Die wichtigsten Infos

Alles über die Grippeimpfung

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Wie jedes Jahr rückt auch in diesem Herbst die Grippeimpfung ins Zentrum der Gesundheitsprävention – diesmal mit erhöhter Brisanz. Lesen Sie, warum das so ist, wie die Impfung funktioniert und wer sich unbedingt impfen lassen sollte.

Rund 450.000 bis 1,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher aller Altersgruppen sind jährlich von der Influenza betroffen“, berichtete Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema Grippeimpfung. Die Belastung auf das Gesundheitssystem ist groß, zudem gebe es in milden „Grippe-Jahren“ 500 und im Schnitt rund 1.000 Todesfälle pro Jahr. Die steigenden Covid-19-Infektionszahlen verschärfen die herannahende Influenzasaison empfindlich, denn: Das Zusammenkommen von Grippewelle und steigenden Coronavirus-Infektionen bedeutet eine Doppelbelastung für das Gesundheitssystem. Die Sorge um medizinische Kapazitätsgrenzen, vor allem in Spitälern, lange Warte- und Auswertungszeiten bei Covid-Testungen sowie die hohe Verwechslungsgefahr von Grippe, grippalem Infekt und Covid-19 sind einige der Gründe dafür, warum die Grippe-Impfung in diesem Jahr besonders eindringlich empfohlen wird – und zwar pauschal allen Menschen, die sich und andere schützen möchten, besonders jedoch Risikogruppen und für Kinder. 

Vorerkrankungen erhöhen Risiko
Die Grippe ist eine schwere Erkrankung, die nicht selten mit Komplikationen verläuft. „Das eigene Komplikationsrisiko steigt mit den Grunderkrankungen“, verriet Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, vergangenes Jahr im gesund&fit-Interview. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz („Herzschwäche“) und Lungenerkrankungen (z. B. COPD, Asthma) sind es viele andere chronische Erkrankungen (z. B. Diabetes), die ein erhöhtes kardiovaskulares Risiko mit sich bringen.
 
Impfung bis Mitte Dezember
Doch nicht nur chronisch Kranke und andere Risikogruppen sollten sich impfen lassen, sondern „jeder, der sich und andere schützen möchte“, gab Univ.-Doz. Wenisch zu bedenken. „Eigenverantwortung und eine solidarische Sichtweise sind hier sehr wichtig – denn die Grippe wird nun mal von Mensch zu Mensch übertragen.“ Viele Gratis-Impfaktionen (z. B. für alle in Wien Lebenden; österreichweit für Kinder) sollen die eher „impffaulen“ Österreicherinnen und Österreicher dazu bewegen, sich dieses Jahr impfen zu lassen. Eine zeitgerechte Impfung ist entscheidend, da die Immunisierung nicht sofort geschieht. Idealerweise im November – die Wirkung nimmt nach einigen Monaten ab – aber spätestens Mitte Dezember sollten die Impfstoffe verabreicht werden, um für die kommende Grippewelle den bestmöglichen Schutz zu bieten. 
 
Kinderimpfung im Fokus
Ein besonderes Augenmerk wird in diesem Jahr auf die Impfung von Kindern gelegt. Der Grund ist ihre Rolle in der Übertragung von Influenzaviren: „Wir wissen, dass die Infektionsrate der Kinder wesentlich höher ist, als im Schnitt der Bevölkerung“, sagte Hans Jürgen Dornbusch, Fachgruppenleiter der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Kinder hätten eine höhere und länger dauernde Virusausscheidung als Erwachsene, betonte der Kinderarzt. Dies sei nicht betreffend der Kinder selbst höchst relevant, sondern auch zum Mitschutz anderer – vor allem der älteren Bevölkerung. „Impfe ich Kinder, schütze ich Kinder aber auch Eltern, Oma und Opa mit. Auch wenn Oma und Opa geimpft sind, ist das entscheidend, denn die Schutzwirkung ist bei Älteren schwächer“, gibt Prim. Wenisch zu bedenken. „Über die Kinderimpfung greift der Schutz, volksgesundheitlich gesehen, besonders gut – das zeigen Studien ganz deutlich.“ Neben dem solidarischen Gedanken dürfe auch die Gefahr für Kinder nicht unterschätzt werden: Bei Covid-19 seien Jüngere tendenziell weniger von schweren Verläufen betroffen, bei der Grippe sehe das Verhältnis anders aus: Die jährliche Hospitalisierungsrate bei Kindern mit Influenza liegt bei 128 je 100.000 Einwohner. Das ist „nicht so wenig“, betonte Univ.-Prof. Wiedermann-Schmidt. In der Grippe-Saison 2017/18 gab es österreichweit neun Todesfälle unter Kindern durch Influenza-Viren, in der Saison 2018/19 waren es fünf. 

Impfstoffe erklärt

Wie funktioniert die Impfung?
Strategie Impfstoffe sind jene medizinischen Wunderwaffen, die uns gegen bestimmte Infektionserkrankungen immunisieren. Je nach Typus werden zwei unterschiedliche Impfstoffarten verabreicht: Totimpfstoffe, die aus inaktivierten Erregern bestehen, und Lebendimpfstoffe, die abgeschwächte aber noch aktive Erreger enthalten. Das Schutzprinzip ist bei beiden dasselbe: Die Erreger werden vom Körper als Bedrohung erkannt und regen das Immunsystem dazu an, entsprechende Antikörper auszubilden. Dank der Inaktivierung der Erreger in Totimpfstoffen kommt es zu keinem Ausbruch der Erkrankung. Bei abgeschwächten Erregern, wie sie Lebendimpfstoffe enthalten, können vorübergehend milde Symptome auftreten. Unser Körper kann so auf sehr sichere Weise eine Abwehrstrategie entwickeln. Bei neuerlichem Kontakt mit denselben „echten“ Erregern weiß der Körper rasch zu reagieren.
 
Warum jedes Jahr? 
Prognose Eine Grippe-Impfung schützt immer nur eine Saison lang. Der Grund dafür: Die kursierenden Virenstämme ändern sich jährlich. Deshalb werden die Impfstoffe jedes Jahr neu formuliert, um in der kommenden Grippe-Saison möglichst effektiv zu schützen. Bereits im Frühjahr wird festgelegt, welche Viren in den nächsten Impfstoffen enthalten sein sollen. Diese frühe Festsetzung ist für die
zeitgerechte Produktion der Impfstoffe unerlässlich. Ein wichtiger Indikator hierfür ist, wie die Grippewelle auf der Südhalbkugel, wo sie schon im späten Frühjahr einen Höhepunkt erlebt, verläuft. Daran versucht man, eine Prognose für die Nordhalbkugel zu treffen.
 
Wann impfen?
November Die Schutzwirkung der Grippe-Impfung nimmt nach einigen Monaten ab. Daher empfehlen viele Experten, die Impfung etwa Mitte November, spätestens jedoch bis Mitte Dezember vornehmen zu lassen. So sind Sie für die Grippewelle, die üblicherweise ab dem Jahreswechsel bis in den März oder April hinein besteht, bestens geschützt. Die zugelassenen Impfstoffe unterscheiden sich nur minimal voneinander.

Wer sind die Risikogruppen?

1. Senioren
Das Immunsystem wird im Laufe des Lebens schwächer, deshalb ist gerade für ältere Menschen die Grippeimpfung zu empfehlen. Sie verhindert nicht nur den Ausbruch der Krankheit, sondern auch etwaige Komplikationen und Superinfektionen wie Lungenentzündungen.

2. Chronisch Kranke & Immunschwache
Ganz besonders wird denjenigen eine Impfung empfohlen, die eine Vorerkrankung aufweisen, welche den Körper zusätzlich belastet. Menschen mit einer bestehenden Immunschwäche sowie Herz-und Lungenkrankheiten sollten ebenfalls gegen die Influenza geimpft werden. Auch Diabetiker und jene mit anderen Stoffwechselerkrankungen gehören zur Risikogruppe, für die eine Grippe gefährlich werden kann.
 
3. Schwangere
Eine Grippe-Erkrankung kann nicht nur für die Mutter, sondern auch für das ungeborene Kind schwerwiegende Folgen haben – das Risiko für Fehl- und Frühgeburten ist erhöht. 
 
4. Kinder
Auch Kinder, bei denen das Immunsystem noch nicht richtig ausgebildet ist, sollten sich vor der Influenza mit einer Impfung schützen. Zusätzlich sind sie durch den engen Kontakt mit anderen (z. B.: beim Spielen im Kindergarten) noch anfälliger für die Viren. Die Impfung wird ab dem sechsten Lebensmonat empfohlen.

5. Menschen in Gesundheitsberufen
Krankenhauspersonal, Ärzte oder Pfleger haben häufig mit kranken Menschen zu tun. Sie sollten deshalb gegen die aggressiven Influenzaviren geimpft sein. Auch Lehrern oder Dienstleistern, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben, wird eine Impfung ans Herz gelegt.


 

 

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