Neue Studie

Embolie-Medikament gegen Infarkt- und Schlaganfall?

Teilen

Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit - Studie wegen offenkundiger Effektivität vorzeitig abgebrochen

In Zukunft könnte das zunächst zur Prävention und Behandlung von Lungenembolien und tiefen Beinvenenthrombosen eingesetzte Blutverdünnungsmedikament Rivaroxaban auch zur Verhütung von Schlaganfällen und Herzinfarkten bei Kranken mit koronarer Herzkrankheit benutzt werden. Dafür sprechen die Daten, die beim Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Barcelona (bis 30. August) vorgestellt wurden.

Revolutionäre Blutverdünnungstherapie
Der Wirkstoff hemmt den Blutgerinnungsfaktor Xa. Rivaroxaban hat - ähnlich wie eine zweite innovative Substanz auf diesem Gebiet (Dabigatran) - vor einigen Jahren die Blutverdünnungstherapie mit oral einnehmbaren Medikamenten revolutioniert. Die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAKs) können in einer Fixdosis verwendet werden, führen seltener zu Blutungskomplikationen. Die Behandelten müssen nicht - wie bei einer Therapie Marcoumar- regelmäßig zur Blutgerinnungs-Laborkontrolle.

Neben der Prophylaxe und Therapie von Lungenembolien, Beinvenenthrombosen, arteriellen Verschlüssen der Beinarterien und von Schlaganfällen als Konsequenz von Herz-Vorhofflimmern könnte Rivaroxaban aber auch eine zusätzliche Möglichkeit sein, bei Kranken mit einer koronaren Herzkrankheit akute Herz-Kreislauf-Zwischenfälle wie Schlaganfall oder Infarkt zu verhindern. In Barcelona wurden vor wenigen Tagen die Daten aus der sogenannten COMPASS-Studie vorgestellt. Gleichzeitig wurde die wissenschaftliche Untersuchung online vom New England Journal of Medicine publiziert.

27.395 Probanden in 33 Staaten, die in 602 Zentren in Behandlung standen, hatten an der wissenschaftlichen Untersuchung teilgenommen. Zur Schlaganfall- und Herzinfarktprophylaxe erhielten sie entweder täglich 100 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS/Aspirin), zweimal täglich Rivaroxaban (zweimal täglich 2,5 oder fünf Milligramm) oder beide Medikamente. Primär wurde untersucht, ob sich die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Todesfällen, Schlaganfällen und Herzinfarkten in den einzelnen Gruppen unterschied.

Studie frühzeitig abgebrochen
"Die Studie wurde nach einer mittleren Beobachtungszeit von 23 Monaten wegen des beobachteten Vorteils in der Gruppe, welche Rivaroxaban und Aspirin erhielt, abgebrochen", schrieben die Autoren im New England Journal of Medicine. So kam es bei 5,4 Prozent der Kranken in der Aspirin-Gruppe zu solchen Todesfällen, Infarkten oder Schlaganfällen, in der Gruppe mit beiden Medikamenten lag diese Rate bei 4,1 Prozent. Das war statistisch signifikant.

"Der Vorteil der Behandlung mit der Kombination aus zweimal täglich 2,5 mg Rivaroxaban und einmal täglich 100 mg Aspirin hinsichtlich des kombinierten Endpunktes - schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse - wurde vor allem erreicht durch ein um 42 Prozent verringertes Risiko für Schlaganfälle und ein um 22 Prozent verringertes Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle; beide Ergebnisse sind statistisch signifikant. Auch das Risiko für Herzinfarkte war um 14 Prozent vermindert, jedoch erreichte diese Reduktion keine statistische Signifikanz", hieß es dazu in einer Aussendung des deutschen Pharmakonzerns Bayer, welcher die Studie mit seinen Arzneimitteln gesponsert hatte. Die Gesamtsterblichkeit (alle Ursachen) wurde offenbar um 18 Prozent reduziert.

Allerdings kam es in der Patientengruppe, welche die beiden Mittel zur Blutverdünnung erhalten hatten, zu mehr schweren Blutungen. Eine medikamentöse Therapie zur Hemmung der Blutgerinnung ist immer ein Mittelweg zwischen dem angestrebten positiven Effekt der Thromboseprävention und dem Blutungsrisiko.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.