Fitte Wirbelsäule

Yoga für den Rücken mit Ursula Karven

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Schauspielerin Ursula Karven verrät, wie Sie mithilfe von Yoga ihre Rückenprobleme in den Griff bekommen hat, und zeigt Therapie-Übungen zum Nachmachen.

Die täglichen Yoga-Einheiten auf der Matte sind für sie „so selbstverständlich wie Zähneputzen“. Schauspielerin Ursula Karven, 49, gilt als DIE deutsche Yoga-Botschafterin. Der asiatischen Dehn-Gymnastik verdankt sie viel: Karven ist Skoliose-Patientin (diagnostizierte Fehlstellung der Wirbelsäule) und hat einen Gleitwirbel im unteren Lendenwirbelbereich. Dank Yoga ist sie heute nicht nur schmerzfrei, sondern kann sogar Ski fahren oder Tennis spielen. Und sie ist ein glücklicherer Mensch.

„Konnte vor Schmerz nicht gehen“

Das Interview. In DVDs und Büchern zeigt Karven jene Yoga-Programme, die ihr selbst geholfen haben. Speziell für Menschen mit Rückenproblemen hat sie in Zusammenarbeit mit Medizinern eine Yogatherapie-Trilogie (siehe DVDs unten) entwickelt. Am 17. Juni wurde die attraktive Aktrice unter anderem dafür beim „MADONNA Leading Ladies“-Award in Wien in der Kategorie „Gesundheit“ ausgezeichnet. Wir trafen die sympathische Schauspielerin zum Fit-Talk:

Frau Karven, Sie sind nun 49. Wann und warum haben Sie mit Yoga begonnen?
Ursula Karven:
Mit 30. Ich war mein ganzes Leben lang Rückenpatientin. In meiner ersten Schwangerschaft (Anm: Karven hat drei Kinder; 2011 ertrank ihr damals vierjähriger Sohn Daniel im Pool des US-Musikers Tommy Lee) konnte ich vor Schmerzen nicht mehr gerade stehen. Da hat mir mein Arzt in Kalifornien Yoga verschrieben.

Yoga auf Krankenschein?
Karven:
Mehr oder weniger (lacht). Vor zwanzig Jahren war Yoga ja noch nicht so populär und ich dachte: Oh Gott, das ist sicher so etwas Esoterisches, wo alle im Kreis stehen und Händchen halten oder so. Mir waren ja auch Leute mit Steinchen in ihren Taschen immer suspekt. Aber meine Schmerzen waren so groß, da dachte ich: Ich probier’s!

Und? Hat es geholfen?
Karven:
Und wie! Ich kam in eine Art Reha-Yoga-Gruppe. Und ich war erstaunt: Da waren lauter Rentner, die allesamt beweglicher, fitter und auch fröhlicher waren als ich. Das Unglaubliche war: Nach vier Wochen war ich schmerzfrei. Ich habe mich wie so ein kleines Farnblatt von innen aufgerollt ...

Hatten Sie davor schon andere Therapien gegen Ihre Rückenschmerzen probiert?
Karven:
So ziemlich alles – von Feldenkreis-Körperarbeit bis zum Kieser-Training. Das Tolle bei Yoga ist nicht nur, dass es wirkt, sondern man ist weder auf Geräte noch auf einen Coach angewiesen. Ich bin dann immer tiefer in das Thema eingetaucht. Und plötzlich war Yoga in Kalifornien DIE Trendsportart, weil auch Stars wie Madonna oder Gwyneth Paltrow ihre Yoga-Matten ausrollten.

Yoga für den Rücken

Rückenschonend. Kniestand, rechter Fuß ist vorne. Rechte Hand neben rechtem Fuß abstützen. Einatmen und linken Arm (gestreckt) seitlich auf Schulterhöhe anheben. Oberkörper nach links drehen. Ausatmen und dabei Oberkörper nach rechts neigen, rechten Fuß vorstellen und rechte Hand neben rechtem Fuß ablegen. Sieben Mal im Wechsel. Kräftigt Rückenmuskeln & erdet.

Kräftigt Nacken. Im Stand die Beine grätschen. Einatmen. Beim Ausatmen Oberkörper nach vorn beugen und mit der rechten Hand den Boden berühren. Linken Arm gestreckt nach hinten führen. Kopf nach links drehen. Einatmen und beim Ausatmen die Seite wechseln. Diese Übung ist am effektivsten, wenn sie mit geschlossenen Augen ausgeführt wird. Bringt viel neue Energie!

Für Kraft & Mut. Grätschstand. Arme ruhen an den Oberschenkeln. Hinteren linken Fuß nach außen drehen. Rechtes Bein beugen. Rücken gerade strecken, gesamten Körper anspannen. Beim Einatmen rechten Arm nach oben führen (siehe Bild). Drei Atemzüge lang halten, dann die Seite wechseln. Kräftigt den gesamte Körper, stärkt das Durchhaltevermögen und hilft, seelische Festigkeit und Mut zu entwickeln.

Reinigt die Lunge. Am Boden knien. Po liegt auf Fersen auf. Zehenspitzen aufstellen, die Knie hüftbreit auseinander. Po anheben und in den Vierfüßlerstand gehen. Auf Unterarmen aufstützen (siehe Bild). Einatmen, Po nach oben drücken und Beine möglichst durchstrecken. Den Kopf in der Verlängerung der Wirbelsäule halten. 7-Mal ein- und ausatmen. Absenken. Übung 3 x wiederholen.



Der Boom hält an. Dennoch wurden vor kurzer Zeit auch Stimmen laut, die meinten, Yoga sei schädlich – insbesondere für Menschen mit Rückenproblemen …
karven:  Es kommt natürlich auf die Diagnose an. Laufen ist gesund – aber bei einem Bandscheibenvorfall kann ich auch nicht joggen. Tatsache ist: Es gibt so viele verschiedene Yoga-Varianten – und bei Rückenproblemen muss man sie halt dementsprechend variieren. Ich habe in Zusammenarbeit mit Ärzten eine Yoga-Therapie für den Rücken entwickelt – mit Übungen, die mir selbst damals so geholfen haben. Es sind drei Übungsserien: eine speziell für Schulter und Nacken, eine für den unteren Rücken und eine, die sogar Bandscheiben-Patienten nach einer Operation durchführen können.

Was genau unterscheidet herkömmliches Yoga von den Übungen der Yoga-Therapie für den Rücken?
Karven:
Die Yogatherapie beinhaltet besonders schonende Übungsvarianten, die den Rücken auf sanfte Weise stärken und entspannen (siehe dazu Abbildungen auf der nächsten Seite). Es ist wichtig, bei der Durchführung der Sequenzen auf die korrekte Ausführung der Bewegungen zu achten, damit man den größtmöglichen Nutzen aus dem Training zieht.

Yoga für Menschen mit Bandscheiben-Problemen? Das ist schwer vorstellbar ...
Karven:
Ich habe die Übungen gemeinsam mit Dr. Jan-Peter Jansen, dem ärztlichen Leiter des Schmerzzentrums Berlin, entwickelt. Er hält Meditation und Yoga zur Schmerzbewältigung für extrem wichtig. Yoga bedeutet Entspannung, Muskelaufbau und Körperbewusstsein zugleich: Schmerzpatienten merken schon nach wenigen Yogastunden, dass sie selbst Macht über den Schmerz haben – das ist extrem wichtig und erleichternd. Und: Die Yogatherapie wirkt bei sämtlichen Rückenbeschwerden auch vorbeugend. Entscheidend dabei ist die Atmung: Eine verbesserte Atemfunktion führt zu weniger Stress und macht glücklich.

Wenn Yoga vorbeugend helfen soll: Wie lange muss ich es täglich praktizieren?
Karven:
15 Minuten genügen. Ich mache meine Yoga-Übungen immer gleich in der Früh nach dem Aufstehen. Das ist für mich so selbstverständlich wie Zähneputzen.

Fällt es Ihnen nie schwer, sich dafür zu motivieren?
Karven:
Natürlich! Aber wenn ich schmerzfrei bleiben will – was ich zum Glück bin – muss ich jeden Tag auf die Matte. Ich habe dank Yoga mittlerweile so ein starkes Muskelkorsett, dass ich trotz meiner Skoliose und Gleitwirbel alles machen kann – sogar Skifahren oder Tennis spielen. Deshalb gibt es da keine Diskussion: Auch wenn ich mich ab und zu überwinden muss – Yoga wird täglich gemacht.

Hilft Yoga auch bei anderen Beschwerden außer bei Rückenleiden?
Karven:
Natürlich. Man kann damit zum Beispiel zu hohe Blutdruckwerte senken oder PMS-Beschwerden lindern. Letztlich hilft es gegen alle stressbedingten Beschwerden – von Schlafproblemen bis zu Magen-Darm-Störungen. Yoga baut Muskulatur auf und sorgt für eine bessere Körperwahrnehmung. Es entspannt, baut Ängste ab und löst Blockaden – körperliche wie seelische und geistige.

Sie werden heuer 50. Hilft Yoga auch gegen Wechselbeschwerden, beziehungsweise, länger jung zu bleiben ?
Karven:
Natürlich spüre ich, dass sich mein Körper verändert. Aber ich habe Wechselbeschwerden dank Yoga gut im Griff. Es hilft, Vertrauen in den Körper zu entwickeln. Und immerhin mache ich es ja schon seit über zwanzig Jahren!  Yoga ist ein ganzheitliches Konzept. Und ein Lieblings-Motto von mir lautet: „Das Einzige, worauf man sich verlassen kann, ist die Veränderung.“

Sie fühlen sich also dank Yoga jung?
Karven:
Ich sage immer: Man ist so jung, wie die Wirbelsäule flexibel ist.

Was raten Sie Yoga-Einsteigern?
Karven:
Wichtig ist es, sich auf die korrekte Atmung zu konzentrieren: Es wird immer durch die Nase ein- und ausgeatmet.

Für Anfänger ist es oft schon schwer, die richtige Sitzhaltung einzunehmen ...
Karven:
Wenn Sie Schwierigkeiten mit dem Schneidersitz haben, nehmen Sie sich Kissen als Sitzunterlage und seitlich unter die Knie. Das entlastet die Wirbelsäule und die Knie. Immer aufrecht sitzen! Der Kopf ist gerade – also ob er von einem dünne Faden nach oben gezogen wird. Das Wichtigste bei Yoga ist aber, dass ich es wirklich regelmäßig praktiziere.
 
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