Notfälle richtig versorgen

Erste Hilfe: SOS-Guide für Eltern

Teilen

Verbrannt, geschnitten, gestürzt? Kinderarzt Priv.-Doz. Michael Wagner gibt Ratschläge, wie Eltern angemessen reagieren und ihre Kinder im Notfall richtig versorgen können, ohne panisch zu werden.

Die natürliche Neugierde und der ausgeprägte Bewegungsdrang sind von entscheidender Bedeutung für die kindliche Entwicklung. Allerdings können sie auch Gefahren mit sich bringen. Bei Kindern stehen etwa Verbrennungen und Verbrühungen an erster Stelle der häufigsten Notfälle. Unfälle mit Laufrädern, Verletzungen durch Glas und Stürze werden ebenfalls oft in den Notfallambulanzen registriert. Ein kindersicheres Umfeld ist von größter Bedeutung, um Verletzungen bei Kindern zu verhindern. Dennoch lassen sich nicht alle Unfälle vermeiden.

Im Falle eines Notfalls: So reagieren

Im Falle eines Notfalls ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und das Kind schnell und fachgerecht zu versorgen. Eine gute Vorbereitung kann dabei helfen, in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren und angemessen zu handeln. Ist ein Kind verletzt, benötigt es außerdem besonders viel Trost und Zuwendung. Kinder kommen schnell in einen Schockzustand und sollten zunächst beruhigt werden, damit sie nicht panisch reagieren.

Kinderarzt Priv.-Doz. Michael Wagner empfiehlt Eltern das richtige Handeln im Fall von Notfällen zu trainieren. Auf diesen Seiten gibt der Mediziner einen hilfreichen Leitfaden zur Versorgung häufiger Notfälle.

Verbrennungen richtig versorgen

Bei allen Verbrennungsarten muss man gleich erste Hilfe leisten. Unmittelbar nach der Verbrennung wird die betroffene Körperstelle unter handwarmem Wasser für etwa zehn Minuten gekühlt. Die Wunde anschließend keimfrei bedecken, kühlen und bei Grad III sowie IV ärztliche Hilfe suchen. Grad-I-Verbrennungen sind oberflächlich, z. B. wie beim Sonnenbrand, die Stelle ist auch gerötet und schmerzt. Bei Grad II bilden sich Bläschen und es kommt zu starken Schmerzen. Grad III beschreibt die tiefgreifende Zerstörung der Haut. Unter Grad IV versteht man eine sehr schwerwiegende Verbrennung, bei der alle Hautschichten betroffen sind.

Schürf-, Kratz-, Schnittwunden

Versorgt man eine Wunde, sollte man das Kind in die einzelnen Schritte der Wundversorgung mit einbeziehen. Erklären Sie, was Sie tun, lassen Sie es z. B. das Pflaster selbst aufkleben. Besonders Schürfwunden sind häufig stark verunreinigt. Um zu verhindern, dass sie sich entzünden oder vielleicht sogar eitern, Wunden möglichst rasch mit idealerweise fließendem Trinkwasser auswaschen. Entfernen Sie kleine Steinchen oder andere grobe Verunreinigungen mit einer sauberen Pinzette und gereinigten, wenn möglich desinfizierten Händen. Eine verschmutzte Schnittwunde zur Reinigung kurz „ausbluten“ lassen. Achten Sie darauf, dass das Kind die Wunde nicht berührt und verwenden Sie am besten ein Desinfektionsmittel, das nicht brennt.

Bei stark blutenden Wunden (häufig bei Schnittwunden der Fall) eine sterile Kompresse auf die saubere Wunde drücken, bis die Blutung gestillt ist. Wundspray großzügig aufsprühen und die Einwirkzeit einhalten. Das tötet Keime ab, die sonst eine Wundinfektion verursachen und die Wundheilung verzögern können.

Auch optisch saubere Wunden können mit Erregern von Wundinfektionen kontaminiert sein. Wunden, die sauber und feucht gehalten werden, verheilen in der Regel schneller und schöner. Die harte Kruste, die als Folge trockener Wundheilung entsteht, kann den Heilungsverlauf verzögern und zu einem schlechteren Narbenbild führen. Ein Wundgel versorgt die Wunde mit Feuchtigkeit, unterstützt die Heilung und bildet eine Schutzschicht. Es trägt außerdem dazu bei, das kosmetische Ergebnis der entstehenden Narbe zu optimieren.

Die Wunde wird mit einem Pflaster oder Wundverband abgedeckt und geschützt. Jeden Tag das Pflaster erneuern, die Wunde desinfizieren und den Wundverlauf kontrollieren. Das Wundgel soll aufgetragen werden, bis die Wunde wirklich vollständig verheilt ist.

Achtung: Bei Wunden keinesfalls Salben oder andere „Hausmittel“ wie Puder, Mehl, Öl oder Zahnpasta verwenden! Das führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Komplikationen und tut meist weh. Auch in die Wunde blasen ist eher kontraproduktiv, da so Keime in die Wunde gelangen können, die eine Wundinfektion verursachen können. Wichtig: Wirkt die letzte Tetanusimpfung noch? Dies ist besonders bei stark verunreinigten Schürfwunden und Bisswunden von großer Bedeutung. Impfpass überprüfen und ggf. Impfung rasch auffrischen!

Zecken oder Insektenstiche

Die Zecke bzw. den Stachel einer Biene oder Wespe mit einer desinfizierten Pinzette bzw. Zeckenzange langsam und gerade entfernen. Besonders bei Zecken sollte das langsam und ohne Drehung passieren, um das Risiko einer Krankheitsübertragung zu senken. In Österreich ist eine FSME-Impfung empfohlen. Das Areal rund um den Stich/Biss mit Wundspray desinfizieren, damit sich die Einstich-/Bissstelle nicht infiziert. Den Einstich-/Bissstelle ggf. mit lauwarmen Umschlägen oder lauwarmem Wasser kühlen (z. B. bei Bienen- oder Wespenstichen). Dann eine dünne Schicht Wundgel auf die Einstich-/Bissstelle auftragen. Das Gel lindert Juckreiz und schützt die Wunde. Die nächsten Tage beobachten und bei starker oder sich ausbreitender Rötung einen Arzt aufsuchen.  

Kindernotfall-Kurse für Eltern

Die Kinderarztpraxis Schumanngasse in Wien bietet ein breites Kursangebot für Eltern, Groß­eltern und alle Interessierten an u. a. zu Kindernotfällen und lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Wer die Kurse besucht, soll danach die häufigsten Notfall­situationen im Kindes- und ­Jugendalter sowie notwendige Sofortmaßnahmen kennen und durchführen können. Die Kurse sollen Angst nehmen, Notfall­situationen vorbeugen und im Falle eines Notfalls helfen, die richtigen Handlungen zu setzen. Themengebiete sind neben der Beatmung und Herzdruckmassage bei Kindern auch Atemwegsbeschwerden, Fieber, Krämpfe bis hin zu Zeckenbissen und Wunden: www.kinderarztpraxisschumanngasse.at

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.