Herz-Kreislauferkrankungen

Weltherztag - Defizite in Österreich bei der Prävention

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Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen zurückgegangen - Prävention bleibt aber mangelhaft

Die Zahl der auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführenden Todesfälle ist in den vergangenen Jahren in Österreich massiv zurückgegangen. Grund dafür sind vor allem Fortschritte in der Medizin, während es in der Prävention noch Defizite gibt. Darauf machten Experten in Wien bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltherztags am heutigen Donnerstag aufmerksam.

Fortschritte in der Kardiologie könnten durch ungesunden Lebensstil verloren gehen

Laut Todesursachen-Statistik sind 1997 in Österreich fast 43.000 Menschen an einer Herz-Kreislauferkrankungen gestorben. 2014 waren es 35.537, also beträchtlich weniger trotz einer höheren Bevölkerungszahl und gestiegener Lebenserwartung. Anfang der 70er-Jahre betrug die Lebenserwartung knapp 70 Jahren, bis 2014 stieg sie auf fast 82 Jahre. Rund die Hälfte dieser gewonnenen Jahre gingen auf die Fortschritte in der Kardiologie zurück, sagte Otmar Pachinger, der Präsident des vor 45 Jahren gegründeten Österreichischen Herzfonds. "Heute laufen wir Gefahr, einen Teil dieser gewonnenen Lebensjahre durch einen ungesunden Lebensstil und dessen negative gesundheitliche Auswirkungen wieder zu verlieren", mahnte der ehemalige Leiter der Kardiologie an der Innsbrucker Uni-Klinik.

Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen

Nikotin, ungesunde Ernährung und dadurch bedingtes Übergewicht sind wesentliche Faktoren, die das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. Und diese Gefahren ließen sich theoretisch auf einfache Weise reduzieren. "Leider haben die Verantwortlichen im Gesundheitssystem noch immer nicht erkannt, welches Potenzial in sinnvollen Präventionsmaßnahmen steckt", kritisierte Pachinger. Vorbeugung könnte nicht nur menschliches Leid ersparen, sondern auch Budgetmittel. Das Problem aus der Sicht des Kardiologen: Die Ersparnisse lassen sich nicht innerhalb einer Legislaturperiode realisieren.

Als Beispiel für gesundheitspolitische Erfolge in diesem Bereich nannte Pachinger Finnland, das zu den Staaten mit der höchsten Sterblichkeit bei Herzerkrankungen gehörte. Nach 25 Jahren mit gezielten Präventionsprogrammen ist es das Land mit der niedrigsten herzbedingten Sterblichkeit.

Übergewicht verhindern als oberste Priorität

Als oberste Priorität sieht der Präsident des Herzfonds Maßnahmen gegen das zunehmende Übergewicht. In Österreich sind mehr als 20 Prozent der Heranwachsenden betroffen. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Hälfte dieser übergewichtigen jungen Menschen fünf bis sieben Jahre früher sterben wird als die Generation ihrer Eltern", erklärte Pachinger.

Dass es durchaus gelingen kann, das Ernährungsverhalten junger Menschen zu ändern, zeigte das Projekt Eddy, bei dem Schüler im Alter von elf bis 14 Jahren zwei Semester lang geschult wurden und mehr Bewegung machten. Die Kinder nahmen weniger Fast-Food-Produkte, Süßigkeiten oder salzige Snacks zu sich und senkten ihren Körperfettanteil.

"Wir in Österreich sind schleißig mit der Prävention"

konstatierte auch der Diabetologe Bernhard Ludvik von der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien. Die Forschung hat hingegen ihre Aufgaben gemacht, was die Behandlung von Diabetes und überhöhter Cholesterinwerte als Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen betrifft. Bei Diabetes stehen zwei neue Substanzklassen zur Verfügung, die einen wesentlichen Fortschritt darstellen.

Die sogenannten SGLT2-Inhibitoren bewirken ein verstärktes Ausscheiden von Glucose über den Harn. Das senkt nicht die Blutzuckerkonzentration und führt zu einem Kalorienverlust, das heißt, die Patienten verlieren an Gewicht und haben auch bessere Blutdruckwerte. Die zweite Gruppe, die GLP1-Agonisten, führen zu einer verstärkten Insulinausschüttung, aber nur dann, wenn der Spiegel zu hoch ist. Ebenso senken sie die Ausschüttung des Hormons Glucagon nur dann, wenn die Blutzuckerkonzentration nicht ohnehin schon zu tief ist.

Mit PCSK9-Inhibitoren stehen monoklonale Antikörper zur Verfügung, die einen verstärkten Abbau des schädlichen LDL-Cholesterins bewirken. Diese teuren Medikamente werden, wie Ludvik betonte, ab 1. Oktober auch Kassenpatienten zur Verfügung stehen. Bezahlt werden sie dann, wenn der Patient bereits einen Infarkt oder eine Stent-Implantation hinter sich hat und herkömmliche Cholesterinsenker nicht wirken oder vertragen werden.

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