Experten-Aufklärung

Herzstillstand: So gefährlich ist Todesursache von Presley

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Elvis-Tochter Lisa Marie starb mit nur 54 an einem Herzstillstand. Schuld sind die Hormone. Der Spezialist erklärt alles rund um den frühen Herztod und wie Sie sich schützen. 

Sie war erst 54 Jahre und Mutter von 14-jährigen Zwillingen. Bei ihrem letzten Auftritt bei den Golden Globes am 10. Jänner wirkte Lisa Marie Presley gesund. Zwei Tage später plötzlich der Zusammenbruch in ihrem Zuhause nahe Los Angeles: Herzstillstand. Ihr Herztod kam völlig unerwartet, was tragisch, jedoch alles andere als ein schicksalhafter Einzelfall ist. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Haupt-Todesursache bei Frauen und für 35 Prozent der Todesfälle verantwortlich. Mit dem neuen Fachgebiet der Gendermedizin rückte das Frauenherz in den vergangenen Jahren endlich in den Fokus der Wissenschaft. Eine alarmierende Erkenntnis: Bei jungen Frauen steigt die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit an. Hormonspezialist Doz. Dr. Johannes Ott, FA für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Leiter der Hormonambulanz am AKH verrät, was jede Frau über ihr Herz und ihr Gesundheitsrisiko wissen sollte.

Menopause steigert Risiko
Lisa Marie Presley starb mit Mitte 50 in einem Alter, in dem sich die meisten Frauen in der Postmenopause (Anm.: Endphase der Wechseljahre) befinden. Diese Phase setzt nach der Menopause ein, also nach der letzten Menstruationsperiode. Mit Eintritt in diesen Lebensabschnitt steigt das Risiko für Herzkreislauferkrankungen stark an. „Die Ursache“, so Dozent Johannes Ott, „ist der durch die Menopause bedingte Verlust des weiblichen Hauptgeschlechtshormons Östrogen.“ Dieses schützt das weibliche Herz. Ein Abfall führe laut dem Experten zu verschiedenen Veränderungen im Herzkreislaufsystem und zu Veränderungen bei Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen – z. B. des Fettstoffwechsels und der Insulinresistenz. Wer an Übergewicht und/ oder Diabetes leidet, hat ein hohes Risiko für Herz-Kreislaufprobleme. Ein besonders hohes Risiko für Herzkreislauferkrankungen tragen übrigens Frauen, die von einem „vorzeitigen Wechsel“ unter dem 40. Lebensjahr betroffen sind. „Hier“, so Dozent Ott, „bewirkt das langfristige Fehlen des Östrogens bereits im Alter von unter 60 Jahren ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Das ist ein klares Zeichen dafür, wie wichtig das Hormon für das Gefäßsystem der Frau ist.“

Frauen sind anders krank
In der Medizin und Forschung galt seit jeher der Mann als Prototyp des Menschen. An ihm wurde geforscht. An ihm orientieren sich seit jeher unter anderem Diagnoseverfahren. Auch das stellt ein Risiko für Frauen dar. Denn Herzprobleme äußern sich bei Männern und Frauen äußert unterschiedlich. Der typische (männliche) starke Brustschmerz ist eher selten. Ein „weiblicher Herzinfarkt“ kündigt sich zumeist mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, Rücken- oder auch Zahnschmerzen an. Diese werden oft falsch gedeutet und daher zu spät behandelt. „Ein Problem in der Diagnostik von Herzinfarkten bei Frauen“, so Doz. Ott, „ergibt sich daraus, dass Frauen häufiger untypische Verläufe aufweisen, gerade diejenigen unter 55 Jahren. Außerdem finden sich bei Frauen im Alter von 45 bis 65 Jahren häufiger Herzinfarkte ohne Verstopfungen der Herzkranzgefäße. Eine Verengung bzw. Verstopfung macht sich jedoch oft deutlich durch ein Druckgefühl oder Schmerz hinter dem Brustbein bemerkbar und ist damit ein deutliches Warnzeichen für Betroffene. „Beide Phänomene“, so der Mediziner, „bedingen, dass Frauen in diesem Alter ein etwas höheres Risiko haben, in Bezug auf einen Herzinfarkt nicht richtig diagnostiziert zu werden.“

Gut vorsorgen
Der Schlüssel liegt wie so oft in der Vorsorge und der Früherkennung. Einige Risikofaktoren fallen bei Frauen stärker ins Gewicht als bei Männern. Z. B. Rauchen oder die Anti-Baby-Pille können die Schutzwirkung des Östrogens bereits frühzeitig abschwächen. Dies erklärt wohl auch den Anstieg der Herzerkrankungen bereits bei jüngeren Frauen. Auch Mehrfachbelastung und die schlechtere Verarbeitung von emotionalem Stress trifft Frauenherzen stärker. Für die speziellen Warnsignale des weiblichen Herzens, wie z. B. Übelkeit, die angeblich auch Presley vor ihrem Herzstillstand verspürte, gilt es ein Bewusstsein zu entwickeln. Zudem sollten Frauen in den Wechseljahren regelmäßig zum Gesundheits-Check-up.

Schützt eine Östrogen-Therapie?
Eine Hormontherapie kann unter Umständen schützend wirken, jedoch in manchen Fällen auch Risiken erhöhen. „Bei gefäßgesunden Frauen“, so Dozent Ott, „wirkt das Östrogen eher beschützend vor der Ausbildung von Gefäßverkalkung (Anm.: Hauptursache von Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzschwäche und Schlaganfall). Andererseits kann das Östrogen der Hormontherapie bei Frauen, die bereits durch andere Gründe – wie Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte, Rauchen oder Diabetes – Gefäßverkalkungen aufweisen, zu einer Verschlechterung der Situation führen und das Risiko für schwerwiegender Herzkreislauferkrankungen bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Insgesamt ist die östrogen-hältige Hormontherapie derzeit nicht zur Prävention von Herzkreislauferkrankungen zugelassen.“ Eine Verschreibung ist stets Abwägungssache. Wichtigste Schutzmaßnahmen bleiben derzeit die Vorsorge sowie ein erhöhte Bewusstsein für Symptome und Risiken.  

Klärt auf
Assoc.-Prof. Doz. Dr. Johannes Ott, FA für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am AKH. www.diegynaekologin.at

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