Geschlechtskrankheit

Anzahl von Syphilis-Infektionen nimmt weltweit zu

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Global verbreitete Bakteriengruppe verursacht heutige Syphilisfälle

Trotz wirksamer Medikamente nimmt die Anzahl von Syphilis-Infektionen weltweit wieder zu. Ein Forscherteam unter Leitung der Uni Zürich hat die Erreger aus 13 Ländern untersucht und festgestellt, dass sie alle auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen.

Sexuell übertragbare Krankheit scheint zurückzukehren

Mehr als 500 Jahre lang war Syphilis eine der schwersten Seuchen der Menschheit. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts gingen die Infektionszahlen dank dem Einsatz von Penicillin stark zurück. Seit Ende der 1990er-Jahre scheint diese sexuell übertragbare Krankheit jedoch wieder zurückzukehren. Die Gründe dafür sind nicht klar.

Fragen um den Ursprung der Krankheit

Um die heutige Verbreitung des Erregers Treponema pallidum subsp. pallidum besser zu verstehen, hat ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Zürich rund 70 Proben von Infizierten aus 13 Ländern untersucht. Dabei verglichen sie das Erbgut der Syphilis-Bakterien und zweier verwandter Treponema-Arten, wie die Hochschule am Montag mitteilte.

"Seit Syphilis vor über 500 Jahren aufgetaucht ist, drehen sich viele Fragen um den Ursprung der Krankheit", erklärte Studienleiter Homayoun C. Bagheri, ehemals Professor an der Uni Zürich und heute am Repsol Technology Center in Madrid tätig. Anhand der Erbgutsequenzen konnten die Wissenschafter die Abstammungslinien der Bakterien nachzeichnen.

So zeigte sich, dass eine Gruppe von eng verwandten Syphilis-Bakterien für die aktuellen weltweiten Infektionen verantwortlich ist. Diese Gruppe namens "SS14-Omega" unterscheidet sich allerdings deutlich von dem am besten erforschten Treponema-Stamm mit der Bezeichnung "Nichols". "Wichtig ist daher, zukünftig jene Bakterienstämme besser zu erforschen, die hauptverantwortlich für die aktuelle weltweite Epidemie sind", sagte Studienautorin Natasha Arora von der Uni Zürich gemäß der Mitteilung.

Antibiotikaresistent

Ein weiterer wichtiger Befund der Forschenden: Die Treponema-Gruppe SS14-Omega ist nach der Entdeckung der Antibiotika entstanden. Sie habe sich Mitte des 20. Jahrhunderts aus einem gemeinsamen Ursprungsstamm entwickelt, berichten die Wissenschafter im Fachblatt "Nature Microbiology". Und: Ein großer Teil dieser Gruppe ist resistent gegen ein wichtiges Antibiotikum.

Dieser Wirkstoff namens Asithromycin wird als sogenannte "Zweitlinientherapie" breit gegen sexuell übertragene Krankheiten eingesetzt, wenn die erste Therapie nicht ausreicht. Zum Glück seien bisher noch keine Syphilis-Bakterien bekannt, die gegen Penicillin resistent seien, also die Erstlinientherapie gegen Syphilis, sagte Arora.

Die Forschenden hoffen, mit Untersuchungen wie dieser die Epidemiologie der Krankheit besser zu verstehen, die trotz wirksamer Therapien noch nicht besiegt ist. Die Erkrankung zeigt sich zunächst durch schmerzlose Schleimhautgeschwüre und Lymphknotenschwellungen, greift später Haut und Organe an und zerstört im Endstadium das zentrale Nervensystem, wenn sie unbehandelt bleibt.

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