aller Geburten in Österreich findet der Kaiserschnitt Anwendung.

Ein sanfter Schnitt
Immer mehr Frauen entscheiden sich freiwillig für diese Geburtsmethode, die auch viele Vorteile bietet. Stundenlange Wehen fallen weg und das Geburtsdatum ist planbar - man kann sicherstellen dass der Partner und andere Helfer bereit stehen. Ein geplanter Wunsch-Kaiserschnitt wird 14 Tage vor der Geburt angesetzt, der Eingriff dauert meist 45 Minuten und ist für die Frau absolut schmerzfrei. Die Narbe verläuft unterhalb der Bikini-Grenze, ist also praktisch für niemanden zu sehen. Doch auch die Liste der Contras ist lang.

Teuer, Gesundheitsrisiken, Mythen
Kritiker sehen im Kaiserschnitt-Trend eine zunehmende Entmündigung der Mutter, die durch den Kaiserschnitt eines der wichtigsten Ereignisse ihres Lebens in die Hände der Ärzte legen würde. Zudem muss man auch die finanzielle Seite betrachten, denn für eine Geburt mit Kaiserschnitt wird deutlich mehr Geld an die Kliniken bezahlt als bei einer natürlichen Geburt. Frauen werden oft gezielt zum Kaiserschnitt ermutigt, Slogans wie "Erhalte deinen Liebeskanal" würden den Trend noch weiter anheizen.

Wir haben die häufigsten Kaiserschnitt-Mythen unter die Lupe genommen:

Kaiserschnitt im Mythen-Check 1/4

Mythos 1: Schock für das Kind

Antwort: Da ein Kaiserschnitt meist vor dem errechneten Geburtstermin angesetzt wird, kann es beim Kind zu Anpassungsstörungen an das Leben außerhalb des Körpers der Mutter kommen. Anders als bei einer herkömmlichen Geburt wird das Fruchtwasser beim Kaiserschnitt nicht aus den Lungen gepresst - die Geburt erfolgt plötzlich. Es kann also zu Atemproblemen kommen, wenn das Fruchtwasser nicht ganz aus den Lungen gepresst wurde.Zumeist wird das Neugeborene nach der Geburt für die Zeit, in der die Operation beendet wird, von der Mutter getrennt und kann erst später als bei einer natürlichen ­Geburt angelegt werden. Dieser Umstand kann zu einer verminderten Milchbildung führen.

Das sagt die Weltgesundheitsorganisation

Entbindungen mithilfe des Kaiserschnitts werden nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu oft ohne echte Notwendigkeit vorgenommen. In solchen Fällen würden Frauen und ihre Babys dem Risiko von Gesundheitsschäden ausgesetzt, ohne dass dies ausreichend medizinisch gerechtfertigt wäre, erklärte die WHO am im April in Genf.

Es sollten die individuellen Bedürfnisse der Patientin und ihres Kindes entscheidend sein und nicht eventuelle vorgegebene Raten, so die WHO. Seit 1985 werde allgemein zehn bis fünfzehn Prozent als "ideale Rate" für Kaiserschnitte angesehen. Zwei Studien mit WHO-Beteiligung zeigten nun, dass bis zu einer Rate von zehn Prozent tatsächlich eine Verbesserung der Allgemeingesundheit von Müttern und Kindern vorliege sowie die Sterberate zurückginge. Darüber hinaus sei allerdings keine signifikante Verbesserung festzustellen.

Die Ergebnisse würden einerseits den Nutzen des Kaiserschnitts bestätigen, erklärte Marleen Temmerman, Expertin für Reproduktionsmedizin der WHO. Wie jeder chirurgische Eingriff berge aber auch ein Kaiserschnitt kurz- und langfristige Risiken. Diesen sollten Mutter und Kind nicht unnötig ausgesetzt werden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.