Allergisch?

Heuschnupfen gibt Forschern Rätsel auf

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Präzisionsmedizin für Heuschnupfen-Patienten gesucht

Hundert Millionen Europäer leiden an allergischem Schnupfen. Zu einem erheblichen Teil haben sie auch Asthma . Noch immer sind die Krankheitsmechanismen nicht geklärt, sagte der belgische Experte Claus Bachert am Montag beim Europäischen Allergologenkongress (EAACI; bis 15. Juni) in Wien. Das wäre aber die Voraussetzung für eine Präzisionsmedizin auf diesem Gebiet.

"Allergieimpfung"
An sich werden die Allergien - so möglich und von den Patienten erwünscht - mittels "Allergieimpfung" schon längst zielgerichtet, das heißt abhängig von den Substanzen, welche die Symptome auslösen, behandelt. Es gibt "Allergieimpfstoffe" für Gräser- oder Baumpollenallergiker, für Menschen, die auf Insektengift mit einer überschießenden Immunantwort reagieren oder für Hausstaubmilbenallergiker.

Der allergischen Rhinitis auf der Spur
Doch allzu tief sind die Wissenschafter noch nicht in die dahinter liegenden Krankheitsmechanismen eingedrungen. Jene Patienten, welche schwere allergische Rhinitis aufweisen, haben in der Nase auch noch Polypen und oft gleichzeitig Asthma. Immunologisch haben die allergischen Reaktionen zwar etwas mit den T-Zellen zu tun, doch da wird es bereits kompliziert.

So hat ein chinesisches Wissenschafterteam in Gewebe von Nasenpolypen von Allergikern aus den Benelux-Staaten eine sehr hohe Produktion des Immunbotenstoffs Interleukin-5 (IL-5) entdeckt. Noch höher war sie in Gewebe von Patienten aus Adelaide (Australien). In der chinesischen Hauptstadt Beijing und in der chinesischen Stadt Chengdou sahen die Befunde ganz anders aus. "Der Grund dafür dürfte nicht in der Genetik liegen, vielleicht in unterschiedlichen Infektionen durch Viren oder Bakterien", sagte Bachert. Eines ist klar: Ein starke IL-5-Produktion und hohe Werte von Immunglobulin E in Nasenpolypen dürften die Rhinitis antreiben und gleichzeitig auch leichter noch zusätzlich zu Asthma führen.

"Wir sind in der Mitte des Weges in die Zukunft", sagte Bachert. Aber bis man zu Therapien gegen die allergische Rhinitis kommt, die wirklich maßgeschneidert für den einzelnen Patienten sind, wird es noch länger dauern. Außerdem haben die bisher vorhandenen Biotech-Medikamente keine wesentlich bessere Wirkung als die herkömmlichen Cortison-Nasensprays etc.

Die häufigsten Allergietests 1/5
Hauttest
Bei den Hauttests (Prick-Test, Pflastertest, Reibetest) werden Proben möglicher Allergene auf die Haut aufgebracht und beobachtet, ob eine allergische Reaktion an dieser Hautstelle (Pusteln, Quaddeln) auftritt.

Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren von Bedeutung
Seit langem wird auch nach Wegen gesucht, wie man der chronisch-allergischen Rhinitis vorbeugen könnte. Verena Niederberger von der HNO-Universitätsklinik der MedUni Wien im AKH stellte dazu die aktuellsten Studien vor. An sich klingen die Aussichten eher ernüchternd. Wissenschafter haben 1.314 Neugeborene mit zu einem großen Teil auch allergisch vorbelasteten Eltern 20 Jahre lang beobachtet. Bei der vorerst letzten Auswertung blieben noch 941 der Probanden übrig. Mit 20 hatten etwa 50 Prozent der Testpersonen eine chronische Rhinitis.

Bei der Analyse nach 41 verschiedenen möglichen Faktoren, welche bei der Entstehung des allergischen Schnupfens beteiligt sein könnten, kristallisierten sich nur zwei eventuell schützende Umstände heraus: Hatten die Mütter in der Schwangerschaft viel Vitamin D zu sich genommen, war die Häufigkeit von Rhinitis bei den Kindern etwas geringer als bei anderen. Ähnliches zeigte sich in einer schwedischen Studie bei einer fischreichen Ernährung (Omega-3-Fettsäuren) der Kinder selbst.

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