Tests im Check

Corona: Das 1x1 der Testverfahren

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Eine umfangreiche Teststrategie ist bisher das wichtigste Tool, um die Bedrohungen durch die Pandemie und darauf basierende Maßnahmen zu beurteilen. Welche Testverfahren zur Verfügung stehen und wann sie zum Einsatz kommen.

Schon bald ein Jahr lang ist das alltägliche Leben in Österreich von der globalen Pandemie gezeichnet. Während Impfungen und Behandlungsmöglichkeiten voranschreiten, bleibt die frühe Detektion von Infektionen das Kernstück der weltweiten Bekämpfungsstrategie. Doch Test ist nicht gleich Test. Die jeweiligen Verfahren sind sehr unterschiedlich in der Funktionsweise. Ihr Einsatz muss gezielt erfolgen, um sinnvoll zu sein.  
 
Marathon für die Wissenschaft
Die Pandemie lehrt uns, wie sehr wir auf die Wissenschaft und fundierte Informationen angewiesen sind. Im vergangenen Jahr gab es Riesensprünge in den Erkenntnissen rund um das Virus und seiner Übertragung sowie in der Behandlung von schweren Erkrankungsverläufen. Auch die Testmethoden zur Detektion von SARS-CoV-2 sind stetig weiterentwickelt worden. Möglichst frühe Tests ermöglichen das Erkennen und Isolieren von Infektionen – idealerweise noch bevor Betroffene (viele) andere Menschen anstecken können. Gleichzeitig sind regelmäßige Testungen ein wichtiges Mittel, um die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung beurteilen zu können und um in der Folge adäquate, allgemein gültige Maßnahmen zur Eindämmung zu setzen sowie zum Schutz des belasteten Gesundheitssystems zu bestimmen. 
 
Funktionsweisen: PCR vs. Antigen
Die verfügbaren Testverfahren sind von grundlegenden Unterschieden gekennzeichnet. Während der PCR-Test  (PCR = Polymerase-Kettenreaktion) das Erbgut des Virus nachweisen kann, detektiert ein Antigentest nur ein bestimmtes Protein des Virus. Der PCR-Test gilt als deutlich genauer, die Auswertung nimmt aber beträchtlich mehr Zeit in Anspruch und kann nur in einem Labor erfolgen. „Der PCR-Test gilt als Goldstandard“, erklärte Virologe Assoc.-Prof. Dr. Christoph Steininger im November im gesund&fit-Interview. „Selbst wenn nur wenige Viren da sind, können sie sich kaum ‚verstecken‘, denn bei der PCR wird das Virus-Erbmaterial so oft vervielfältigt, dass sie sichtbar werden.“ Der Antigen-Schnelltest, wie er etwa bei Massentests verwendet wird, liefert ein Ergebnis binnen 15 Minuten, allerdings bei  verringerter Genauigkeit. 
 
Tests sind nur Momentaufnahmen 
Bei Personen mit deutlichen Symptomen und entsprechend hoher Viruslast sollen Antigentests mit relativ hoher Sicherheit eine Infektion bestätigen oder ausschließen können. Anders ist es jedoch bei asymptomatischen Verläufen: „Bei Personen mit geringer Viruslast ist das Risiko hoch, dass der Antigentest falsch negativ ausfällt. Je nach Studie wird die Zuverlässigkeit vom Antigentest mit etwa 70 Prozent angegeben“, so Prof. Steiniger. Es kann im Einzelfall also eine Infektion durch den Raster fallen und so falsche Sicherheit auslösen. „Die verlässlichsten Ergebnisse erzielen Antigen-Schnelltests bei Personen mit einer hohen Viruslast, von präsymptomatisch bis zu 5 Tagen nach Auftreten der Symptome“, heißt es auch in einem offiziellen Dokument des Gesundheitsministeriums zur österreichischen Teststrategie. Neben falsch negativen sind auch falsch positive Ergebnisse möglich, weshalb auf einen positiven Antigentest stets ein PCR-Test folgen muss. Auch betreffend der Gültigkeit eines negativen Testergebnisses entstehen Herausforderungen und mitunter gefährliche Lücken: Ein einmaliger negativer Test ist immer nur eine Momentaufnahme. Negativ Getestete könnten schon kurze Zeit später doch positiv sein. Die Virologin Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl gab kürzlich erneut zu bedenken, dass etwa ein negativer Antigentest, wie er künftig vor dem Besuch von Veranstaltungen verlangt werden könnte, nur bescheinigt, dass „von der getesteten Person in etwa einen Tag lang weitgehend keine Ansteckungsgefahr ausgeht“, so die kürzlich zur Wissenschaftlerin des Jahres 2020 gekührte Puchhammer-Stöckl im Interview mit Ö1. „Bei zwei, drei Tagen sind wir schon weit darüber, was das aussagen kann. Weil man immer gerade im Anstieg der Virusvermehrung sein kann.“ 
 
Die neuen anterio-nasalen Tests
Im Rahmen der österreichischen Strategie werden Antigentests nur gezielt eingesetzt: bei symptomatischen Personen zur raschen Ausschlussdiagnose verwendet sowie bei asymptomatischen Personen „im Rahmen von Ausbruchsmanagement, Testen von Kontaktpersonen nach Identifikation, Screeningtests in Einrichtungen mit besonders exponiertem Personal (v. a. Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen) oder Testen von größeren Bevölkerungsgruppen zur Infektionskontrolle“, wie es im genannten Dokument des Bundesministeriums heißt. Vor diesem Hintergrund setzt auch die neue geplante Teststrategie für Bildungseinrichtungen an: Schülerinnen und Schüler sollen sich (freiwillig), so der aktuelle Plan, einmal wöchentlich einem Antigentest unterziehen. Dabei soll die neue „Anterio-nasal-Testmethode“ zum Einsatz kommen, die besonders wenig invasiv – damit auch kindgerecht – und einfach durchführbar ist: Es reicht ein einfacher Tupferabstrich aus dem vorderen Nasenbereich. Nach der Abnahme wird der Tupfer in einem Faltkarton mit einer speziellen Flüssigkeit beträufelt und der Karton anschließend zugeklappt. Innerhalb weniger Minuten erscheint auf der Vorderseite des Kartons das Ergebnis. Sollte es positiv sein, sind die Gesundheitsbehörden zu verständigen und ein PCR-Test durchzuführen. Aufgrund der sehr simplen Handhabung soll es die Möglichkeit geben, die Tests auch zuhause, gegebenenfalls mithilfe der Eltern, durchzuführen. Die Testgenauigkeit der neuen anterio-nasalen Selbsttests entspräche in etwa jener der bei den Massentests verwendeten Antigentests, wie Franz Allerberger, Leiter der Abteilung für Öffentliche Gesundheit der AGES (Agentur für Gesundheit und Erährungssicherheit), kürzlich bestätigte. Durch die regelmäßigen Testungen soll das Infektionsgeschehen an Bildungseinrichtungen genau überwacht und weitere Schulschließungen nach Möglichkeit verhindert werden.
 

Die Testverfahren

Aktive und überstandene Infektionen nachweisen:

PCR-Test

Die Testung basiert auf einer Probe, die mittels Rachen-Nasen-Abstrichs entnommen wird. Unter Anwendung einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird im Labor das enthaltene Genmaterial aus der Probe vermehrt, um nach Erbgut des Coronavirus SARS-CoV-2 zu suchen. Wird entsprechende Erbinformation gefunden, so besteht zum Testzeitpunkt eine aktive Infektion. PCR-Tests können nichts über bereits 
zurückliegende Infektionen aussagen. 
 
Gurgeltest
Er gehört der Riege der PCR-Tests an und ist somit geeignet, eine aktive Infektion nachzuweisen. Der große Vorteil ist die vereinfachte Entnahme der Probe. Anstatt des unangenehmen und nur durch geschultes Personal durchführbaren Nasen-Rachen-Abstrichs reicht einfaches Gurgeln. 
 

Antigen-Test 

Die Schnelltests weisen bei aktiver Infektion ein charakteristisches Protein des Coronavirus nach. Die Probe wird mittels Rachen-Nasen-Abstrichs gewonnen und auf den Teststreifen aufgetragen. Binnen 15 Minuten liegt das Ergebnis vor – allerdings mit weniger Sicherheit als PCR-Tests.
 
Anterio-Nasal-Test
Der Unterschied zur herkömmlichen Methode: Die Probenentnahme ist weniger invasiv, da ein Abstrich des vorderen Nasenbereichs reicht. Auf den Tupfer, der zur Entnahme verwendet wird, wird eine Flüssigkeit aufgetragen. Binnen Minuten erhält man ein Ergebnis. Bei einem positiven Antigentest-Ergebnis muss in jedem Fall ein PCR-Test zur Bestätigung folgen.
 

Antikörpertest
 

Im Blut der Testperson werden – sofern vorhanden – virusspezifische Antikörper nachgewiesen, was eine bereits überstandene Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2 bescheinigt. Antikörper werden etwa 14 Tage nach einer Infektion gebildet. Der Test kann keine aktive Erkrankung nachweisen. Die Testung kann mittels Blutprobe im Labor erfolgen oder mittels Schnelltest, für den nur ein Bluttropfen notwendig ist. 
 
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