In Österreichs Schulen

Jetzt startet Gratis-HPV-Impfung

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Für die neun- bis zwölfjährigen Buben und Mädchen ist die zweiteilige Immunisierung kostenlos.

Jetzt geht es mit der HPV-Impfung zum Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs bei Frauen und vielen anderen Karzinomformen, die auch Männer betreffen in Österreich los. Für die neun- bis zwölfjährigen Buben und Mädchen ist die zweiteilige Immunisierung kostenlos, für die Zwölf- bis 15-Jährigen ist je nach Bundesland ein Beitrag zwischen etwa 40 und 50 Euro je Vakzin-Dosis zu leisten.

Kostenlos!
Das Programm wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Krebshilfe in Wien präsentiert. Das Wichtigste: Nach Diskussionen seit 2006 wird die HPV-Impfung praktisch in das kostenlose Kinderimpfprogramm übernommen. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) bezeichnete das als "großen Schritt", der über die Sicherstellung der Finanzierung ihrem Vorgänger, Alois Stöger (SPÖ), gelungen sei. Noch 2007 hatte die damalige Gesundheitsministerin und Ärztin Andrea Kdolsky (ÖVP) entgegen heftiger Expertenkritik noch an der Verursachung fast aller Gebärmutterhalskarzinome durch chronische HPV-Infektionen und an der Sicherheit der Vakzine gezweifelt.

Damit ist es nun auch in Österreich eindeutig vorbei. Gynäkologe und Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda: "Weltweit ist jede fünfte Krebserkrankung durch Infektionen bedingt." HPV mit Gebärmutterhalskarzinom, Anal-, HNO- und Vulva-Karzinomen sowie die chronische Hepatitis B (Leberzellkarzinom) seien hier zuvorderst zu nennen, so auch der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Karl Forstner.

Keine Zweifel an Wirksamkeit
An der Wirksamkeit und an der Verträglichkeit der Impfstoffe - die in Österreich verwendete Vakzine schützt gegen die HPV-Stämme 6, 11, 16 und 18 und somit gegen die gefährlichsten Krebs- und Genitalwarzen auslösenden Varianten - gibt es keinen Zweifel. "Die Impfstoffe wurden weltweit bereits 144 Millionen Mal verwendet. Es gibt keine einzige nachgewiesene schwerwiegende oder tödliche Nebenwirkung", sagte Sevelda.

Durch die Impfung ist in Australien unter den Geimpften die Häufigkeit von Genitalwarzen auf zehn Prozent des Ausgangswertes zurückgegangen. Die Häufigkeit von Zervixkarzinom-Vorstufen halbierte sich. "Wir gehen davon aus, dass pro Jahr in Österreich 5.000 bis 6.000 gynäkologische Eingriffe (Konisation; Anm.) wegen solcher schweren Dysplasien (Zellveränderungen in Richtung Krebs; Anm.) bei Frauen durchgeführt werden", so der Experte.

Auch Buben impfen!
Insgesamt, so Sevelda und Sabine Oberhauser, sie ist von Beruf Kinderärztin, beschreitet Österreich mit der Gratis-Impfung für Buben und Mädchen im Alter zwischen neun und zwölf Jahren international einen pionierhaften Weg. Männer fungieren über sexuelle Kontakte nämlich als Überträger für HPV. Mit einer entsprechenden Durchimpfungsrate könnte sich also mit der Zeit ein "Herdenschutz" ergeben, bei dem durch Zurückdrängung der Infektionen auch nicht Immunisierte geschützt werden.

So kommen Sie zu einer Gratis-Impfung

Und so sollen die Impfungen in Österreich ablaufen: In den Schulen gibt es in der vierten Klasse Volksschule eine Informationskampagne für Kinder und Eltern. Die Impfungen werden über die Schulärzte angeboten, je nach Bundesland gibt es auch die Möglichkeit, sich bei niedergelassenen Ärzten etc. immunisieren zu lassen. Für die Zwölf- bis 15-Jährigen gibt es - wiederum je nach Bundesland - die Möglichkeit zur Impfung bei niedergelassenen Ärzten oder öffentlichen Impfstellen. Hier wird allerdings Kostenbeitrag je Teilimpfung (bis zum 15. Lebensjahr zwei, später drei) eingehoben. Er beträgt etwa 40 bis etwa 50 Euro. Sonst kostet eine Vakzindosis privat 170 bis 200 Euro.

Das Gesundheitsministerium wendet in diesem Jahr rund 20 Millionen Euro für das Gratis-Kinderimpfprogramm auf (zwei Drittel der Kosten). Den Rest teilen sich Bundesländer und Sozialversicherung.

Service: Alle Informationen zur HPV-Impfung gibt es in einer Broschüre von Gesundheits- und Bildungs-/Fraueniministerium, Österreichischer Krebshilfe, Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Gesundheitsministerium; im Internet - www.krebshilfe.net

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