Opioid-Therapie

Herz-Kreislauf-Risiko durch Analgetika nicht erhöht

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Deutsche Studie beseitigt Bedenken bei Opioid-Therapie.

In den vergangenen Jahren hat es in medizinischen Publikationen immer wieder Berichte über ein häufigeres Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und akuten Herzinfarkten bei Patienten unter Opioid-Therapie wegen schwerer Schmerzen gegeben. Eine vor kurzem beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim vorgestellte Untersuchung hat diese Bedenken ausgeräumt, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.

Herzpatienten unter Opioidtherapie

Die Fakten zu der wissenschaftlichen Evaluierung eines Herz-Kreislauf-Risikos bei Herzpatienten unter Opioidtherapie, wurden aus Anlass der 16. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) dargestellt. "Als mögliche Ursachen für ein potenziell erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter Opioid-Therapie wurden verschiedene Pathomechanismen genannt", erklärte Oberärztin Gabriele Grögl, Vizepräsidentin der ÖSG und Leiterin der Schmerzambulanz an der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien. Diskutiert wurden hormonelle Veränderungen, die im Rahmen einer Unterdrückung der Produktion von Geschlechtshormonen mit Testosteronmangel auftreten könnten und zu steiferen Arterien führen können. Ebenso wurden opioidbedingte schlafbezogene Atmungsstörungen mit daraus resultierendem Sauerstoffmangel als mögliche Ursachen genannt.

Fall-Kontroll-Studie liefert neue Erkenntnisse

Der Verdacht begründete sich allerdings vor allem auf Analysen von Arzneimittelverschreibungen nach dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Zwischenfällen und auf Einzelbeobachtungen. Wissenschafter der Abteilung für Schmerzmedizin und der Kardiologischen und Angiologischen Abteilung am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum "Bergmannsheil" in Bochum in Deutschland, haben jetzt eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie bei ihren Patienten durchgeführt.

Von Jänner bis Juni 2016 wurden Patienten im Alter von mehr als 40 Jahren mit einer behandlungsbedürftigen Angina Pectoris und einer per Koronarangiografie gesicherten koronaren Herzkrankheit standardisiert befragt. Patienten mit einem unauffälligen koronarangiografischen Befund wurden in eine Kontrollgruppe aufgenommen. In einer eingehenden Befragung wurde auch die Medikation innerhalb der vorangegangenen zehn Jahre erfragt. Hatte ein Proband zu irgendeinem Zeitpunkt Opioide eingenommen, wurde die jeweilige Krankheitsgeschichte bis in alle Einzelheiten dokumentiert und analysiert.

Unterschiede waren statistisch nicht signifikant

Insgesamt wurden die Daten von 471 Patienten im Durchschnittsalter von 68 Jahren untersucht. Der Anteil der Patienten, die im Jahr vor der stationären Aufnahme in die Universitätsklinik in Bochum Opioide eingenommen hatten, war in der Kontrollgruppe (ohne koronare Herzerkrankung) mit 11,3 Prozent etwas höher als unter den Koronarpatienten (10,4 Prozent). Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant.

"Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine Opioideinnahme kein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer behandlungsbedürftigen Angina Pectoris darstellt", schlossen die deutschen Experten aus ihren Ergebnissen. Möglicherweise könnte der Unterschied zu Beobachtungen in anderen Staaten an niedrigeren Opioid-Dosierungen und eher zurückhaltender Verschreibungsweise der Ärzte liegen.

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