Steirische Mediziner warnen

COPD wird typisches Frauenleiden

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Zunahme des Zigarettenkonsums bei Frauen verschiebt Erkrankungsrisiko hin zum weiblichen Geschlecht.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD ), die zum größten Teil mit dem "Raucherhusten" beginnt und mit Lungenblähung und -versagen schließlich tödlich enden kann, ist ein erhebliches gesundheitliches Problem. Dieses wird zunehmend zu einer "Frauensache" und die Zahl der Therapieplätze sei viel zu gering, wie steirische Mediziner warnen.

Immer mehr Erkrankungen
Studien zeigen, dass die Zahl der an COPD erkrankten Personen konsequent zunehme - auch in Österreich, so Gert Wurzinger, Primarius an der Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH Hörgas-Enzenbach im Vorfeld des Welt-COPD-Tages am 19. November. Mehr als 500.000 Menschen in Österreich und alleine rund 75.000 in der Steiermark würden an einer behandlungsbedürftigen Form der Erkrankung leiden. 9.000 müssten in der Steiermark jährlich stationär behandelt werden

Auch Passivrauch schlecht
Verursacher seien hauptsächlich Gifte in der eingeatmeten Luft, vor allem durch aktives und passives Rauchen. Was für den Betroffenen als landläufige "Raucherbronchitis" beginnt, wird oft gar nicht als Krankheitsbild erkannt und entwickelt sich über Jahre schleichend in eine chronisch fortschreitende Abnahme der Lungenfunktion. Diese kann schließlich ins Emphysem (Lungenblähung) und sogar in ein Lungenversagen münden.

Insgesamt zeige sich bei den Erkrankungsfällen ein deutlich stärkerer Anstieg bei den Frauen als bei den Männern: "Vor 20 Jahren war die COPD eine typische Männerkrankheit. Jetzt haben die Frauen die Männer schon überholt und in 20 Jahren wird die COPD eine typische Frauenkrankheit sein", schilderte Wurzinger. Er führt die Verschiebung auf die vor 20 Jahren begonnene Zunahme des Zigarettenkonsums bei Frauen zurück: "Die Erkrankung folgt mit einem zeitlichen Abstand von 20 bis 40 Jahren", so der Lungenexperte.

Früherkennung wäre wichtig
Der steirische Primar kritisierte in diesem Zusammenhang, dass in Österreich die Früherkennung von Lungenkrankheiten im Allgemeinen und COPD im Speziellen vernachlässigt werde: "Schon Kinder beginnen zu rauchen. Wenn sie dann mit 40 oder 50 Jahren aufgrund von Atemnot den Arzt aufsuchen, muss festgestellt werden, dass schon 40 oder 50 Prozent der Lungenleistung unwiderruflich verloren sind", so Wurzinger. "Ein beträchtlicher Teil der stationären Aufnahmen und damit der Kosten könnten eingespart werden, wenn die Krankheit schon im Frühstadium entdeckt und behandelt werden könnte", betonten auch die beiden Vorstände der steirisches Landesspitäler, Karlheinz Tscheliessnigg und Ernst Fartek.

Wurzinger kritisierte auch die mangelnde Möglichkeit der Rehabilitation für an den Lungen geschädigte Patienten in Österreich: "Nicht einmal zehn Prozent der benötigten Therapieplätze sind vorhanden". Und während es in Deutschland nach der stationären Rehabilitation eine Weiterführung im patientennahen Bereich in Form von 800 "Lungensportgruppen" gebe, existiere in Österreich "nicht einmal eine einzige", so Wurzinger.
 

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