Vielversprechendes Therapiekonzept

Hoffnung: Krebstherapie nach Maß

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Vielversprechende neue Therapiemethoden geben Medizinern Hoffnung darauf, in Zukunft Krebs noch besser bekämpfen zu können.

Sie haben Krebs!“ Worte, die das Leben jedes Menschen, der sie zu hören bekommt, nachhaltig verändern. Angst, Ungewissheit und Sorgen sind die vorherrschenden Gefühle. Doch auch Hoffnung hat ihren berechtigten Platz. Denn obwohl jedes Jahr immer noch rund 14 Millionen Menschen weltweit an Krebs erkranken, sinkt die Zahl der Krebstodesfälle in Österreich leicht – dank öster­reichischer Spitzenmediziner, die unter Hochdruck an der Entwicklung neuer Therapiemethoden mitarbeiten. Die lebensbedrohliche Krankheit wird so nicht nur immer besser behandelbar, sondern in vielen Fällen sogar heilbar.

Wie Krebs entsteht – in Kürze

Die Entwicklung von einer gesunden Zelle zu einer bösartigen Tumorzelle ist ein sehr komplexer Prozess. Mehrere körpereigene Sicherheitssysteme müssen versagen, bevor aus einer fehlerhaften Zelle tatsächlich Krebs entsteht. Eine Rolle ­dabei spielen nicht nur die genetische Grundausstattung eines Menschen, sondern auch der Lebensstil und individuelle Risikofaktoren. Krebs ist dabei nicht Krebs. Zwar teilt man grob die Krebsarten nach ihrer Lokalisation im Körper ein, also etwa Brust- oder Lungenkrebs, aus medizinischer Sicht ist diese Unterscheidung aber zu ungenau. Da jeder Tumor anders „funktioniert“, also anderen Mechanismen gehorcht, ist die Entwicklung zielgerichteter Therapien, die das gesunde Gewebe nicht angreifen, ein besonderer Hoffnungsträger.

Standard-Therapien
Je nach Krebsart, körperlichen Voraussetzungen des Patienten, betroffener Region im Körper und Stadium des Tumors kommen unterschiedliche Therapien zum Einsatz, oft auch in Kombination. ­Eine dieser Standard-Therapien ist die chirurgische Entfernung des Tumors. Zusätzlich, oder wenn eine Entfernung nicht möglich ist, kann eine Chemotherapie vorgenommen werden. Dabei werden Substanzen verabreicht, die die Zellvermehrung hemmen (Zytostatika). Bei der Strahlentherapie hingegen wird der Tumor durch „Beschießen“ mittels Strahlen bekämpft. Zwar sind Chemo- und Strahlentherapien heute viel besser verträglich als noch vor einigen Jahren und Nebenwirkungen in aller Regel gut beherrschbar, sie lassen sich aber nicht in jedem Fall vermeiden.

Zielgerichtete Therapien
Durch ein verbessertes Verständnis darüber, wie Krebs entsteht, werden immer weitere Angriffsstellen für Krebsmedikamente entdeckt. Sogenannte Zielgerichtete Therapien sind das Resultat aus diesen Erkenntnissen. Sie richten sich gezielt gegen charakteristische Strukturen oder Eigenschaften der Tumorzellen. Zu den zielgerichteten Wirkstoffen zählen unter anderem Medikamente wie Antikörper, Zytokine und sogenannte small molecules (kleine Moleküle). Auch die Immuntherapie, die derzeit großen Anlass zur Hoffnung gibt, zählt zu den zielgerichteten Therapien. Sie funktioniert, indem Antikörper das körpereigene Immunsystem aktivieren, gegen die Krebszellen vorzugehen.

Personalisierte Behandlungskonzepte
Derzeit bereits gängige Praxis ist die stratifizierte Krebstherapie. Dabei werden Tumore anhand bestimmter molekularbiologischer Eigenschaften nach unterschiedlichen Therapiekonzepten stratifiziert. Noch einen Schritt weiter geht die vollständig personalisierte Therapie. Künftig, so die Vision der Krebsforscher, soll es möglich sein, dank interdisziplinärer Zusammenarbeit aller beteiligten Fachrichtungen jeden einzelnen Tumor anhand von sogenannten Biomarkern genau zu charakterisieren, so dass schon im Vorfeld festgestellt werden kann, welchem Patienten welche der zielgerichteten Therapien am meisten Nutzen bringt. So können dem Betroffenen nicht nur in seinem Fall möglicherweise wirkungs­lose Therapien und deren Nebenwirkungen, sondern dem Gesundheitssystem auch enorme Kosten erspart bleiben. Am Comprehensive Cancer Center Vienna (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien läuft derzeit sehr erfolgreich die ­sogenannte EXACT-Studie, bei der die Durchführbarkeit eines personalisierten Behandlungskonzepts geprüft wird. ­Eine Zwischenbilanz ergibt, dass rund zwei Drittel der Patienten, bei denen Standardtherapien keine Wirkung mehr zeigen, von diesem Behandlungskonzept profitieren können.

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