Diabetes

Insulin von Übergewichtigen fördert Krebs

05.04.2017

Körpereigene Insulin-Produktion begünstigt die Entstehung von Tumoren.

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Übergewicht und Adipositas greifen um sich und betreffen inzwischen mehr als 1,5 Milliarden Menschen weltweit. Damit nehmen auch Folgeerkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer mehr an Bedeutung zu. Doch die vermehrte körpereigene Insulin-Produktion dürfte auch der Grund für mehr Krebsfälle bei diesen Personen sein, hieß es vor kurzem bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.

Übergewicht und Diabetes als Risikofaktoren

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin hatte zu einem Patiententag eingeladen. In den vergangenen Jahren haben wissenschaftliche Studien immer deutlicher gezeigt, dass Übergewicht und Diabetes die Entstehung einer Vielzahl von Tumoren begünstigen können. Dazu zählen neben Darmkrebs, Brustkrebs und Speiseröhrenkrebs auch Tumore der Nieren, Bauchspeicheldrüse, Leber und Gebärmutter.

"Körpergewicht und Stoffwechsel wirken sich aber nicht nur auf die Entstehung von Krebs aus", sagte Cornelia Jaursch-Hancke, Direktorin der Abteilung für Diabetologie und Endokrinologie an den DKD-Helios-Kliniken in Wiesbaden. Auch der Verlauf der Erkrankung und die Überlebenschancen hingen stark vom Body-Mass-Index ab. So hätten etwa Tumorkranke mit sehr starkem Übergewicht (BMI über 40) ein um 50 bis 60 Prozent höheres Risiko, an ihrer Krebserkrankung zu sterben, als normalgewichtige Leidensgenossen.

Krankheitsentstehung

Über welche Mechanismen so unterschiedliche Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs in Verbindung stehen, wird immer klarer. "Die Forschung dazu ist noch lange nicht abgeschlossen", sagte die Expertin. Aus einer Vielzahl von Studien ergebe sich jedoch allmählich ein immer genaueres Bild der Prozesse, die im Körper ablaufen, wenn die Fettpolster zunehmen. Sowohl Übergewichtige als auch Typ-2-Diabetespatienten produzieren häufig große Mengen von Insulin, das den Blutzuckerspiegel niedrig halten soll. Zugleich lässt jedoch die Wirkung des Insulins nach, sodass der Blutzuckerspiegel dennoch hoch bleibt und die Insulinproduktion weiter ankurbelt.

"Es ist bekannt, dass permanent hohe Insulinspiegel im ganzen Körper Rezeptoren aktivieren, die das Tumorwachstum fördern", erläuterte Cornelia Jaursch-Hancke. Auch die Fettzellen selbst tragen neueren Erkenntnissen zufolge zur Krankheitsentstehung bei: Sie produzieren eine Vielzahl von Hormonen und Botenstoffen (Adipokine), die unterschiedliche Stoffwechselprozesse steuern und beeinflussen können. Bei starkem Übergewicht setzen die Fettzellen anstelle schützender Botenstoffe wie Adiponectin und Visfatin eher schädliche Substanzen wie Resistin frei, die Entzündungen und Insulinresistenz fördern können.

Gute Nachricht

Wissenschaftliche Studien haben auch gezeigt, dass das hungerbremsende Adipokin Leptin bei Übergewichtigen zwar vermehrt im Körper produziert wird, dass es aber ebenso wie Insulin seine Wirkung verlieren kann. Leptin und andere Adipokine wirken auch direkt auf das Immunsystem ein. Welchen Effekt jede einzelne dieser Komponenten hat und wie sie bei Entstehung und Wachstum von Tumoren zusammenwirken, ist aber noch weitgehend ungeklärt. "Die gute Nachricht ist jedoch, dass dieser Effekt sich auch wieder umkehren lässt", sagte die Expertin. Wer sein Gewicht reduziere und sich mehr bewege, könne sein Risiko, an Krebs zu erkranken, auch wieder verringern.

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