Grippe

Influenza-Impfprogramm für Kinder angedacht

11.01.2017

Kinder als Virenschleudern - "Sie bringen die Influenza in die Familie."

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In Österreich wird eine Aufnahme der Grippe-Prophylaxe für Kinder in das Impfprogramm angedacht. Das sagte Ursula Wiedermann-Schmidt von der MedUni Wien, Mitglied des Obersten Sanitätsrats und wissenschaftliche Leiterin des Österreichischen Impftags 2017, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Veranstaltung für Ärzte in Wien.

Influenza-Prophylaxe müsse verstärkt werden

Die "Moral" der Österreicher in Sachen Influenza-Prophylaxe ist derzeit nicht sehr ausgeprägt. Nicht einmal zehn Prozent der Menschen sind geimpft. Die Konsequenzen daraus lassen sich an Zahlen ablesen: Allein in Wien sind derzeit 20.000 Leute an der durch einen Virus hervorgerufenen Grippe erkrankt. "Kinder sind die Hauptschleuder", sagte Wiedermann-Schmidt, die an der MedUni das Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin leitet. "Sie bringen die Influenza in die Familie." Was Kinder selber und gesunde Erwachsene in der Regel gut überstehen, kann für Großeltern lebensbedrohlich sein.

Vorbild Großbritannien

Eine große Grippe-Epidemie ließe sich schon durch eine Durchimpfungsrate von 40 Prozent bei Kindern verhindern. Positive Erfahrungen hat man laut Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Ärztekammer, diesbezüglich in Großbritannien gemacht. Dort gibt es ein Immunisierungsprogramm für Kinder vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr. Eine für Kleinkinder taugliche Form der Verabreichung des Vakzins - keine Injektion - gibt es auch in Österreich, nämlich den nasalen Grippe-Impfstoff. Dieser kostet allerdings 50 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie die Grippe-Impfstoff für Erwachsene, wie Christian Müller-Uri, Vizepräsident der Apothekerkammer, erläuterte. Angesichts des beträchtlichen Preises hält sich die Nachfrage in Grenzen. Auch die Verabreichung dieses nasalen Impfstoffes ist Sache der Mediziner.

Auch bei Masern gäbe es Nachholbedarf

Influenza ist nicht die einzige Erkrankung, bei deren Vorbeugung die Menschen hierzulande den Kopf in den Sand stecken. "Auch bei Masern gibt es absoluten Nachholbedarf", sagte Wiedermann-Schmidt. Österreich sei im Europa-Vergleich das Land mit der zweithäufigsten Masern-Inzidenz. "Wir müssen vermehrt informieren", stellte die Expertin klar. Ansetzen will man damit künftig schon in Schulen. Denn Schüler seien sehr interessiert und forderten Informationen über den Arzt und nicht nur von den Eltern ein, sagte sie unter Berufung auf eine Umfrage.

Arzt-Hemmschwelle

Die mangelnde Bereitschaft der Österreicher, sich impfen zu lassen, hat vermutlich zahlreiche Ursachen. Einer der Gründe könnte die Arzt-Hemmschwelle sein. "In der Schweiz, in Großbritannien und Portugal dürfen Apotheker impfen. Dort sind die Impfraten um ein Vielfaches höher als in Österreich", sagte Müller-Uri am Rande der Pressekonferenz zur APA.

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